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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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dem Schulhof ein Lehrer aus dem Würgegriff eines Mädchens hatte befreien müssen.
    »Würgebeeren sind in dieser Gegend eigentlich sehr selten.« Sein Retter half ihm auf die Füße. »Haben die Wölfe Euch gebissen?«
    Bedank dich, Jacob. Nun mach schon.
    »Halb so schlimm.« Er betastete die Wunde an seiner Seite. »Wie habt Ihr sie so schnell in die Flucht geschlagen?« Lass das. Du klingst, als wäre er es gewesen, der dir die Wölfe auf den Hals gejagt hat. Stolz war eine lästige Sache. Aber sein Retter zuckte nur die Achseln.
    »Meine Besitzungen liegen in der Nähe von Champlitte. Wir hatten dort Ärger mit Bestien, die wesentlich größer waren als diese.« Er streckte Jacob die Hand hin. »Guy de Troisclerq.«
    Jacob wischte sich das Blut von den Fingern. »Jacob Reckless.« Schatzjäger und ausgemachter Dummkopf. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    Troisclerq wies auf seine zerrissenen Kleider. »Ihr müsst in Rindensud baden, sonst entzünden sich die Wunden. Diese Dornen sind tückisch.«
    »Ich weiß.« Jacob!
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich nehme an, Ihr habt mir das Leben gerettet.«
    Troisclerq warf die zerhackten Ranken in die Mitte der Lichtung. »Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort. Das ist alles.«
    Edel war er auch noch. Hör auf, Jacob! Was kann er dafür, dass du dem Goyl wie ein Anfänger in die Falle gegangen bist?
    Das Feuerzeug, das Troisclerq an die Ranken hielt, war eines der ersten, die Jacob hinter dem Spiegel sah. Sie kosteten ein Vermögen. Er klaubte sich einen Zweig aus dem Haar und warf ihn ins Feuer. Er lebte noch, aber der Kopf war fort.
    Der Biss in seiner Seite schmerzte so abscheulich, dass er Troisclerq darum bitten musste, sein Pferd für ihn einzufangen. Der Anblick seines geplünderten Rucksacks erfüllte ihn mit so hilfloser Wut, dass er dem Bastard am liebsten auf der Stelle nachgeritten wäre. Aber sein adliger Retter hatte recht – er musste den Biss behandeln lassen und seine zerstochene Haut desinfizieren, oder er würde sich eine Blutvergiftung einhandeln. Außerdem wartete Fuchs in Gargantua auf ihn.
    Wenigstens schaffte er es in den Sattel, ohne dass Troisclerq ihm auch dabei helfen musste. Der Schimmel, den sein Retter ritt, ließ alle Pferde, die Jacob je besessen hatte, wie Klepper aussehen, die er dem Schlachter abgekauft hatte.
    »Wohin wart Ihr unterwegs?«
    »Gargantua.«
    »Bestens. Dorthin muss ich auch. Ich will von dort die Abendkutsche nach Vena nehmen.«
    Na wunderbar. Genau das hatte er auch vor. Hoffentlich erzählte sein Retter den anderen Fahrgästen nicht, wie sie sich kennengelernt hatten. Das Herz im Osten . Er musste es vor dem Bastard finden oder er hätte sich ebenso gut von den Wölfen fressen lassen können.
    Jacob warf einen letzten Blick auf die Lichtung, auf der der Goyl ihn wie ein Kaninchen gefangen hatte. Es war ein weiter Weg zurück nach Austrien und Troisclerqs Gesicht würde ihn die ganze lange Fahrt über an seine Dummheit erinnern.
    »Reckless?« Troisclerq trieb den Schimmel an seine Seite. »Seid Ihr der Schatzjäger, der für die austrische Kaiserin gearbeitet hat?«
    Jacob schloss die zerstochenen Finger um die Zügel. »Derselbe.«
    Und der Idiot, der sich wie ein Stümper hatte bestehlen lassen.

29
EIN NEUES GESICHT
    I n dem Gasthaus, in dem Fuchs Jacob treffen sollte, war sie schon einmal mit ihm abgestiegen. Damals hatten sie in Gargantua nach einer Jacke aus Eselshaut gesucht, die den, der sie trug, vor Feinden verbarg. Le Chat Botté lag nicht nur neben der Bibliothek, die Jacob besuchen wollte, sondern auch im Schatten des Denkmals, das die Stadt dem Riesen errichtet hatte, nach dem sie benannt war. Sein Abbild war fast so hoch wie ein Kirchturm und brachte Reisende aus den entferntesten Ländern her, aber Fuchs hatte keinen Blick für sein Haar aus Silber oder die Augen aus blauem Glas, die sich angeblich bei Nacht bewegten. Sie sehnte sich nach Jacobs Gesicht. Ihr Ausflug in die Vergangenheit hatte nur erneut gezeigt, dass er das einzige Zuhause war, das sie hatte.
    Die Wirtsstube des Le Chat Botté war wesentlich gepflegter als Chanutes Menschenfresser . Tischdecken und Kerzen, Spiegel an den Wänden und Kellnerinnen mit gerüschten Schürzen … Der Wirt brüstete sich damit, den legendären Kater persönlich gekannt zu haben. Zum Beweis hingen zwei ausgetretene Stiefel neben der Tür, aber sie hätten kaum einem Kind gepasst, und jeder Schatzjäger wusste, dass der Gestiefelte Kater so

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