Red Rabbit: Roman
Rechtsattachés wohl erstreckte.
»Na ja, die Jungs am anderen Ende des Flurs sind gute Kumpel, und mit den Spionen vor Ort tausche ich mich auch ganz gern aus.« Die »Jungs am anderen Ende des Flurs« war Murrays Bezeichnung für die CIA-Leute. Trotzdem fragte sich Ryan noch einmal, welcher Behörde Murray eigentlich angehörte. Alles an ihm sprach dafür, dass er »Cop« war. Oder tarnte er sich nur so? Nein, ausgeschlossen. Dan war der persönliche Ausputzer von Emil Jacobs gewesen, dem ruhigen, kompetenten FBI-Direktor, und das war viel zu kompliziert für eine Geheimdiensttarnung. Außerdem führte Murray in London keine Agenten.
Oder doch? Nichts war so, wie es schien. Diesen Aspekt seines CIA-Jobs hasste Ryan, auch wenn er zugeben musste, dass es seinen Verstand ständig auf Trab hielt. Selbst wenn er im Garten ein Bier trank.
»Hört sich auf jeden Fall recht erfreulich an.«
»Auf Basil ist schwer Eindruck zu machen, Jack. Aber er und Judge Moore können gut miteinander. Jim Greer auch. Basil hält viel von seinen analytischen Fähigkeiten.«
»Er hat schwer was auf dem Kasten«, pflichtete Ryan ihm bei. »Ich habe viel von ihm gelernt.«
»Er macht dich zu einem seiner Stars.«
»Wirklich?« So kam es Ryan nicht immer vor.
»Ist dir noch nicht aufgefallen, wie rasch er dich höher stuft? Als ob du Harvard-Professor oder etwas in der Art wärst.«
»Wie du sehr genau weißt, war ich am Boston College und in Georgetown.«
»Tja, wir Jesuitenschüler regieren die Welt – aber wir bleiben trotzdem bescheiden. In Harvard bringen sie einem so etwas wie Bescheidenheit nicht bei.«
Auf jeden Fall empfehlen sie ihren Absolventen nicht, etwas so Plebejisches zu tun, wie zur Polizei zu gehen, dachte Ryan. Er konnte sich an diese ganzen Harvard-Typen in Boston gut erinnern, von denen sich viele einbildeten, ihnen gehörte die Welt – weil Daddy sie ihnen gekauft hatte. Als Abkömmling der Arbeiterklasse kaufte sie sich Ryan lieber selbst. Cathy dagegen verhielt sich nicht wie diese Oberschichtschnösel, obwohl sie mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war. Andererseits war es natürlich auch für niemanden eine Schande, einen Doktor als Sohn oder Tochter vorweisen zu können, und erst recht nicht, wenn diese Tochter auch noch am Johns Hopkins promoviert hatte. Vielleicht war Joe Muller doch gar nicht so übel, dachte Ryan kurz. Schließlich hatte er seinen Teil dazu beigetragen, dass sich seine Tochter heute sehen lassen konnte. Zu dumm nur, dass er sich seinem Schwiegersohn gegenüber wie das letzte arrogante Miststück benahm.
»Dann gefällt es dir also im Century House?«
»Besser als in Langley. Dort ist es zu sehr wie in einem Kloster. In London lebt man wenigstens in einer Großstadt. Man kann mal kurz auf ein Bier einkehren oder in der Mittagspause was einkaufen.«
»Nur schade, dass das Gebäude langsam zerfällt. Solche Probleme hatten sie schon mit einer ganzen Reihe von Gebäuden in London – der Mörtel oder Putz, oder wie man dazu sagt, ist schadhaft. Deshalb löst sich die Fassade. Ziemlich ärgerlich, aber der Bauunternehmer ist wohl schon seit einer Weile tot. Und eine Leiche kann man schlecht vor Gericht zerren.«
»Hast du das etwa noch nie gemacht?«, fragte Ryan im Spaß.
Murray schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab auch noch nie auf jemanden geschossen. Einmal stand ich dicht davor, hab’s dann aber doch nicht getan. War auch gut so. Wie sich herausstellte, war der Dreckskerl nämlich nicht bewaffnet. Wäre ein bisschen schwierig geworden, das dem Richter zu erklären«, fügte er hinzu und nahm einen Schluck Bier.
»Und wie machen sich die Cops hier so?« Es war schließlich Murrays Job, sich mit ihnen kurzzuschließen.
»Sie haben wirklich eine Menge drauf. Gut organisiert, gute Ermittler, wenn es um wirklich Großes geht. Normale Straßenkriminalität ist für die ja kein großes Problem.«
»Nicht wie in New York oder Washington.«
»Nicht annähernd. Und, tut sich im Century House irgendwas Interessantes?«
»An sich nicht. Hauptsächlich habe ich mir bisher alten Kram angesehen, alte Analysen mit neuen verglichen – lauter bereits bearbeitete Daten. Nichts, bei dem es sich lohnen würde, darüber zu Hause Bericht zu erstatten – was ich aber trotzdem tun muss. Der Admiral hält mich an einer ziemlich langen Leine, aber eine Leine ist es trotzdem.«
»Was hältst du von unseren Cousins?«
»Basil ist ein wirklich cleverer Bursche«, bemerkte
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