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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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sehen konnte, weil sie die Augen starr geradeaus hielt, aber sie fühlte seinen Blick auf ihrer Haut und wusste intuitiv, dass er immer noch grinste. Lachte. Sie auslachte.
    Eingebildeter, gut aussehender, verhasster Mann.
    Ja, Anstand und sittliche Reife setzten sich letztendlich immer durch, und sie war genau die Richtige, ihm dies beizubringen. Es würde ihr ein Vergnügen sein, ihm einen Dämpfer zu verpassen. Sie drehte sich zu ihm um und war nicht im Mindesten überrascht, dass sein Gesicht ihrem viel zu nahe war. Trotzdem wich sie nicht zurück oder zeigte in irgendeiner Weise, wie beeindruckend – das heißt, anstößig – sie seine Nähe fand.
    »Mylord, ich bin die Gouvernante. Ich bin hier, um für das Wohlergehen Ihrer Kinder zu sorgen. Ich hoffe, Sie verstehen mich, wenn ich Ihnen sage, dass ich kein Interesse an Ihrem Lächeln, Ihrem Ohrring oder Ihren nicht enden wollenden Annäherungsversuchen habe.« Sie hatte mehr gesagt, als sie beabsichtigt hatte und machte schnell den Mund zu.
    Was hatte sie da gerade zu ihrem Dienstherrn gesagt? Großer Gott. Das war unannehmbar.
    Sein Lächeln wurde noch breiter. »Was ich an Ihnen so mag, Miss Lady Charlotte, ist, dass Sie die Wahrheit sagen. Eine seltene Qualität in England.«
    Sie konterte automatisch: »Engländer sagen immer die Wahrheit.«
    Er lachte mit ungezügelter, ansteckender Heiterkeit, die seine Grübchen vertiefte und seine Augenwinkel in Falten legte. »Sie sind frisch wie Morgentau auf Märzengras und erquickend wie ein Schauer nach langer Dürre. Aber Sie sind nicht Närrin genug, das zu glauben.«
    Sie starrte ihn an. Sein leichter Akzent nahm sie zunehmend gefangen. »Nein, das bin ich nicht.«
    Er drückte seine Handfläche zwischen ihre Schulterblätter. »Können Sie es spüren, wenn ein Mann die Wahrheit sagt?«
    »Ich bin stolz auf die Fähigkeit, abwägen zu können, ob mich ein Mann – oder eine Frau, oder ein Kind – belügt.« Sie wollte, musste tief einatmen. Er berührte sie
tatsächlich
und sah ihr direkt ins Gesicht. Sie durfte ihn nicht sehen lassen, dass sie körperlicher Bedürfnisse fähig war. Welcher Art diese Bedürfnisse auch immer sein mochten.
    Langsam, vorsichtig und ruhig fuhr sie fort: »Bestimmte, unterbewusste Handlungen, die man allerdings zu erkennen in der Lage sein muss, sind dazu geeignet, einen Lügner zu verraten.« Die letzten Worte sprach sie sehr hastig.
    Er sah sie prüfend an. »Also können Sie sehen, ob ein Mann die Wahrheit sagt?«, stachelte er sie weiter auf.
    Sie erlaubte sich ein Seufzen und hoffte, er hielte sie für verärgert. »ja. Ja. Das kann ich.«
    »Dann werden Sie wissen, dass ich nicht lüge, wenn ich sage, dass Sie wunderbar sind.«
    Ihr stockte nicht nur der Atem, vielmehr schien ihr ganzer Körper für einen Moment seine Funktionen einzustellen. Es war ein überwältigend vollständiger Stillstand, den diese warme, aufdringliche Hand, die braunen, aufdringlichen Augen, und das blendende, aufdringliche Lachen bewirkten. Er war ihr einfach so nahe und so … nahe.
    »Lady Miss Charlotte?«
    »Ja. Oh. ja, Mylord, wenn Sie glauben, dass ich …«
    Sie räusperte sich. »Das heißt, wenn Sie glauben, dass ich … äh …«
    »Wunderbar«, sagte er entschieden.
    »Ja. Wunderbar.« Sie beugte sich nach vorne, um sich seiner Berührung zu entziehen. Vergeblich. Seine Hand folgte ihr, ein warmes Tier an ihrem Rückgrat. Sie tastete das Tischtuch ab. Ihre Finger befühlten die gefaltete Leinenserviette, nur um etwas mit den Händen zu tun zu haben. Mit umständlicher Sorgfalt zog sie die Serviette unter dem Silbergeschirr hervor auf ihren Schoß. »Ja. Wenn Sie das glauben, würde ich Sie nicht im Traum einen … sagen, Sie seien irgendwie unaufrichtig.«
    »Ah.« Langsam glitt seine Hand zu ihrer Schulter. Er umfasste und drückte sie sanft, was sich eher freundschaftlich als berechnend anfühlte. Schon wieder diese schreckliche, verräterische Atemlosigkeit. »Sie sind zu gütig.«
    Vom Rasen her kreischte Leila: »Papa! Papa, ist schon Essenszeit?«
    Der elegante, bedrohliche Wilde richtete sich auf und sah über die Balustrade. »Es ist Zeit«, bellte er zurück. »Komm, bevor mein Magen lauter knurrt als die Hunde.«
    Charlotte starrte blind vor Wut auf das weiße Tischtuch, die vier Gedecke, die Kelche und den silbernen Salzstreuer. Sie konnte nichts sehen; war irgendwie von Wynter geblendet, als sei er eine Sonne, in die sie ohne Rücksicht auf ihre Sehkraft hineinsah. Die Kinder

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