Red Rabbit: Roman
Arbeit tat, beeinflussten. In England konnte Basil auf dem Rücken eines netten Jagdpferdes auf Fuchsjagd gehen – und scherte sich irgendjemand darum? Zum Teufel, nein. Er würde dafür bewundert werden oder im schlimmsten Fall als leicht exzentrisch gelten, und das in einem Land, in dem Exzentrik als bewundernswerte Eigenschaft galt. Aber hier, im Land der Freiheit, wurde der Mensch durch Regelungen und Konventionen versklavt, die ihm von Reportern und gewählten Regierungsbeamten aufgedrückt wurden, die ihre Sekretärinnen vögelten. Nun ja, es gab kein Gesetz, das besagte, dass alles auf der Welt Sinn machen musste, nicht wahr?
»Nichts Wichtiges von Bob. Nur ein Fax, in dem steht, dass die Verhandlungen mit unseren koreanischen Freunden gut vorankommen«, berichtete Moore.
»Wisst ihr, diese Leute machen mir ein wenig Angst«, sagte Greer. Er musste nicht erklären, warum. Die Agenten des südkoreanischen Geheimdienstes KCIA waren nicht zimperlich im Umgang mit Vertretern der anderen koreanischen Regierung. Dort wurde nach anderen Regeln gespielt. Der andauernde Krieg zwischen Nord und Süd war etwas sehr Reales, und in Kriegszeiten verloren zwangsläufig Menschen ihr Leben, auch durch den Geheimdienst. Bei der CIA war so etwas seit fast dreißig Jahren nicht mehr üblich, doch in Asien wurde einem Menschenleben nicht so viel Wert beigemessen wie im Westen. Vielleicht, weil die asiatischen Länder einfach überbevölkert waren. Oder weil sie einen anderen religiösen Glauben hatten. Oder vielleicht aus vielen verschiedenen Gründen. Aber aus welchem Grund auch immer, die Parameter, innerhalb – oder außerhalb – deren sie operierten, waren jedenfalls recht anders.
»Von denen erhalten wir immerhin die aussagekräftigsten Informationen über Nordkorea und China, James«, erinnerte Moore ihn. »Und sie sind sehr treue Verbündete.«
»Ich weiß, Arthur.« Es war nicht schlecht, hin und wieder etwas über die Volksrepublik China zu erfahren, denn für die CIA war es äußerst frustrierend, dass es ihr nicht recht gelang, hinter die Kulissen dieses Landes zu blicken. »Ich wünschte nur, sie würden insgesamt auf weniger drastische Methoden zurückgreifen.«
»Sie operieren innerhalb relativ strenger Richtlinien, und beide Seiten scheinen sich daran zu halten.«
Und auf beiden Seiten musste ein Mordauftrag von oberster Ebene genehmigt werden – was aber den jeweiligen Opfern sicherlich ziemlich egal war. Das Problem war nur, dass Operationen, bei denen Blut vergossen wurde, die wichtigste Mission behinderten, nämlich das Sammeln von Informationen. Und auch wenn das manche gelegentlich vergaßen, waren sich CIA und KGB in diesem Punkt einig, weshalb beide Geheimdienste von blutrünstigen Aktionen Abstand genommen hatten.
Doch wenn die erfolgreich gesammelten Informationen jenen Politikern, denen die Geheimdienste unterstanden, Angst einjagten oder sie anderweitig beunruhigten, dann wurden von den Geheimdiensten auch Maßnahmen verlangt, die diese normalerweise zu vermeiden suchten. Deshalb ließen sie Morde von Auftragskillern und /oder Söldnern ausführen, meist von …
»Arthur, wenn der KGB den Papst ermorden will, wie würde er dann Ihrer Meinung nach vorgehen?«
»Er würde niemand aus den eigenen Reihen dazu ausersehen«, sagte Moore, laut denkend. »Zu gefährlich. Das könnte sich zu einer politischen Katastrophe entwickeln – wie ein Tornado, der durch den Kreml rast. Und es würde, so sicher wie das Amen in der Kirche, Juri Wladimirowitschs Karriere beenden. Ich sehe keinen Grund, warum er ein solches Risiko eingehen sollte. Macht zu besitzen ist ihm einfach zu wichtig.«
Der DDI nickte. »Das denke ich auch. Ich schätze, er wird bald seinen Posten als Vorsitzender niederlegen. Das muss er tun. Sie würden ihn nicht vom KGB-Chef zum Generalsekretär befördern. Das wäre selbst den Russen ein bisschen zu unheimlich. Sie haben Stalins Handlanger Berija noch nicht vergessen – jedenfalls jene nicht, die an diesem Tisch sitzen.«
»Das ist ein guter Punkt, James«, sagte Moore und wandte sich vom Fenster ab. »Ich frage mich, wie viel Zeit Leonid Iljitsch noch
bleibt.« Breschnews Gesundheitszustand war für die CIA stets von großem Interesse – zum Teufel, er war für jedermann in Washington von Interesse.
»In dieser Hinsicht ist Andropow unser bester Indikator. Wir sind ziemlich sicher, dass er Breschnews Nachfolge antreten wird. Sobald es so aussieht, als läge Breschnew
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