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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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groß wie ein ausgewachsener Mensch gewesen war.
    Der Wirt warf Fuchs’ Männerkleidern einen missbilligenden Blick zu, bevor er im Gästebuch nach Jacobs Namen suchte.
    »Mademoiselle?« Der Mann, der sich von einem der Tische erhob, war so schön, dass ein paar Frauen sich nach ihm umsahen, aber Fuchs blickte nur auf das schwarze Fell an seinem Kragen.
    Er blieb vor ihr stehen und fuhr mit den Fingern darüber. »Ein Geschenk meines Großvaters«, sagte er. »Ich persönlich finde kein Vergnügen an dieser Art von Jagd. Ich bin immer auf der Seite des Fuchses.«
    Sein Haar war schwarz wie die Schatten im Wald, aber seine Augen waren fast so hellblau wie ein Sommerhimmel. Tag und Nacht.
    »Jacob hat mich gebeten, nach Euch Ausschau zu halten. Er ist beim Arzt – es geht ihm gut!«, fügte er hinzu, als Fuchs ihn besorgt ansah. »Er ist in Würgebeeren und ein paar Wölfe hineingestolpert. Zum Glück hatten wir denselben Weg.«
    Er verbeugte sich und küsste ihr die Hand. »Guy de Troisclerq. Jacob hat Euch sehr treffend beschrieben.«
    Die Arztpraxis lag nicht weit entfernt. Troisclerq wies Fuchs den Weg. Wölfe und Würgebeeren … Eigentlich wusste Jacob, wie er Wölfe fernhalten konnte, und Würgebeeren galten in Lothringen als ausgerottet, seit es Gesetz war, sie zu verbrennen, weil eine Nichte des Krummen durch sie umgekommen war. Er kam Fuchs auf halbem Weg entgegen, mit bandagierten Händen und blutbeflecktem Hemd. Sie hatte ihn selten so wütend gesehen.
    »Der Bastard hat den Kopf.« Er verzog das Gesicht vor Schmerz, als sie ihn umarmte, und es war nicht leicht, ihm zu entlocken, was genau geschehen war. Wenigstens verdrängte sein verletzter Stolz für den Moment alle Gedanken an den Tod, aber Fuchs konnte an nichts anderes denken. All die Eile, die Gefahr, die Zeit, die es sie gekostet hatte, den Kopf zu finden … umsonst! Sie standen mit leeren Händen da. Für einen Moment war ihr übel vor Angst und sie schloss die Finger fest um die Schachtel in ihrer Tasche.
    »Die Hand hat er auch schon!« Jacob blickte zu dem Denkmal hinauf. In den Ohren des Riesen nisteten Scharen von Vögeln, aber Fuchs war sicher, dass Jacob statt des gemeißelten Steins nur das onyxdunkle Gesicht des Bastards sah.
    »Verdammter Dreckskerl«, stieß er hervor. »Ich werde das Herz vor ihm finden und dann hol ich mir den Kopf und die Hand. Wir reiten heute noch nach Vena.«
    »So weit kannst du unmöglich reiten. Troisclerq sagt, einer der Wölfe hat dich in die Seite gebissen.« Selbst ein gutes Pferd würde mindestens zehn Tage nach Vena brauchen.
    »Ach ja? Was hat er dir noch erzählt?«
    »Er hat nichts sonst erzählt!« Oh, sein Stolz. Wahrscheinlich wäre er lieber von den Wölfen gefressen worden, statt durch die Hilfe eines Fremden gerettet zu werden. »Warum müssen wir nach Vena? Hast du von Chanute oder Dunbar gehört?«
    »Ja, aber das, was sie wissen, weiß ich auch. Guismunds Tochter ist in Vena begraben, im Mausoleum der Kaiserlichen Familie. Das ist die einzige Spur, die ich habe.«
    Das war nicht viel und Jacob wusste es.
    »Heute Abend geht eine Kutsche.«
    »Damit brauchen wir mindestens zwei Wochen! Du weißt, die Kutscher machen an jedem Gasthaus halt. Und der Goyl ist sicher schon auf dem Weg.«
    Sie wussten beide, dass er recht hatte. Selbst wenn sie den Kutscher bestachen, würden sie mehr als zehn Tage brauchen. Der Bastard würde sicher vor ihnen in Vena sein. Das Einzige, worauf sie hoffen konnten, war, dass er das Herz nicht fand, aber er war auch mit der Hand schnell gewesen.
    Jacob griff sich an die verletzte Seite, und für einen Moment sah Fuchs etwas auf seinem Gesicht, das sie dort noch nie gesehen hatte. Er gab auf. Nur für einen flüchtigen Moment, aber dieser Moment machte ihr mehr Angst als alles andere.
    »Ruh dich aus«, sagte sie und strich ihm über das zerstochene Gesicht. »Ich besorge die Karten für die Kutsche.«
    Jacob nickte nur. »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte er, als sie sich umdrehte.
    »Gut«, antwortete Fuchs und schloss die Hand um die Schachtel in ihrer Tasche. Sie hatte solche Angst um ihn.

30
NICHTS GEHT
    A cht Menschen in einer schlecht gefederten Kutsche, die nach Schweiß und Eau de Cologne roch: ein Anwalt aus St. Omar mit seiner Tochter, zwei Gouvernanten aus Arlas, die die ganze Fahrt über stickten, obwohl sie sich bei jedem Schlagloch die Finger zerstachen, und ein Priester, der sie alle davon zu überzeugen versuchte, dass die Goyl in direkter

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