Rebellion der Verlorenen
dabei den größten Teil ihrer Haut verloren hatten.
Ein Schaudern überlief Luke. Er versuchte, seine Hand zu heben, um nachzusehen, ob sie noch von Haut bedeckt war, aber die Frau schüttelte den Kopf.
»Je mehr Sie sich anstrengen, desto länger dauert es, bis Sie wiederhergestellt sind. Sie können überhaupt nichts spüren, weil die Nebelmacher ihre Opfer betäuben, ehe sie sie fressen. Aber die Betäubung wird bald nachlassen - eine Stunde, vielleicht weniger -, dann können wir essen. Ich habe mich nicht getraut, Sie in diesem Zustand zu füttern. Ich befürchtete, Sie könnten an dem Essen ersticken.«
Es war ein eigenartiges Gefühl, ihr zuzuhören, die Hälfte der Worte zu verstehen und den Rest von ihren Lippen abzulesen.
»Ich weiß, daß Sie Fragen haben. Aber es ist besser, wenn Sie nichts sagen.« Die Frau griff sich einen Stuhl und trat ein paarmal auf ein Pedal, so daß sich die Sitzfläche auf Lukes Höhe hob, dann setzte sie sich. »Ich werde versuchen, Ihre Fragen zu beantworten.«
Er blinzelte in der Hoffnung, ihr damit seine Dankbarkeit zeigen zu können.
»Sie hatten Glück, daß ich Ihre Landung gehört habe. Ich hatte gehofft ...« Sie stockte, schüttelte den Kopf, als wollte sie sich selbst tadeln, und sagte dann: »Es kommt nicht darauf an, was ich gehofft hatte. Ich bin jedenfalls nachsehen gegangen, und da sah ich die Nebelmacher um das Schiff herumschweben. Ich wollte mich gerade abwenden, als dieser große Nebelmacher explodierte.«
Bei der Erinnerung daran weiteten sich ihre Augen. In Lukes Erinnerung hallte das Geräusch der Explosion nach, das überraschende Plopp!, das ihm das Leben gerettet hatte.
»Das war gut, das muß ich sagen«, fuhr die Frau fort. »Sie müssen mir sagen, wie Sie das angestellt haben. Diesen Dingern ist sonst nicht einmal mit Blasterfeuer beizukommen.«
Langsam stellte sich Lukes Gehör wieder ein. Er nahm jetzt immer mehr von dem, was sie sagte, akustisch wahr. Außerdem hatte er das Gefühl, einen Luftstrom am Rücken zu verspüren.
»Ich habe mich geduckt. Der Schleim ist nach allen Richtungen gespritzt. Gut, daß ich weit genug weg war, sonst hätte mich das Zeug erwischt. Als ich mich wieder aufrichtete, habe ich Sie gesehen.«
»Danke«, flüsterte er - oder versuchte es wenigstens. Seine Lippen versagten ihm den Dienst.
»Psst«, machte sie. »Wenn ich keine Schutzkleidung gehabt hätte, hätte ich Sie einfach dort liegen lassen. Ich wäre vollkommen machtlos gewesen. Bis ich Schutzkleidung geholt hätte, wären Sie längst tot gewesen. Glück. Sie hatten einfach Glück.«
Sie war redlich bemüht, nur ja nicht den Eindruck zu erwecken, er schulde ihr Dank. Er würde sie später nach dem Grund dafür fragen.
»Mal sehen. Was könnten Sie sonst noch wissen wollen?« Sie runzelte die Stirn und zupfte an einem silbernen Ring, den sie an der rechten Hand trug. »Sie sind jetzt beinahe einen ganzen Tag lang hier, und Ihr X-Flügler ist nicht beschädigt. Ein paar kleine Kratzer am Rumpf, wo der Schleim hingespritzt ist, sonst nichts.«
Luke räusperte sich. Auch sein Gefühl kehrte langsam zurück: Er hörte und spürte das Geräusch gleichermaßen.
Die Frau zuckte die Achseln. »Und dann werden Sie wohl wissen wollen, wer ich bin.« Sie holte mit der linken Hand aus und machte eine Bewegung, die den ganzen Raum einschloß, in dem sie sich befanden. »Das meiste von dem Zeug habe ich gestohlen, als die Imperialen hier weggegangen sind. Ich hätte schon längst selbst von hier weggehen sollen, aber ...« Die Pause, die sie machte, war zu lang. Wieder spürte Luke, daß sie etwas zurückhielt. »... ich bin eben hier zu Hause. Wie schrecklich es auch sein mag, ein Zuhause ist eben ein Zuhause, wissen Sie?«
Nein, das wußte er nicht. Er war froh, daß er darauf nicht zu antworten brauchte. Sein Zuhause war Tatooine, aber dort würde er nie mehr leben, obwohl er gar nicht sicher war, ob seine Antwort dieselbe gewesen wäre, wenn Tante Beru und Onkel Owen noch lebten.
»All das Zeug hier kam mir recht gelegen«, fuhr die Frau fort. »Im großen und ganzen komme ich damit ganz gut zu recht und kamt für mich selbst sorgen. Aber einen Zusammenstoß mit den Nebelmachern, so wie Sie, hatte ich nie. Ich, habe noch nie erlebt, daß jemand so etwas überlebt hat.«
Der Luftstrom war warm, und das war es auch, was er beim Aufwachen verspürt hatte. Weil er nämlich überhaupt nichts am Leib hatte. Keine Hosen, keine Decke und auch sonst nichts. Luke
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