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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ryan. »Aber er sortiert sehr genau aus, was er mich sehen lässt. Daran ist wahrscheinlich auch nichts auszusetzen. Er weiß, dass ich in Langley Meldung erstatte, und ich brauche ja auch nicht wirklich viel über ihre Quellen zu wissen … Aber so manche Rückschlüsse lassen sich natürlich schon ziehen. Der MI-6 muss einige gute Leute in Moskau haben.« Ryan überlegte kurz. »Also, ich für meine Person würde mich nie auf so etwas einlassen. Unsere Gefängnisse sind schon schlimm genug, aber ich möchte nicht wissen, wie erst die russischen sind.«
    »Du würdest nicht lange genug am Leben bleiben, um das herauszufinden, Jack. Die Russkis verstehen da bekanntlich keinen Spaß, speziell was Spionage angeht. Es ist wesentlich ungefährlicher, direkt vor der Wache einen Polizisten umzunieten, als Spion zu spielen.«
    »Und wie ist die Situation in unseren Gefängnissen?«

    »Es ist wirklich erstaunlich – wie patriotisch unsere Häftlinge sind, meine ich. Spione haben in unseren Bundesgefängnissen nichts zu lachen. Spione und Kinderschänder. Richtig rührend, wie sich die ganzen anderen Knackis ihrer annehmen – du weißt schon, die Typen, die wegen bewaffnetem Raubüberfall oder Mord sitzen, anständige Kriminelle eben.«
    »Ja, davon hat mein Vater manchmal erzählt. Dass im Gefängnis eine strenge Hierarchie herrscht, und da will keiner ganz unten sein.«
    »Lieber Werfer als Fänger.« Murray lachte.
    Es wurde Zeit für eine richtige Frage. »Und, Dan, wie ist dein Verhältnis zur Spionageszene?«
    Murray betrachtete den Horizont. »Ach, wir kommen ganz gut klar« war alles, was er freiwillig herausrückte.
    »Weißt du, Dan«, bemerkte Ryan, »wenn es hier drüben etwas gibt, was mir wirklich auf die Nerven geht, dann ist es dieses bescheuerte Understatement.«
    Das gefiel Murray. »Tja, dann lebst du am falschen Ort, Jack. Hier reden alle so.«
    »Ja, vor allem in Geheimdienstkreisen.«
    »Ich bitte dich! Wenn wir wie alle anderen sprechen würden, wäre doch im Nu der ganze Nimbus weg, und die Leute würden merken, wie absurd das Ganze in Wirklichkeit ist.« Murray nahm einen Schluck Bier und grinste breit. »Die Leute würden sofort jedes Vertrauen in uns verlieren. Bei Ärzten und Börsenmaklern ist es wahrscheinlich genau das Gleiche«, fügte der FBI-Vertreter hinzu.
    »Jede Branche hat ihren eigenen Insiderjargon.« Der angebliche Grund dafür war, dass dieser Jargon eben diesen Insidern eine raschere und effektivere Kommunikation ermöglichte – in Wirklichkeit diente er selbstverständlich nur dem Zweck, all jenen, die nicht dazugehörten, den Zugriff auf ihr Wissen zu verwehren.
     
    Es passierte in Budapest, und der Grund dafür war schlicht und einfach Pech. Der Informant war nicht einmal so wichtig. Er beschaffte Informationen über die ungarischen Luftstreitkräfte, die niemand sonderlich ernst nahm, genau wie das restliche ungarische Militär, das sich auf dem Schlachtfeld selten hervorgetan hatte.
Auch der Marxismus-Leninismus hatte hier nie wirklich festen Fuß gefasst, und dennoch hatte der Staat einen eifrigen, wenn auch nicht sehr tüchtigen Geheimdienst. Nicht alle, die für ihn arbeiteten, waren auf den Kopf gefallen. Einige waren sogar vom KGB ausgebildet, und wenn es etwas gab, wovon die Sowjets etwas verstanden, dann waren es Spionage und Spionageabwehr. Besagter Geheimdienstoffizier, Andreas Morrisay, trank gerade in einem Café in der Andrassy Utca seinen Morgenkaffee, als er jemanden einen Fehler machen sah. Hätte ihn seine Zeitung nicht gelangweilt, hätte er gar nicht hochgeschaut und wäre nicht auf ihn aufmerksam geworden, aber so sah er ihn. Ein ungarischer Staatsangehöriger  – das konnte man an seiner Kleidung erkennen – ließ vor dem Nachbartisch etwas fallen. Es hatte etwa die Größe einer Tabaksdose. Er bückte sich rasch, um es aufzuheben, doch dann drückte er es überraschenderweise an die Unterseite der Tischplatte. Und Morrisay sah, dass es nicht wieder abfiel. Anscheinend war ein Klebeband daran befestigt. Und das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch eins der Dinge, die er in einem Lehrfilm an der KGB-Akademie am Rand von Moskau gesehen hatte. Es war eine sehr einfache, veraltete Form eines so genannten toten Briefkastens, wie ihn feindliche Spione benutzten, um Informationen weiterzuleiten. Morrisay kam es so vor, als wäre er unversehens in ein Kino geraten, in dem gerade ein Spionagethriller lief, und als wüsste er instinktiv, was als

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