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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nahm, als er ihn hochhielt, und große Augen machte.
    Es war weniger die handschriftliche Nachricht als der gedruckte Briefkopf: STAATSSICHERHEIT – OFFIZIELLE MITTEILUNG.
    Wow. Die Lippen seiner Frau artikulierten das Wort nur.
    Der Moskauer COS nickte nachdenklich.
    »Kannst du kurz auf die Burger aufpassen, Schatz? Ich muss nur schnell was holen.«
    Foley nahm den Bratenwender und drehte einen Hamburger um. Kurz darauf kam seine Frau mit einer knallgrünen Krawatte zurück.

11. Kapitel
FINGERSPIELE
    Natürlich konnte er vorerst wenig tun. Das Abendessen wurde aufgetragen und gegessen, dann schickte er Eddie zum Videorekorder und seinen Zeichentrickfilmen zurück. Vierjährige waren sogar in Moskau einfach zufrieden zu stellen.
    Seine Eltern machten sich an die Arbeit. Vor Jahren hatten sie im Fernsehen Licht im Dunkel gesehen, wo Annie Sullivan (dargestellt von Anne Bancroft) der blinden Helen Keller (dargestellt von Patty Duke) das Fingeralphabet beibrachte. Darauf hatten sie beschlossen, es könne nicht schaden, die Gebärdensprache als eine zwar umständliche, aber dafür lautlose Verständigungsmöglichkeit, inklusive eigener Abkürzungszeichen, zu lernen.
    W(as) denkst du? fragte Foley jetzt.
    Könnte inter(essant) sein, antwortete seine Frau.
    Ja.
    Ed, dies(er) Typ arbeitet in der hiesigen Mercury-Version! Irre!
    Wahrsch(einlich) hat er nur Zugang zu ihren Nachr(ichten)formularen. Aber i(ch) trage grüne Krawatte u(nd) nehme nächste Woche selbe U-Bahn.
    Unbedingt, bestätigte Mary Pat.
    Hoff(entlich) keine Falle oder Lockvogel, bemerkte Foley.
    Berufsrisiko, erwiderte M. P. Der Gedanke, aufzufliegen, beunruhigte sie nicht, obwohl sie sich die Blamage gern erspart hätte. Falls die Russen ihn als Chief of Station oder auch nur als Agenten »ausgemacht« hatten – unwahrscheinlich, glaubte Foley –, mussten sie ganz schön blöd sein, ihn auf diese Weise auffliegen zu lassen, so schnell und so dilettantisch. Es sei denn, sie wollten damit so etwas
wie ein politisches Statement abgeben, auch wenn ihm dafür kein einleuchtender Grund einfiel – außerdem verhielt sich der KGB in dieser Hinsicht so eiskalt rational und logisch wie Mr Spock auf dem Planeten Vulcan. So etwas würde nicht mal das FBI machen. Deshalb musste diese Gelegenheit echt sein, es sei denn, der KGB klopfte grundsätzlich jeden neuen Botschaftsangehörigen erst einmal ab, um zu sehen, was dabei herauskam. Möglich, aber höchst unwahrscheinlich, fand Foley und hielt es deshalb für vertretbar, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er würde die grüne Krawatte umbinden und abwarten, was passierte. Und vor allem wollte er sich die Gesichter in der U-Bahn sehr genau ansehen.
    L(angley) Bescheid geben? fragte Mary Pat als Nächstes.
    Er schüttelte den Kopf. Zu früh.
    Sie nickte. Dann tat Mary Pat, als ritte sie auf einem Pferd. Das war das Zeichen, dass es jetzt endlich richtig losging. Es war fast, als fürchtete sie einzurosten. Von wegen, signalisierte ihr Mann. Er wäre jede Wette eingegangen, dass seine Frau in der Schule nie eins auf die Finger bekommen hatte – aber nur deshalb, weil sie sich von den Nonnen nie bei etwas hatte erwischen lassen…
    Er übrigens auch nicht, wurde ihm in diesem Moment bewusst.
    Morgen wird es bestimmt inter(essant), signalisierte er ihr und bekam ein Nicken als Antwort.
    Danach war das Schwierigste, nicht den ganzen Rest des Abends an diese Chance zu denken. Obwohl sie während ihrer Ausbildung auch solche Situationen stets aufs Neue geübt hatten, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu der Vorstellung zurück, in der hiesigen Nachrichtenzentrale, der russischen Version von MERCURY, einen Informanten zu haben. Das war wie ein Homerun am Ende des neunten Innings im siebten Spiel der World Series – Reggie Jackson Foley als Spieler des Monats Oktober.
    Echt.
     
    »Also, Simon, was wissen wir wirklich über den Kerl?«
    »Was sein Privatleben angeht, nicht allzu viel«, musste Harding zugeben. »Zuallererst: Er ist der typische Parteibonze. Seit er die Leitung des KGB übernommen hat, dürfte sich allerdings sein Horizont etwas erweitert haben. Es heißt, er trinkt lieber westliche Spirituosen als heimischen Wodka und hört gern amerikanischen
Jazz. Aber diese Gerüchte könnten von der Zentrale in Umlauf gebracht worden sein, um ihn als dem Westen gegenüber aufgeschlossen erscheinen zu lassen – was ich allerdings für nicht sehr wahrscheinlich halte. Der Mann ist ein Gauner. Sein Aufstieg

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