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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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unterrichten?«
    Sie ärgerte sich und war schon wieder streitlustig. Doch dann fiel ihr auf, was er gesagt hatte.
    Uns unterrichten. Uns. Mit einem Wort gab er zu verstehen, dass er bereit war, sich ihren Anweisungen an die Kinder zu fügen und es kümmerte sie nicht, dass er so tat, als sei diese Szene allein ihr anzukreiden. Dass er sich ihr unterordnete, machte jede Beleidigung um ein Vielfaches wett.
    Und sie würde die Anstellung behalten, Adorna zufrieden stellen, die Schule für Gouvernanten retten und den Kindern helfen. Das waren die Dinge, die wirklich zählten.
    »Lady Miss Charlotte?«, sagte Leila kleinlaut.
    Ein sehr ernsthafter Robbie hielt ihr den Stuhl. Sie strich kurz über Leilas Haar und setzte sich mit einem Lächeln. »Ich danke dir, Robbie.«
    Die Dienstboten, die sich unsichtbar gemacht hatten, erschienen und räumten auf ihr Kommando hin die Suppe ab. Dann brachten sie eine Platte mit kaltem, geschnittenem Roastbeef, das mit geschmorten Pilzköpfen garniert war, einen Korb mit warmen, nach Hefe duftenden Brötchen und eine Schüssel Haferpudding. Sie ließen sich nichts anmerken, verbeugten sich aber eher noch schneller als sonst; falls möglich, entfernten sich die Diener stets, sobald der Herr begann, böse dreinzuschauen.
    Und Wynter
schaute
böse drein. Offensichtlich, und nicht zu ihrer Überraschung, war es an Charlotte, sich erwachsen zu benehmen.
    In ihrem allerhöflichsten Tonfall sagte sie: »Mylord, da wir nicht wussten, dass Sie mit uns zu Abend essen würden, gibt es nur ein einfaches Gericht, das mit Rücksicht auf die noch unreife Verdauung der Kinder und ihren eher wahllosen Umgang mit dem Tafelsilber zusammengestellt wurde.«
    »Ich mag einfache Gerichte«, maulte Wynter eingeschnappt.
    Leila wimmerte. »Daddy, bist du immer noch wütend?«
    Er blickte seine Tochter an und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Er mühte sich erkennbar um Besserung. »Nein, ganz und gar nicht! Ich habe nur Lady Miss Charlotte erklärt, dass ich ein einfacher Mann bin, der das einfache englische Essen sehr vermisst hat.«
    Charlotte lächelte ihn an, das heißt, sie dehnte die Lippen. »Natürlich, Mylord, das war mir klar.«
    Er lächelte ähnlich angestrengt zurück. »Wenn Sie mir bitte das Roastbeef reichen würden, Lady Miss Charlotte.«
    Die Stimmung war gedämpft, als die Teller gefüllt wurden, und die Kinder bemühten sich, Messer und Gabel zu benutzen, ohne auf das Porzellan zu schlagen. Sie stellten sich ungeschickt an, da sie zu viele Jahre mit den Fingern gegessen hatten. Aber sie handhabten das Besteck schon wesentlich gewandter, als noch vor zwei Wochen, und zum ersten Mal bemühten sie sich wirklich – denn ihr Vater hielt sich an die Regeln. Seine Unterstützung war alles, was sie für ihre Erziehung brauchte, alles was sie jemals brauchen würde.
    Charlotte beschloss, die Kinder – und Wynter – noch ein wenig weiter auf den Pfad der Etikette zu führen. »An diesem Punkt unseres Dinners steht es uns frei, Persönliches zu äußern, über uns selbst zu sprechen und die Antworten der anderen zu hören.« Sie sah unbefangen drein. »Leila, fang du an.«
    Leila runzelte die Stirn. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. Sie hörte sich so kultiviert wie Adorna an: »Die Kinderfrau sagt, der Grund, weshalb mein Hinterteil so juckt, sei, dass ich mich in die Nesseln gesetzt habe.«
    Charlotte war nicht in der Lage zu sprechen. Sie kämpfte mit dem spontanen, völlig unangebrachten Bedürfnis, zu lachen.
    Robbie nahm den Faden auf, vielleicht, weil er nichts Falsches an Leilas Bemerkung fand, vielleicht weil er auch neugierig war. »Jucken Nesseln genauso stark wie Sand?«
    »O ja. Noch viel mehr.« Leila rollte die Augen und rieb das betroffene Körperteil. »Sand kann man abwaschen.«
    Charlotte lachte nicht. Sie durfte nicht lachen. Aber für einen Augenblick trafen sich Wynters und ihr Blick voller Einvernehmen.
    Wynter brachte sich in die Unterhaltung ein. »Das ist sehr interessant, Leila. Ich selbst habe schon seit meinen Kindertagen nicht mehr in den Nesseln gesessen. Nesseln wachsen nicht in EI Bahar, Lady Miss Charlotte. Der Boden ist für diese Stauden viel zu trocken.«
    Charlottes Stimme zitterte nur ganz wenig, als sie ihm antwortete: »Wie faszinierend, Lord Ruskin. Sie müssen auf Ihren Reisen viele verschiedene Klimazonen und Vegetationen zu Gesicht bekommen haben.«
    »Das haben wir tatsächlich. Kinder, habt ihr eurer Gouvernante schon von unserer

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