Red Rabbit: Roman
bestehen,
dass keiner von Ihnen mit irgendjemandem darüber spricht. Nicht mit Ihren Frauen, nicht mit Ihren Privatsekretären, nicht mit Ihren politischen Beratern. Nur so können wir uns gegen Lecks absichern. Wir müssen immer daran denken, dass die westlichen Geheimdienste beständig versuchen, unsere Geheimnisse aufzudecken. Das darf auf keinen Fall passieren.«
»Sie hätten dieses Gespräch auf den Verteidigungsrat beschränken sollen«, überlegte Breschnew laut.
»Diesen Gedanken hatte ich auch, Leonid Iljitsch«, antwortete Andropow. »Aber die politischen Implikationen dieser Angelegenheit erfordern es, das ganze Politbüro davon in Kenntnis zu setzen.«
»Ja, das stimmt wohl«, gab ihm der Generalsekretär mit einem Nicken Recht. Was er nicht erkannte, war, dass Andropow diesen Kurs ganz bewusst eingeschlagen hatte, um von den Männern, die ihn in nicht allzu ferner Zukunft auf seinen Stuhl wählen würden, nicht als Hasardeur angesehen zu werden. »Also gut, Juri. Ich habe nichts dagegen einzuwenden«, erklärte Breschnew schließlich.
»Trotzdem halte ich es für ein gefährliches Unterfangen«, sagte der Sekretär der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik. »Ich muss gestehen, dass mir nicht ganz wohl ist bei diesem Plan.«
»Gregori Wassil’iewitsch«, entgegnete der ukrainische Parteichef, »was Polen angeht – wenn die dortige Regierung stürzt, hat das Konsequenzen für mich, die ich alles andere als erfreulich fände. Und das sollte eigentlich auch für Sie gelten. Wenn dieser Pole nach Hause zurückkehrt, könnte das für uns alle verheerende Folgen haben.«
»Das ist mir durchaus klar, aber die Ermordung eines Staatschefs ist eine äußerst schwerwiegende Angelegenheit. Ich finde, wir sollten ihn erst warnen. Es gibt Möglichkeiten, ihn dazu zu bringen, auf uns zu hören.«
Der Außenminister schüttelte den Kopf. »Wie ich bereits gesagt habe – reine Zeitverschwendung. Männer wie er haben keine Angst vor dem Tod. Wir könnten den Mitgliedern seiner Kirche im Warschauer Pakt drohen, aber damit würden wir wahrscheinlich nur das Gegenteil von dem bewirken, was wir zu erreichen versuchen. Es würde uns in die denkbar schlechteste aller Positionen bringen.
Wir hätten die Konsequenzen zu tragen, die katholische Kirche angegriffen zu haben, und zwar endgültig ohne die Option, den lästigen Kirchenmann zu eliminieren. Nein.« Er schüttelte noch einmal den Kopf. »Wenn es getan werden muss, dann muss es richtig, entschlossen und schnell getan werden. Juri Wladimirowitsch, wie lange dauert es, die Mission durchzuführen?«
»Oberst Roschdestwenski?« Der KGB-Chef sah seinen Adjutanten an.
Alle Köpfe wandten sich Roschdestwenski zu, der sich Mühe gab, ruhig und bedächtig zu sprechen. Für einen einfachen Oberst war das eine Menge Verantwortung. Die ganze Operation ruhte jetzt auf seinen Schultern – eine Situation, mit der er irgendwie nie gerechnet hatte. Aber wenn er sich die Generalssterne verdienen wollte, musste er diese Verantwortung übernehmen.
»Genosse Minister, schätzungsweise zwischen vier und sechs Wochen, wenn Sie die Operation heute genehmigen und das bulgarische Politbüro entsprechend in Kenntnis setzen. Wir werden einen bulgarischen Agenten einsetzen, und dafür brauchen wir deren Einwilligung.«
»Andrei Andreiewitsch«, sagte Breschnew, »wie kooperativ wird Sofia sein?«
Der Außenminister ließ sich mit der Antwort Zeit. »Das hängt davon ab, worum wir sie bitten und wie wir sie darum bitten. Wenn sie den Zweck der Operation erfahren, werden sie sich vielleicht etwas zieren.«
»Können wir die Bulgaren um Kooperation bitten, ohne ihnen zu sagen, wofür?«, wollte Ustinow wissen.
»Ja, ich glaube schon. Wir können ihnen dafür zum Beispiel hundert neue Panzer oder ein paar Kampfflugzeuge anbieten«, schlug der Außenminister vor. »Als eine Geste sozialistischer Solidarität.«
»Na, ob das reicht?«, fragte Breschnew. »Im Verteidigungsministerium haben wir doch sicher sowieso schon eine Anfrage auf Eis liegen, oder etwa nicht, Dimitri?«
»Immer!«, bestätigte Marschall Ustinow. »Es ist immer dasselbe. Sie wollen mehr Panzer und mehr MiGs!«
»Dann sollen die Panzer sofort auf einen Zug geladen und nach Sofia geschickt werden. Genossen, wir müssen abstimmen«, trieb der Generalsekretär die anderen zur Eile an. Die elf stimmberechtigten
Mitglieder fühlten sich ein wenig überfahren. Die sieben »Kandidaten« beziehungsweise
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