Red Rabbit: Roman
Gefahr für den Weltsozialismus darstellte.
Zurück an seinem Schreibtisch, machte er sich wieder daran, sich seinen täglichen Nachrichtendurchlauf besonders gut einzuprägen. Je mehr er der CIA verraten konnte, umso besser wurde er bezahlt. Vielleicht würde er mit seiner Tochter diesen Disney-Vergnügungspark besuchen, und vielleicht würde es seinem kleinen zaichik dort gefallen. Unter den Nachrichten befanden sich auch welche aus anderen Ländern, und die prägte er sich ebenfalls ein. Eine aus England war besonders interessant. Sie stammte von MINISTER, der wahrscheinlich im Außenministerium saß und exzellente politischdiplomatische Geheiminformationen lieferte, von denen man oben ganz begeistert war.
Foley benutzte für die Fahrt in die britische Botschaft einen Botschaftswagen. Sobald er seinen Ausweis zeigte, wurde er herzlich aufgenommen, und Nigel kam nach unten, um ihn in der Eingangshalle, die diesen Namen wirklich verdiente, abzuholen.
»Hallo, Ed!«, begrüßte Haydock seinen amerikanischen Gast mit festem Händedruck und freundlichem Lächeln. »Kommen Sie mit.« Sie gingen die Marmortreppe hinauf und dann nach rechts zu seinem Büro. Haydock schloss die Tür und deutete auf einen Ledersessel.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Wir haben ein Rabbit«, kam Foley sofort zur Sache.
Das sagte alles. Haydock wusste, dass Foley ein Spion war – ein »Cousin« im englischen Jargon.
»Warum erzählen Sie mir das?«
»Wir brauchen Ihre Hilfe, um ihn rauszuschaffen. Wir wollen es über Budapest machen, aber unsere dortige Außenstelle ist gerade aufgeflogen. Wie sieht’s in Ihrer Station vor Ort aus?«
»Der Leiter heißt Andy Hudson. Ehemaliger Offizier im Parachute Regiment, tüchtiger Mann. Aber alles schön der Reihe nach,
Edward. Was können Sie mir sagen, und warum ist diese Sache so wichtig?«
»Er ist auf uns zugekommen. Scheint in der Fernmeldeabteilung zu arbeiten. Jedenfalls macht er einen absolut glaubwürdigen Eindruck, Nigel. Ich habe um Erlaubnis gebeten, ihn umgehend rauszubringen, und Langley hat grünes Licht gegeben. Zwei Fünfen«, fügte er hinzu.
»Also höchste Priorität und Zuverlässigkeit?«
Foley nickte. »Ja. Möchten Sie die gute Nachricht hören?«
»Wenn es eine gibt?«
»Er behauptet, unser Nachrichtenverkehr könnte kompromittiert sein, aber das neue englische System wäre noch nicht geknackt.«
»Gut zu hören. Das heißt also, ich kann ungehindert kommunizieren, Sie aber nicht?«
Ein weiteres Nicken. »Ich habe heute Morgen erfahren, dass ein Kommunikationsadjutant zu mir unterwegs ist – möglicherweise haben sie ein paar alte Einmal-Blocks für mich ausgegraben. Das werde ich vermutlich im Lauf des Tages noch erfahren.«
Haydock lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, eine nikotinarme Silk Cut, auf die er seiner Frau zuliebe umgestiegen war.
»Haben Sie schon einen Plan?«, fragte der englische Spion.
»Ich denke, er wird den Zug nach Budapest nehmen. Was alles Weitere angeht, tja …« Foley umriss den Plan, den er und Mary Pat entworfen hatten.
»Sehr einfallsreich, Edward.« Haydock dachte nach. »Seit wann wissen Sie so gut über MINCEMEAT Bescheid? Das ist an unserer Akademie fester Bestandteil des Lehrplans, müssen Sie wissen.«
»Dafür habe ich mich schon als kleiner Junge interessiert.«
»Rein theoretisch ist das keine schlechte Idee – aber, wissen Sie, die Teile, die man dafür braucht, kriegt man nicht in der Eisenwarenhandlung.«
»Das habe ich mir schon gedacht, Nigel. Deshalb sollten wir uns besser beeilen.«
»Einverstanden.« Haydock zögerte. »Basil wird Verschiedenes wissen wollen. Was kann ich ihm sonst noch sagen?«
»Er müsste heute Morgen per Boten einen Brief von Judge Moore erhalten. Alles, was ich dazu wirklich sagen kann, ist, dass dieser Bursche sehr echt wirkt.«
»Sie haben gesagt, er arbeitet in der Fernmeldeabteilung – in der Zentrale also?«
»Ja.«
»Das könnte in der Tat äußerst wertvoll sein«, pflichtete Haydock ihm bei. »Vor allem, wenn er für die Nachrichtenbearbeitung zuständig ist.«
Diesmal war es ein langsameres Nicken, bei dem Foley den Blick aufmerksam auf seinen Gastgeber gerichtet hielt. »Genau das vermuten wir, Nigel.«
Endlich fiel der Groschen. »Wahnsinn«, hauchte Haydock. »Dann wäre er ja unbezahlbar. Und er ist einfach auf Sie zugekommen?«
»Richtig. Etwas komplizierter verhält es sich zwar schon, aber letztlich läuft es darauf
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