Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Er grinste nur und spuckte den Holzspan aus, auf dem er herumgekaut hatte.
    »Ich wäre letzte Nacht nicht weggelaufen, wenn ich nicht den Bauch voller Fusel gehabt hätte. Aber jetzt bin ich wieder nüchtern, und der Gedanke, Sie auf den Fersen zu haben, gefällt mir überhaupt nicht. Die Straße ist mir gerade recht, mein Freund, aber wenn Sie mich fragen – die kleine Lady da ist es nicht wert, daß Sie für sie sterben wollen.«
    »Wer fragt Sie denn?«
    Rafferty lachte nur und streckte seinen Arm aus, um zu bedeuten, daß Angel ihm die Straße entlang vorausgehen solle. Cassie fand Raffertys Zuversicht widerwärtig. Sie hatte recht gehabt, sich seinetwegen Sorgen zu machen, und als Angel sich umdrehte, sah sie auch, warum. Rafferty hatte nicht die geringste Absicht, Angel in einem fairen Kampf gegenüberzutreten. In derselben Sekunde, als Angel ihm den Rücken zuwandte, griff er nach seiner Waffe.
    Cassie zog ebenfalls ihren Colt, rief aber zur Sicherheit noch: »Achtung!« Trotzdem drückte sie ab. Auch Angel schoß. Raffertys Kugel traf den Schmutz zu seinen Füßen, während er selbst mit dem Gesicht nach unten auf die Straße fiel. Der Pulverdampf von drei Schüssen brannte Cassie in den Augen. Und als sie zusah, wie Angel den am Boden liegenden Mann mit dem Fuß umdrehte, wurde ihr klar, daß sie ihre eigene Waffe ebensogut in ihrem Halfter hätte lassen können. Angel hatte sich umgedreht und Rafferty erschossen, noch bevor ihr Warnruf ganz verhallt war.
    Sie stellte sich neben Angel, um sich die beiden Schußwunden näher anzusehen. Eine Kugel, die dazu gedacht gewesen war, Rafferty bewegungsunfähig zu machen, steckte in seiner Schulter, und eine andere, die dazu gedacht war, ihn zu töten, war direkt über dem Herzen eingeschlagen. Beide Kugeln hatten ihre Absicht erreicht, und das Ergebnis war einfach gräßlich.
    »Sie hätten diesen Kampf mir überlassen sollen«, sagte sie kleinlaut. »Ich hätte ihn nur verwundet. Sie – haben ihn getötet.«
    Angel sah sie scharf an. »Wollen Sie mir etwa erzählen, er hätte das nicht herausgefordert?«
    »Nun … nein, aber – es hätte niemand sterben müssen, wenn Sie diesen Kampf mir überlassen hätten.«
    »Machen Sie sich doch nichts vor. Es wäre genau dasselbe passiert – das heißt, wenn er es geschafft hätte, mit seinem Gelächter lange genug aufzuhören.«
    Sein Spott brachte sie in Rage. »Das ist nicht komisch.«
    »Hat er aber gedacht. Darum geht es allerdings jetzt nicht. Solange ich in der Nähe bin, Lady, werden Sie an keiner Schießerei teilnehmen. Mir ist es egal, wie gut Sie zu sein glauben …«
    »Ich weiß, wie gut ich bin«, gab sie zurück.
    Sein Ton wurde – sie empfand es als Herablassung – ein wenig weicher. »Es ist nicht dasselbe, mit der Waffe zu trainieren oder einem Mann gegenüberzustehen, der versuchen wird, Sie zu töten, Cassie. Den Unterschied zwischen diesen beiden Dingen wollen Sie gewiß nicht kennenlernen.«
    »Das mag sein«, gab sie zu. »Aber Sie verstehen nicht, worum es mir geht. Rafferty sollte nicht tot sein. Eine Verletzung hätte gereicht …«
    »Das ist das Ergebnis, wenn man schießt, um zu verwunden«, unterbrach er sie und zeigte mit dem Daumen auf die Narbe an seinem Kiefer. »Der Bursche hat sich erholt und mich anschließend wieder aufgespürt. Er wollte mich tot sehen, hatte aber zuviel Angst, mir noch einmal in einem fairen Kampf gegenüberzutreten. Also schlich er sich von hinten an mich heran. Ich stehe nur deshalb hier vor Ihnen, weil er mit dem Messer genauso lausig schlecht umgehen konnte wie mit dem Revolver – und weil ich es mir abgewöhnt habe zu schießen, um zu verwunden.«
    »Sie haben recht.«
    »Ich habe was?«
    Cassie krümmte sich innerlich. »Machen Sie doch kein so überraschtes Gesicht. Was Sie gerade gesagt haben, hat mich an ein paar Schießereien erinnert, von denen man mir erzählt hat. In diesen Fällen ist auch immer ein Mann verwundet worden, und nach ein paar Tagen hat man dann den anderen in irgendeiner kleinen Gasse mit einer Kugel im Rücken gefunden. Ich will damit nicht sagen, daß das immer passiert, aber es passiert oft genug, um – um Ihre Ansicht zu rechtfertigen, für Sie jedenfalls.«
    »Was war hier los?«
    Cassie drehte sich um und sah den Sheriff, wie er sich seinen Weg durch ein Dutzend von Menschen bahnte, die auf sie zudrängten. Sie alle versuchten, einen Blick auf den Toten zu erhaschen, ohne dem Mann zu nahe zu kommen, der ihn erschossen

Weitere Kostenlose Bücher