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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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den Kopf schüttelte. Sie griff nach dem Suppenlöffel. Sie hatte die Kinder gelehrt, ihr zuzuschauen. Sie hob an und tauchte den Löffel in die Brühe. Sie hoben an und tauchten ihre Löffel in die Brühe.
    Und ihr Vater sagte: Ach reiße die Fladen lieber in Stücke und tunke sie in die Suppe.«
    Die Kinder achteten nicht länger auf Charlotte, sondern gafften Wynter an, der seine Worte gleich in die Tat umsetzte.
    »Dürfen wir das auch?«, wollte Robbie wissen.
    »Natürlich dürft ihr!«, sagte Wynter. »In der Familie brauchen wir nicht förmlich zu sein.«
    Provozierte er sie absichtlich? Oder fehlte es ihm nur an jeglicher Vernunft? Es war ihr gleichgültig. Sie wusste nur, dass er mit ihr flirtete, sie verunsicherte, und jetzt auch noch die Herkules-Aufgabe, seine Kinder zu zivilisieren, vereitelte. Sie wusste nicht, welches Vergehen sie am meisten ärgerte, aber sie wusste, dass es aufhören musste.
    In ihrem gestochensten Englisch sagte sie: »Eigentlich, Mylord, bin ich gezwungen, zu widersprechen. Familiäre Sonderregeln haben ihre Berechtigung, aber nur dann, wenn die betreffenden Personen auch die gesellschaftlichen Sitten beherrschen, wo es erforderlich ist. Robbie und Leila sind noch nicht in der Lage, dies zu unterscheiden. Und solange sie nicht zweifelsfrei wissen, welche Gabel sie benutzen Sollen, üben wir uns bei jeder Gelegenheit in den gesellschaftlichen Sitten.«
    Wynter lehnte sich zurück und hakte mit einem Arm die Stuhllehne unter. »Sie legen zu viel Wert auf die gesellschaftlichen Sitten, Lady Miss Charlotte.«
    Sein Gelümmel brachte sie noch mehr auf. »Ich lege nicht mehr Wert darauf, als jeder andere Engländer, der dem Adel angehört.«
    Die Kinder drehten die Köpfe hin und her, als wären sie beim Tennis.
    »Auch der Adel nimmt sich selbst zu ernst.«
    »Wie auch immer, Robbie und Leila werden in dieser Welt leben.« Charlotte beugte sich vor und klopfte auf den Tisch. »Diese Welt vergibt nichts, Mylord. Man wird die Kinder wegen ihrer unkonventionellen Herkunft ganz genau unter die Lupe nehmen. Jedes unmanierliche Benehmen wird bemerkt und von Altersgenossen verspottet werden. Und, so viel weiß ich, Mylord – Altersgenossen können grausam sein.«
    Nun beugte sich auch Wynter vor. Seine Augen flackerten.
    »Ich werde es nicht zulassen, dass jemand sie verspottet!«
    »Was wollen Sie dagegen tun? Die Kameraden Ihres Sohnes verprügeln? Ein Debütantinnen-Boudoir stürmen und das Kichern verbieten?«
    »Papa, ich mag dieses England nicht. Können wir nicht zurück nach Hause?« Leilas bebende Stimme ließ Charlotte zur Besinnung kommen. Gleichgültig wie erregt sie war, sie hatte kein Recht, ihre Ängste auf diese unschuldigen Kinder zu übertragen.
    Sie nahm Leilas Hände fest in ihre eigenen. »Mein Schatz, du wirst so einzigartig sein, dass andere Mädchen so sein wollen wie du.«
    Leila schniefte und zeigte ein halbherziges Lächeln.
    Aber Robbie blickte ebenso bedrohlich und finster drein wie sein Vater, und Wynter selbst …
    Wynter saß mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah sie böse an. »Diese ganze Szene ist Ihre Schuld.«
    Achtsam entließ Charlotte Leila aus ihrem sanften Griff und gab ihr einen Klaps. »Ich mag unüberlegt gesprochen haben, aber Sie, Sir -«
    »Ich bin vernünftig. Ich bin logisch.« Sein Akzent war stärker denn je. »
Ich
bin ein Mann.«
    Charlotte musste erst durchatmen, bevor sie sich so weit im Griff hatte, dass sie nicht laut wurde. »Meiner Erfahrung nach hat das Geschlecht wenig mit Logik oder Vernunft zu tun.«
    »Ihrer Erfahrung nach! Sie waren doch noch nirgends.«
    Wie grausam, sie dafür herabzusetzen! Für das Missgeschick, das aus ihrem Leben eine stetige, glanzlose Pflicht machte. »Sie haben Recht, Mylord. Ich beuge mich Ihrer Weisheit. Erzählen Sie uns – inwiefern unterscheiden sich Männer und Frauen in anderen Ländern von Engländern und Engländerinnen?«
    Sie dachte, er würde einigen Unsinn über ausländische Frauen verkünden, die wüssten, wo ihr Platz war. Aber stattdessen erklärte er: »Sie sind unverschämt, Lady Miss Charlotte.«
    Er irrte sich. Er war es, der hemmungslos war und die Kinder aufstachelte. Und sie, die demütige Gouvernante, sollte sich beugen. Das würde sie selbstverständlich tun. Das tat sie immer, aber sie spürte die Hitze in ihr Gesicht steigen, und sie wusste, dass ihr zarter Teint ihren Zorn verriet. So vernünftig wie möglich sagte sie: »Ich wurde angestellt, um diese Kinder

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