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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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rannten atemlos lachend die Treppe herauf. Sie wandte ihnen den Blick zu. Aber sie sah in Robbies jungenhaften Zügen und Leilas Lausbubengrinsen nur das Abbild ihres Vaters. Die beiden rutschten auf ihre Stühle und sahen sie aus irgendeinem Grund schuldbewusst an.
    Dann trat Harris eilig mit einer Waschschüssel auf die Terrasse. Ein Handtuch über der Schulter, kniete er sich vor Leila hin. »Wollen wir uns ein bisschen waschen vorm Essen, junger Herr und junge Lady?«
    Schuldig. Natürlich. Die beiden hatten sich schmutzig gemacht.
    Sie schaute auf ihren Schoß und sah die Serviette zerknüllt, als habe sie sie zu Zwirn drehen wollen. Warum sollten sich die Kinder schuldig fühlen, wenn die Gouvernante ihre Serviette vom Tisch nahm, noch bevor sie saßen? Ein noch nie da gewesener Bruch der Etikette! Sie warf dem immer noch lächelnden Wynter, der Harris half, einen wütenden Blick zu – es war alles
seine
Schuld.
    Sie nahm den ersten richtigen Atemzug, seit sie die Terrasse betreten hatte, und bebte vor Zorn.
    Wynter hörte sie und sagte, während er Robbies Finger schrubbte: »Lady Miss Charlotte, Sie bekommen ja gar keine Luft. Sie müssen Ihr Korsett lockern.«
    Harris machte ein ersticktes Geräusch.
    Charlotte warf dem Mann ihren kältesten Blick zu.
    Er hob die Schüssel auf, verbeugte sich zwei Mal, und verließ eiligst die Terrasse.
    Damit war die Situation noch lange nicht entschärft.
    Wynter setzte sich ihr gegenüber.
    »Lady Miss Charlotte, wozu tragen Sie ein Korsett?«, fragte Robbie.
    Charlotte geriet in einen Konflikt zwischen ihrem Wunsch, den Kindern jede Frage zu beantworten, und der Schicklichkeit.
    »Ein Korsett ist das angemessene Unterkleid für eine Lady, aber es ist kein angemessener Gegenstand für ein Tischgespräch.«
    »Wieso nicht?«, fragte Leila.
    Wynter stützte den Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hand und sah sie interessiert an. »ja, Lady Miss Charlotte, warum nicht?«
    Charlotte sah die Dienerschaft, die darauf wartete, das Abendessen servieren zu können, hinter der Tür bereitstehen. Aber sie gab kein Zeichen. Noch nicht. »Unterwäsche, sowohl männliche als auch weibliche, ist unter keinen Umständen mit dem anderen Geschlecht zu erörtern, und« – sie nahm die Antwort auf Leilas unvermeidliche Frage vorweg – »mit dem eigenen Geschlecht nur in Momenten äußerster Privatheit.«
    Leila grinste Robbie an. »Ha, ha, mir wird sie etwas über Korsette erzählen, aber dir nicht.«
    »Das ist nicht gerecht!«, rief er.
    »Schluss
jetzt.«
    Die Kinder schwiegen lange genug, dass sie die Tischglocke läuten konnte.
    »Ärgere dich nicht, mein Sohn«, sagte Wynter. »Es wird das Privileg deines Vaters sein, dir etwas über dieses weibliche Folterinstrument zu erzählen.«
    Charlotte hätte ihn gerne angeschnauzt, aber sie hielt den Mund, als der schmächtige Diener unter dem Gewicht der Terrine anstapfte. Es war unglaublich anstrengend, gelassen zu bleiben, während das Mädchen ein Tablett voll dampfender Sauerteigfladen herbeitrug und noch eines mit kunstvoll gestalteten Butterstücken. Sie stellten die Speisen auf den Tisch, knicksten und rannten davon, um nur schnellstens in die Küche zu kommen, wo Harris, wie Charlotte nur zu gut wusste, jedermann mit der Geschichte vom Korsett unterhielt.
    Als sie den Terrinendeckel hob, duftete es verlockend, und Wynter schnupperte hörbar. »Ochsenschwanzsuppe«, sagte er. »Ich liebe Ochsenschwanzsuppe.«
    Die Kinder machten ihn nach. Sie schnüffelten laut und stimmten ihm lautstark zu.
    Charlotte verkniff sich einen Tadel. Sie fand es schwierig, ihrem Dienstherren zu sagen, dass er den Kindern ein schlechtes Vorbild war, insbesondere da sie ihn bereits dafür gemaßregelt hatte, dass er ihre Unterwäsche erwähnt hatte. Sie verteilte die Suppe, eine klare Brühe mit Nudeln und einem Hauch Sherry. »Mylord, würden Sie bitte derweil die Sauerteigfladen reichen?«
    Er nahm das Brot in die Hand und legte Robbie und Leila je einen Fladen auf die Brotteller.
    Aber damit noch nicht genug. Er hätte auch Charlottes Fladen per Hand über den Tisch gereicht, wenn sie nicht ablehnend die Hand gehoben hätte.
    »Danke, Mylord, wenn Sie mir den Teller geben, nehme ich mir selbst einen.«
    »oh, Papa, du hast Lady Miss Charlotte geärgert.«
    »Unsinn. Lady Miss Charlotte ist viel zu sehr eine Lady, um wirklich verärgert zu sein.«
    Leila trat rhythmisch gegen das Tischbein, bis Charlotte eine Hand auf ihr Bein legte und leicht

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