Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
hasste, waren sie doch zumindest relativ berechenbar  – es sei denn, eine Tragfläche brach ab …
     
    »Was zum Teufel soll das denn?«, dachte John Tyler laut. Das Telex, das er in der Hand hielt, enthielt nur Anweisungen, verriet jedoch nichts über die Hintergründe.
    Die Leichen waren dem zuständigen Coroner der Stadt übergeben worden, allerdings mit der Bitte, sie lediglich aufzubewahren, ohne sie zu untersuchen. Tyler dachte kurz nach und rief dann den stellvertretenden US-Bundesanwalt an, mit dem er meistens zusammenarbeitete.
    »Sie wollen was ?«, fragte Peter Mayfair ungläubig. Er hatte drei Jahre zuvor als Drittbester seines Jahrgangs die juristische Fakultät von Harvard abgeschlossen und kletterte nun mit rasanter Geschwindigkeit die Karriereleiter in der Bundesanwaltschaft empor. Von Kollegen und Freunden wurde er Max genannt.
    »Sie haben mich richtig verstanden.«
    »Worum geht es eigentlich?«

    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Anweisungen direkt aus Emils Büro kommen. Es klingt zwar nach denen von der anderen Seite des Flusses, aber das Telex verrät nicht das Geringste. Wie sollen wir die Sache anpacken?«
    »Wo sind die Leichen jetzt?«
    »Beim Coroner, nehme ich an. Ihnen – es sind Mutter und Tochter  – liegt eine Anweisung bei, die besagt, dass sie nur aufbewahrt, nicht untersucht werden sollen. Also denke ich, dass sie im Kühlraum liegen.«
    »Und Sie wollen sie sozusagen unbearbeitet?«
    »Tiefgekühlt, denke ich, aber ähem, ja, unbearbeitet.« Grässlich, es so auszudrücken, dachte der diensthabende Einsatzbeamte.
    »Irgendwelche Familienangehörigen?«
    »Die Polizei hat bisher noch keine aufgetrieben, soweit ich weiß.«
    »Okay, hoffen wir, dass das auch so bleibt. Wenn es keine Familie gibt, die Einspruch erhebt, erklären wir sie als mittellos und veranlassen den Coroner, sie der Obhut des Staates zu übergeben, so wie es bei toten Obdachlosen gehandhabt wird. Solche Leute werden einfach in einen billigen Sarg verfrachtet und unter die Erde gebracht. Wo werden Sie sie hinbringen?«
    »Max, ich weiß es nicht. Ich werde Emil per Telex eine Antwort übermitteln, und er wird es mir dann sagen.«
    »Und wann soll das Ganze über die Bühne gehen?«, fragte Mayfair. Er war neugierig, wie wichtig die Sache wohl sein mochte.
    »Am liebsten vorgestern, Max.«
    »Okay. Wenn Sie wollen, fahre ich sofort zum Coroner.«
    »Dann treffe ich Sie dort, Max. Vielen Dank.«
    »Sie schulden mir ein Bier und ein Essen im Legal Seafood «, antwortete der US-Bundesanwalt.
    »In Ordnung.« Das war er ihm schuldig.

25. Kapitel
ÜBER DIE GRENZE
    Die Leichen wurden in billige Aluminiumsärge gelegt – jene Sorte von Särgen, die man dazu verwendet, um Verstorbene per Flugzeug zu transportieren –, dann in einen Lieferwagen des FBI verladen und zum internationalen Flughafen Logan gebracht. Tyler rief in Washington an, um nachzufragen, was nun geschehen solle, und glücklicherweise war sein Autotelefon abhörsicher.
    FBI-Direktor Emil Jacobs hatte, wie sich zeigte, auch noch nicht so weit vorausgeplant und musste seinerseits erst Judge Moore bei der CIA anrufen, wo man ebenfalls schnellstens die Gehirnzellen auf Trab brachte und schließlich den Beschluss fasste, die Särge mit der 747 der British Airways von Boston nach London bringen zu lassen. Dort sollten sie in Heathrow von Sir Basils Leuten in Empfang genommen werden. Der Beschluss ließ sich problemlos in die Tat umsetzen, da British Airways bereitwillig mit den amerikanischen Polizeidienststellen zusammenarbeitete. So startete Flug Nummer 214 pünktlich um 8:10 Uhr, und schon kurz darauf befand sich das Flugzeug in der Luft, um seinen fünftausend Kilometer langen Weg nach London zu Terminal vier in Heathrow anzutreten.
     
    Gegen fünf Uhr morgens erwachte Zaitzew in seinem oberen Etagenbett, ohne genau sagen zu können, was ihn geweckt hatte. Er drehte sich zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen, und da traf es ihn wie ein Schlag: Der Zug hatte an einem Bahnhof angehalten. Er wusste nicht, welcher es war – er hatte den Fahrplan nicht im Kopf –, aber plötzlich überlief es ihn eiskalt. Was, wenn gerade
jemand vom Zweiten Hauptdirektorat eingestiegen war? Bei Tage hätte er sein ungutes Gefühl einfach abgeschüttelt, doch der KGB war dafür bekannt, dass er Leute mitten in der Nacht verhaften ließ, weil die Gefahr geringer war, dass sie dann ernsthaft Widerstand leisteten. Unvermittelt kehrte seine Angst

Weitere Kostenlose Bücher