Red Rabbit: Roman
in den letzten Zügen, wechselt Juri Wladimirowitsch den Job.«
»Gut, James. Ich werde das ans Außenministerium und ans Weiße Haus weitergeben.«
Admiral Greer nickte. »Dafür bezahlen sie uns schließlich. Aber zurück zum Papst«, schlug er vor.
»Der Präsident bedrängt uns diesbezüglich immer noch mit Fragen«, bestätigte Moore.
»Wenn sie etwas unternehmen, wird kein Russe daran beteiligt sein. Zu viele politische Fallstricke, Arthur.«
»Auch da stimme ich Ihnen zu. Aber was zum Teufel werden sie dann tun?«
»Sie lassen die Bulgaren die Drecksarbeit machen«, warf Greer ein.
»Also sollten wir nach einem bulgarischen Killer Ausschau halten?«
»Was glauben Sie, wie viele Bulgaren nach Rom pilgern?«
»Wir können den Italienern wohl kaum sagen, dass sie speziell darauf achten sollen, oder? Es würde mit Sicherheit durchsickern, und das darf nicht sein. In den Medien stünden wir reichlich dämlich da. Das können wir einfach nicht riskieren, James.«
Greer seufzte. »Ja, ich weiß. Nicht, ehe wir nicht etwas Konkretes wissen.«
»Etwas Konkreteres als jetzt – und bisher haben wir nur heiße Luft, James, nur verdammte heiße Luft.« Es wäre eigentlich ganz nett, dachte Judge Moore, wenn die CIA tatsächlich so viel Macht besäße, wie es das Kino glauben machen wollte und wie die Kritiker behaupteten. Nicht immer, nur ab und zu. Aber dem war leider nicht so.
Der nächste Tag begann in Moskau früher als anderswo. Zaitzew erwachte durch das Klingeln seines aufziehbaren Weckers, stand murrend und fluchend wie jeder Berufstätige auf der Welt auf und
stolperte Richtung Badezimmer. Zehn Minuten später trank er seinen Frühstückstee und aß Schwarzbrot mit Butter.
Knapp einen Kilometer entfernt saß auch Familie Foley beim Frühstück. Ed hatte sich der Abwechslung halber für ein englisches Muffin mit Traubengelee zum Kaffee entschieden. Klein Eddie, der sich von seinen Arbeiterfrauen und Transformers -Videokassetten losgerissen hatte, leistete ihm Gesellschaft. Dabei freute er sich schon auf die Vorschule, die hier im Ausländerviertel für Kinder aus dem Westen eingerichtet worden war. Er zeigte sich recht viel versprechend im Umgang mit Buntstiften und den neu eingetroffenen Hot-Wheels-Dreirädern. Überdies war er Champion auf dem Karussell.
Ed sagte sich, dass er es heute ruhig angehen lassen konnte. Das Treffen sollte erst am Abend stattfinden, und Mary Pat würde das übernehmen. In einer Woche etwa konnte Operation BEATRIX … vielleicht… beendet sein. Dann durfte er sich wieder entspannt zurücklehnen und seinen Außenagenten die Beinarbeit in dieser hässlichen Stadt überlassen. Sicherlich waren diese gottverdammten Baltimore Orioles im Endspiel und freuten sich darauf, sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Philadelphia Phillies zu liefern, während seinen Bronx Bombers wieder einmal nur der Abstieg blieb. Die neuen Eigentümer waren auch nicht besser als die alten. Wie konnten reiche Leute bloß so dämlich sein?
Ed wollte seine Gewohnheit, mit der Metro zu fahren, doch noch eine Weile beibehalten. Falls ihn der KGB beschatten ließ, war aller Wahrscheinlichkeit nach ein zweiköpfiges Team auf ihn angesetzt, wovon einer der beiden auf dem Bahnsteig zurückbleiben und die Abfahrtszeit der Bahn von der Bahnsteiguhr ablesen und notieren würde. Scheißspiel! dachte Foley wütend. Aber schließlich hatte er gewusst, was auf ihn zukam, als er den Posten in Moskau annahm, und immerhin war sein Leben hier doch einigermaßen aufregend, oder? Sicher, dachte Ed senior sarkastisch, wahrscheinlich genauso aufregend, wie Ludwig XVI. seinen Weg zur Guillotine auf dem Henkerskarren empfunden hatte.
Eines Tages würde er darüber einen Vortrag auf der »Farm« halten. Er hoffte, dass man dort zu schätzen wusste, wie schwer es gewesen war, den Ablauf von Operation BEATRIX zu planen. Nun, vielleicht wären sie zumindest ein bisschen beeindruckt.
Vierzig Minuten später kaufte er ein Exemplar der Iswestija und fuhr die endlose Rolltreppe zum Bahnsteig hinunter, wie üblich die Blicke der Russen ignorierend, die ihn, einen echten, lebendigen Amerikaner, so neugierig musterten wie ein wildes Tier im Zoo. Das würde einem Russen in New York – wo alle ethnischen Gruppen vertreten waren und man Russen vor allem am Steuer eines gelben Taxis antraf – nie passieren.
Die morgendliche Routine hatte sich mittlerweile eingespielt. Miss Margaret kümmerte sich um die Kinder, und vor der
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