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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Linie vom Teufel abstammten. Jacob wünschte sich in den Schwarzen Wald, auf die Blutige Hochzeit, an Bord der sinkenden TITANIA … und sie waren gerade erst drei Tage unterwegs.
    Die Taler, die das Goldtuch hervorbrachte, wurden immer jämmerlicher, aber der Kutscher hatte die Münze mit leuchtenden Augen als Bestechung akzeptiert. Verglichen mit dem Kupfergeld, das man ihm zahlte, war schließlich selbst papierdünnes Gold ein Vermögen wert. Der Taler spornte ihn so an, dass die anderen Passagiere schon bald über den Mangel an Rast murrten, und nach fünf Tagen brach ihnen in einer Bergschlucht ein Rad. Sie brauchten Stunden, um die Pferde abzuschirren und sie über die vereiste Straße zur nächsten Postkutschstation zu führen. Jacob war nicht sicher, was schlimmer war: seine schmerzende Seite oder die Stimme in seinem Kopf. Du hättest doch ein Pferd nehmen sollen. Der Bastard ist bestimmt schon in Vena. Du bist tot, Jacob …
    Der Vorsteher der Kutschstation weigerte sich, seine Knechte in die Nacht hinauszuschicken, um das Rad zu reparieren, und erzählte ihnen von Waldgeistern und Kobolden, die angeblich in der Schlucht hausten. Er verlangte ein Vermögen für die kalten Zimmer, in denen er sie unterbrachte, und scheuchte seinen Koch erst in die Küche, als Troisclerq einen Beutel Silber auf seinen blank polierten Tresen warf. Troisclerq zahlte für sie alle. Er sorgte dafür, dass das Feuer in der Wirtsstube angeheizt wurde und legte Fuchs, als sie sich fröstelnd den Schnee aus dem Haar strich, seinen Mantel um die Schultern. Jacob entging nicht, dass sie ihm dafür einen dankbaren Blick zuwarf. Sie trug ein Kleid, das sie in Gargantua gekauft hatte, während sie auf die Kutsche gewartet hatten, und Jacob ertappte sich dabei, dass er sich fragte, ob sie es für seinen Retter trug.
    Nicht, dass sich Troisclerq nicht auch um ihn gekümmert hätte. Als er bemerkte, dass Jacob die Hand immer öfter auf die zerbissene Seite presste, hielt er ihm zwei schwarze Pastillen hin. Hexenkaramell. Nicht jeder trug davon etwas bei sich. Die Kinderfresserinnen stellten ihn her – aus welchen Zutaten, fragte man besser nicht. Wie kam jemand mit so edlen Kleidern und Manieren an Hexenkaramell? Vermutlich genauso, wie er gelernt hat, ein Rudel Wölfe zu verjagen, Jacob. Außerdem wimmelte es in Lothringen von dunklen Hexen, seit der Krumme ihnen als Dank für seinen geraden Rücken Asyl gewährte.
    Die Pastillen wirkten noch besser als Moorwurzeln und Hexenkaramell hatte keine Nachwirkungen. Jacob musste sich eingestehen, dass er seinen Retter zu mögen begann. Troisclerq hatte kein Wort darüber verloren, wie er ihn im Wald gefunden hatte, weder vor Fuchs noch vor den anderen Reisenden. Vielleicht blickte er allzu oft zu Fuchs herüber, aber selbst das verzieh Jacob ihm. Schließlich konnte man nicht verlangen, dass er sich blind stellte.
    Auf Hexenkaramell trank man besser keinen Wein, aber gegen seinen verletzten Stolz halfen nicht mal die Pastillen der Kinderfresserinnen, und er sah immer noch den Bastard spöttisch auf sich herablächeln. Fuchs warf ihm einen besorgten Blick zu, als er den zweiten Krug Wein bestellte. Er erwiderte ihn mit einem Lächeln, das hoffentlich nichts von dem peinlichen Selbstmitleid verriet, in dem er schwamm. Selbstmitleid, verletzter Stolz und Todesangst – eine böse Mischung – und sie hatten immer noch etliche Tage in der stickigen Kutsche vor sich. Er füllte sich das Glas bis zum Rand.
    Der Schmerz fuhr ihm erneut so plötzlich in die Brust, dass er glaubte, das Herz zerreiße ihm zwischen den Rippen. Es gab nichts, was diesen Schmerz lindern konnte. Jacob klammerte die Finger um den Tisch, an dem sie alle saßen, und unterdrückte das Stöhnen, das ihm über die Lippen wollte.
    Fuchs blickte zu ihm herüber. Sie schob den Stuhl zurück.
    Der Schmerz ließ ihr Gesicht ebenso verschwimmen wie die der anderen, und er spürte, dass er am ganzen Leib zu zittern begann.
    »Jacob!« Fuchs fasste nach seiner Hand. Sie sprach auf ihn ein, aber er konnte sie nicht hören. Es gab nur den Schmerz, der den Namen der Fee aus seinem Gedächtnis brannte. Jacob spürte, wie Troisclerq ihm unter die Arme griff und ihn zusammen mit dem Kutscher die Treppe hinauftrug, wie sie ihn aufs Bett legten und die Wunde untersuchten, die der Wolf gerissen hatte. Er wollte ihnen sagen, dass sie sich die Mühe sparen konnten, aber die Motte fraß immer noch, und dann wusste er nichts mehr.
    Der Schmerz war

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