Rebellion des Herzens
die Haustür zu, während sie ihm zornig zuflüsterte: »Sind Sie jetzt zufrieden? Wenn Angel Sie dafür nicht umbringt, werde ich es wohl tun.«
»Was ist denn schon Großes passiert, Cassie?« hatte er die Frechheit zu erwidern. »Pa ist jetzt zufrieden, und Sie lassen das Ganze einfach annullieren. Welchen Schaden haben wir also angerichtet?«
»Der Schaden, den Sie angerichtet haben, ist der, daß Angel es vielleicht nicht so sehen wird, Sie Esel. Und jetzt verschwinden Sie endlich aus meinem Haus.«
Es war ihr eine echte Befriedigung, die Tür hinter Frazer zuzuschlagen, aber einen Blick auf den Tisch im Flur zeigte, daß Richard doch nicht so klug gewesen war, wie sie gehofft hatte. Er hatte Angels Waffe dagelassen. Sie hob sie auf und suchte nach einem Platz, wo sie sie verstecken konnte, aber im Flur gab es keine Möglichkeit dazu. Daher ließ sie den Colt unter ihren Mantel gleiten, bis sie spürte, daß er in ihrem enganliegenden Mieder steckenblieb. Plötzlich wurde ihr klar, daß sie nicht einmal daran gedacht hatte, für die Hochzeit ihren Mantel auszuziehen.
Gelächter stieg in ihrer Kehle auf. Sie schluckte es jedoch mit einem stummen Stöhnen hinunter.
»Cassie?«
Beim Klang seiner Stimme aus dem Salon fuhr sie herum. Sie war noch nicht bereit für diese Begegnung. Morgen konnten sie über die Annullierung reden. Heute abend war seine Waffe nicht das einzige, was es zu verstecken galt. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, rannte sie die Treppen hinauf und schloß sich in ihrem Zimmer ein.
21
Als Cassie an jenem Abend nicht zum Dinner herunterkam, wurde Emanuel mit einem Tablett zu ihr hinaufgeschickt. Maria hatte einige von Cassies Lieblingsgerichten zubereitet und sich dabei selbst übertroffen. Nun, sie hatte schließlich genug Zeit dazu gehabt, da sie bisher noch kein Blut aufwischen mußte. Und die Haushälterin hatte entweder zugehört oder erraten, was geschehen war. Aber Cassie stocherte lediglich im Essen herum.
Mit Marabelle neben sich, die sie ein Dutzendmal beinahe zu Fall gebracht hätte, lief sie pausenlos im Zimmer auf und ab. Wie gewöhnlich spürte die Pantherkatze ihre Aufregung und würde sich erst dann beruhigen, wenn Cassie das auch tat. Aber Cassie war nur noch ein Nervenbündel; sie fragte sich, ob Angel das Haus verlassen hatte, fragte sich, was er unternehmen würde – und gegen wen. Es war ihr einfach unmöglich, sich hinzusetzen, und erst recht nicht, schon zu Bett zu gehen.
Als es an ihrer Tür klopfte, war sie so tief in Gedanken versunken, daß sie nicht weiter darüber nachdachte, ob sie öffnen solle. Sie nahm an, es 0 sei Emanuel, der das Tablett wieder abholen wollte. Aber sie hatte sich geirrt.
»Ich hätte nicht gedacht, daß Sie mir öffnen würden«, sagte Angel.
Das hätte sie auch nicht getan, wenn ihr klar gewesen wäre, daß er es war. Und sie hätte die Tür auch auf der Stelle wieder geschlossen, wenn er nicht einen Schritt vorgetreten wäre, so daß sie ihm die Tür hätte ins Gesicht schlagen müssen, um sie wieder zu schließen. Also tat sie es nicht. Statt dessen wich sie langsam vor ihm zurück. Das schien sie in letzter Zeit häufig zu tun, wenn er in ihrer Nähe war.
Er wollte wahrscheinlich seine Waffe. Nein, er konnte ja nicht wissen, daß sie sie hatte. Wahrscheinlicher war, daß er ihre wollte. Was auch immer er vorhatte, sie mußte es ihm ausreden – irgendwie.
»Sie müssen ja ziemlich hungrig gewesen sein.«
Sie folgte seinem Blick zu dem leeren Tablett. »Marabelle war hungrig«, erwiderte sie, ohne dem sanften Ton, mit dem er jetzt sprach, auch nur einen Augenblick lang zu trauen. »Sehen Sie, können wir nicht darüber reden?«
»Aber gewiß doch – sobald Sie die Katze weggeschickt haben.«
Marabelle saß neben Cassie auf ihren Hinterpfoten. Da sie Angels Angst vor dem Panther kannte, war es das letzte, was sie wollte, Marabelle aus dem Zimmer zu schicken; andererseits hatte sie den Eindruck, daß ein Friedensangebot durchaus angebracht sein könnte. Daher führte sie die große Katze zur Tür und scheuchte sie hinaus. Angel war ins Zimmer geschlendert, um Marabelle aus dem Weg zu gehen.
Cassie schloß die Tür, blieb jedoch ganz in der Nähe stehen. Angel war erst einmal vorher in ihrem Zimmer gewesen. Sie erinnerte sich an jene Nacht und spürte wieder dieses Flattern in ihrem Bauch. Und er starrte ihr Bett an. Warum tat er das?
Sie holte tief Luft und begann, leichthin mit ihm zu reden, in der Hoffnung, das
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