Red Rabbit: Roman
Behandlung ein Bierchen zischen?«
Cathy drehte sich um. »Er sagte, und ich zitiere: ›Jack ist doch bei der CIA, nicht wahr? Sag ihm, er soll die Kerle erschießen.‹ Ende des Zitats.« Sie wandte sich wieder dem Herd zu.
»Du solltest ihm antworten, dass wir so was nicht machen.« Jack lächelte etwas gequält. Dies zumindest war keine Lüge, und er hoffte, sie merkte es.
»Ich weiß. Das könntest du mit deinem Gewissen gar nicht vereinbaren.«
»Zu katholisch«, bestätigte er.
»Nun, wenigstens weiß ich, dass du mich in dieser Hinsicht nie anlügen wirst.«
»Möge Gott mich strafen, wenn ich das jemals tue.«
»So weit wird es nie kommen, Jack.« Und das war die Wahrheit. Sie hasste Waffen und Blutvergießen, aber sie liebte ihn. Und das genügte für den Moment.
Das Abendessen verlief angenehm, und anschließend verbrachten sie den Abend wie immer, bis es für ihre vierjährige Tochter Zeit war, den gelben Schlafanzug anzuziehen und in ihr Bett für »große Mädchen« zu klettern.
Als Sally im Bett lag und auch der kleine Jack schlummerte, konnten sie den Fernseher einschalten, um sich wie üblich eines der geistlosen Programme anzusehen. Jedenfalls hoffte Jack das, bis …
»Okay, Jack. Erzähl mir die schlechten Neuigkeiten.«
»Es ist nichts Besonderes«, sagte er. Das war die denkbar dümmste Antwort, die er hatte geben können, denn Cathy konnte nur zu gut in seinem Gesicht lesen.
»Was soll das heißen?«
»Ich muss eine kleine Reise machen – nach Bonn«, sagte Jack, sich an den Rat von Sir Basil erinnernd. »Wegen einer NATO-Sache, mit der ich nicht weiterkomme.«
»Und was machst du da?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Schatz.«
»Wie lange wirst du weg sein?«
»Wahrscheinlich drei, vier Tage. Sie meinen, ich wäre der Einzige, der diese Sache erledigen kann, aus welchem Grund auch immer.«
»Aha.« Ryans partielle Aufrichtigkeit reichte offenbar gerade aus, um sie zu überzeugen.
»Du wirst doch keine Waffe tragen oder so was?«
»Schatz, ich bin Analyst und kein Einsatzagent, schon vergessen? Solche Sachen sind nicht mein Job. Außerdem glaube ich nicht, dass Agenten im Einsatz heute noch oft Waffen tragen. Wie sollten sie das erklären, wenn’s auffiele?«
»Aber…«
»James Bond gibt’s nur im Film, Schatz, nicht im wahren Leben.«
Ryan wandte seine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. Auf ITV kam eine Wiederholung der Serie Danger-UXB , und wieder einmal fragte sich Jack, ob Brian seinen Job – das Entschärfen von Bomben – überleben und Suzy heiraten würde, wenn er in ein ziviles Leben zurückkehrte. Bomben zu entschärfen war eine elende Arbeit, aber wenn man einen Fehler machte, war es wenigstens schnell vorbei.
»Hat jemand etwas von Bob gehört?«, fragte Greer kurz vor sechs Uhr abends.
Judge Moore erhob sich von seinem teuren Drehstuhl und reckte sich. Er saß zu viel und bewegte sich zu wenig. In Texas besaß er eine kleine Ranch – die so genannt wurde, weil er dort drei Vollblüter stehen hatte. In Texas konnte es sich kein prominenter Bürger erlauben, nicht wenigstens ein oder zwei Pferde zu besitzen – und wenn er dort wäre, würde er drei- bis viermal die Woche Aztec satteln und eine Stunde lang reiten, um den Kopf frei zu bekommen und auch einmal an etwas anderes als an seine Arbeit zu denken. Beim Reiten kamen ihm meistens die besten Ideen. Vielleicht, überlegte Moore, hatte er deshalb hier das Gefühl, so verdammt unproduktiv zu sein. Ein Büro war einfach kein geeigneter Ort zum Denken, auch wenn jeder leitende Angestellte auf der Welt so tat, als wäre dem so. Gott allein wusste, warum. Genau das hätte er in Langley gebraucht – einen eigenen Stall. Das Gelände von Langley war groß genug – mindestens fünfmal größer als seine Ranch in Texas. Aber wenn er das jemals durchsetzte, dann würde die Story um die Welt gehen: dass der amerikanische DCI gern ritt, mit einem schwarzen Stetson auf dem Kopf – das gehörte dazu – und vermutlich mit einem .45er Colt im Halfter – das musste nicht unbedingt
sein. Die Geschichte würde sich bestimmt nicht gut machen vor den Fernsehleuten, die früher oder später garantiert mit ihren Minikameras am Zaun auftauchten. Schon aus Gründen der Eitelkeit musste er sich also diese Möglichkeit kreativer Denkhilfe abschminken. Aber eigentlich war es doch völlig schwachsinnig, sinnierte der ehemalige Richter, zuzulassen, dass solche Überlegungen die Art und Weise, wie er seine
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