Rebellion des Herzens
Bogen um Angel, als sie die Scheune verließen. Jenny blieb bei Cassie stehen, um sie zu umarmen.
»Ich kann nicht glauben, daß das alles wirklich passiert ist, aber vielen Dank«, flüsterte Jenny.
»Du weißt ja, was man von Haß und Liebe sagt. Die Hälfte der Zeit kann man sie nicht auseinanderhalten.«
»Ich weiß – aber Ma und R. J.?«
Beide Mädchen lächelten. »Paß auf dich auf, Jenny, und auf deine neue Familie.«
»Das mache ich. Und jetzt, da alles anders ist als früher, mußt du auch nicht weggehen.«
»Nun, da meine Mutter hier aufgetaucht ist, muß ich es wohl doch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ungemütlich es sein kann, wenn man mit ihr und meinem Vater im selben Haus lebt.«
»Aber du hast doch heute abend einen ganzen Sack voller Wunder dabei. Warum ziehst du nicht noch eins daraus hervor?«
»Ich wünschte, ich könnte es, aber ich habe einfach nicht die Nerven, mich in die Probleme meiner Eltern einzumischen.«
»Nun, paß du jedenfalls auch gut auf dich auf, und schreib mir.«
»Das mache ich.«
Jenny rannte zu Clayton hinüber, der am Scheunentor auf sie wartete. Arm in Arm gingen sie hinaus. Cassie seufzte, als sie daran dachte, was sie noch alles vor sich hatte. Sie sah sich um und fand ihre Mutter auf einem Heuballen sitzend. Ihr Vater lehnte sich an Marabelles Transportkäfig, löste sich jetzt jedoch davon und kam auf sie zu.
»Es ist schön zu wissen, daß ich nicht die einzige bin, die eine Leiche im Keller hat«, bemerkte Catherine abfällig, während sie ebenfalls auf Cassie zuging.
»Deine Mutter hat überhaupt kein Mitgefühl, und du kannst ihr mitteilen, ich hätte das gesagt«, bemerkte Charles.
Cassie hatte nicht die geringste Absicht, das zu tun. Das einzige, was sie sich jetzt wünschte, war, zu entkommen, um ihren Triumph für eine kurze Zeit auskosten zu können, bevor sie es mit dem fürchterlichen Temperament ihrer Mutter aufnehmen mußte. Also wartete sie nicht länger auf ihre Eltern, sondern lief zu Angel hinüber.
»Vielen Dank …«, begann sie, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Du bist noch nicht fertig.«
»Wie bitte?«
»Nein«, sagte er und trat vor, um ihren Eltern den Weg zu versperren. »Sie haben vor zwanzig Jahren eine Art Waffenstillstand für Ihren privaten Krieg geschlossen«, sagte Angel zu ihnen. »Vielleicht hätten Sie die Sache besser miteinander austragen sollen. Würden Sie gern noch ein kleines Weilchen hier bleiben?«
»Nein, verdammt noch mal«, erwiderte Catherine.
»Ja«, sagte Charles, was ihm ein schockiertes Keuchen von seiner Frau eintrug und ein Grinsen von Angel, bevor dieser Cassie aus der Scheune schob und die Tür hinter sich schloß.
Catherine fing, wie erwartet, sofort an, zu schreien und gegen die Tür zu hämmern. Cassie starrte Angel entsetzt an, als er den hölzernen Riegel vorlegte, um die beiden einzuschließen.
»Das kannst du nicht tun«, sagte sie.
»Wie du siehst, habe ich es gerade getan.«
»Aber …«
»Sei still, Cassie. Es hat durchaus seine Vorteile, miteinander eingeschlossen zu sein. So etwas bringt das Schlimmste – oder das Beste – in einem Menschen ans Tageslicht. Laß deine Eltern diese Erfahrung ruhig machen. Möglicherweise profitieren sie davon.«
»Oder sie bringen einander um.«
Er lachte in sich hinein und zog sie in seine Arme. »Wo ist jetzt dein Optimismus, der dich dazu bringt, dich überall einzumischen?«
Sie kam nicht mehr dazu, ihm eine Antwort zu geben. Er küßte sie, lange und heftig, und als er aufhörte, war sie so betäubt, daß sie nicht einmal bemerkte, daß die Schreie in der Scheune verstummt waren.
»Geh ins Haus, Schätzchen.« Angel schob sie ein Stück darauf zu. »Du kannst sie morgen früh herauslassen.«
Cassie ging, aber nur, weil sie erwartete, daß er ihr folgen würde. Er folgte ihr nicht. In jener Nacht verschwand er aus ihrem Leben.
27
Cassie verließ Texas nun doch nicht, wie geplant, am nächsten Tag. Sie hatte die Nacht in einem Sessel im Salon zugebracht, wo sie eingeschlafen war, während sie auf Angel wartete. Nachdem der durch die Fenster fallende Sonnenschein sie geweckt hatte, ging sie als erstes hinauf in sein Zimmer. Dort fand sie ein unbenutztes Bett vor, und die Ecke, in der er seine Satteltaschen übereinandergestapelt hatte, war leer. Nichts in dem Zimmer wies darauf hin, daß er jemals hier geschlafen hatte.
Als nächstes lief sie hinaus in den Stall, fand aber auch dort genau das, was sie mittlerweile
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