Rebellion des Herzens
wußte, daß ich ihn nicht liebte und auch nie lieben würde.
Damit war die Geschichte allerdings noch nicht zu Ende.
R, J. hörte in den nächsten Monaten überhaupt nicht mehr auf zu trinken und begann, auf Nat zu schießen, wann immer er ihn traf. Natürlich konnte er in seinem Zustand nicht einmal ein Scheunentor treffen, aber Nat ärgerte sich genug über ihn, um irgendwann anzufangen zurückzuschießen. Er hatte etwas mehr Glück und verpaßte R. J. eines Tages tatsächlich eine Kugel.«
»Du nennst es Glück, daß der Kerl mich in den Fuß geschossen hat?« warf R. J. dazwischen.
Dorothy ignorierte ihn und fuhr fort: »Das war der Zeitpunkt, als R. J. langsam wieder nüchtern wurde, und anschließend begann er ernsthaft zu versuchen, meinen Mann zu töten. Da Nat wußte, daß ich ihn ohnehin nicht um mich haben wollte, fand er, es sei gesünder für ihn zu verschwinden. Nur daß er es schaffte, meinen Vater vorher so aufzuhetzen, daß er Klage gegen R. J. erhob. Aber das einzige, was er damit erreichte, war, R. J. in Verlegenheit zu bringen, so daß er anschließend noch ekelhafter wurde.
Und dann hat er meine beste Freundin geheiratet, weil er glaubte, er könne mich damit verletzen. Ich gebe zu, daß es so war, ganz besonders, nachdem sie so schnell schwanger wurde. Ich hatte einen Ehemann, von dem ich mich nicht scheiden lassen konnte, und R. J. gründete eine Familie. Damals fing ich an, ihn zu hassen.
Nat kam nur noch nach Hause, wenn er Geld brauchte. Aber er blieb niemals lange da, denn sobald R. J. von Nats Anwesenheit auf der Ranch erfuhr, fingen die verdammten Schießereien auch schon wieder an.«
»Ich weiß, daß Pa nie zu Hause war«, sagte Jenny, die jetzt sehr leise sprach. »Aber wie kommt es, daß du uns nie gesagt hast, was für ein Mistkerl er war?«
»Weil ich Grund hatte, ihm dankbar zu sein, Jenny. Er kam nicht oft, aber jedesmal, wenn er kam, bekam ich ein Kind. Und die Ranch und meine Kinder – das war alles, wofür es sich zu leben lohnte. Außerdem wäre er niemals so geworden, wenn R. J. ihn nicht dazu gebracht hätte. Bevor das geschah, war Nat ein harter Arbeiter und ein guter Vormann.«
Ein drückendes Schweigen folgte. R. J. war derjenige, der es schließlich brach. »Gütiger Gott, meine Erinnerungen sind ganz anders, Dotty.«
Sie drehte sich um und warf ihm einen kühlen Blick zu. »Das überrascht mich gar nicht. Du warst damals ja nie lange genug nüchtern, um dich überhaupt an viel erinnern zu können.«
»Wenn es das ist, was damals passiert ist, dann sollte ich mich wohl bei dir entschuldigen.«
Sie war nicht besonders beeindruckt. »Ach, wirklich?«
Jetzt wirkte R. J. eindeutig verlegen. »Glaubst du – hm -glaubst du, wir könnten einen Schlußstrich unter all das setzen und noch einmal von vorn beginnen?«
»Nein.«
Er seufzte. »Das hatte ich auch nicht erwartet. Aber du kannst mich morgen abend zum Dinner einladen, und wir können dann noch mal darüber reden.«
Diese Gelegenheit konnte Frazer sich nicht entgehen lassen. Er fing wieder an zu lachen. R. J. zog einen seiner Stiefel aus und warf ihn seinem Ältesten an den Kopf.
Dorothy bemerkte: »Das ist ein merkwürdiger Junge, den du dir da großgezogen hast, R. J.«
»Ich weiß«, brummte R. J. »Der Blödmann würde noch auf seiner eigenen Beerdigung lachen. Nun komm, Dotty, ich begleite dich nach Hause, so wie ich es früher … ich meine …« Er wandte sich an Cassie. »Hast du noch mehr auf Lager, was wir uns unbedingt anhören müssen, Kleine?«
Cassie schmunzelte. Sie konnte einfach nichts dagegen tun. »Nein, Sir. Ich glaube, in diesem Teil des Landes gibt es nichts mehr, worin ich mich einmischen würde.«
Angel hatte bereits die Tür geöffnet und trat jetzt zur Seite. Die kühle Nachtluft, die in die Scheune strömte, lud nicht gerade dazu ein, länger zu verweilen. R. J. ging voraus – ohne seinen Stiefel – blieb jedoch vor Angel stehen, um ihm einen abschätzenden Blick zuzuwerfen.
»Ich glaube, Sie und ich, wir sind jetzt quitt«, bemerkte R. J.
»Sieht mir eher so aus, als wären Sie ein klein wenig im Vorteil«, erwiderte Angel.
R. J. grinste. »Ja, das mag sein, aber befriedigen Sie doch bitte meine Neugier, mein Sohn. Wie kommt es, daß man Sie den Engel des Todes nennt?«
»Wahrscheinlich, weil noch nie jemand einen Kampf mit mir überlebt hat.«
R. J. fand diese Antwort sehr komisch und kicherte. Seine Söhne teilten diese Belustigung nicht und machten einen großen
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