Red Rabbit: Roman
Wunschzettel geschrieben, und der Weihnachtsmann bringt immer, was man sich wünscht. Das weiß doch jeder.« Bostock strahlte förmlich vor Vorfreude. »Was machen wir mit ihm, wenn er da ist?«
»Ich denke, wir sollten ihn zur ›Farm‹ nach Winchester bringen«, überlegte Moore laut. »Ihn irgendwo hinschicken, wo er sich von dem Stress erholen kann, oder ihm vorschlagen, einige Tagestouren zu machen.«
»Wie viel kriegt er?«, fragte Greer.
»Je nachdem«, erwiderte Moore. Er war derjenige, der die Verfügungsgewalt über den Reptilienfonds der CIA hatte. »Wenn die Informationen was wert sind… bis zu einer Million, denke ich. Und einen netten Arbeitsplatz, wenn wir alles aus ihm herausgekitzelt haben.«
»Wo wollen Sie ihn denn unterbringen?«, fragte Bostock.
»Oh, das können wir ihn entscheiden lassen.«
Die Sache war sowohl einfach als auch kompliziert. Die Rabbit-Familie musste erst einmal Englisch lernen. Und eine neue Identität bekommen. So brauchten sie zum Beispiel neue Namen – wahrscheinlich
würde man aus ihnen norwegische Immigranten machen, um ihren Akzent zu erklären. Die CIA hatte die Befugnis, jährlich einhundert Neubürger über die Einwanderungsbehörde ins Land zu bringen (ein Kontingent, das sie nie erfüllte). Die Rabbits brauchten Sozialversicherungsnummern, Führerscheine und wahrscheinlich auch noch ein paar Fahrstunden – vielleicht beide, sicherlich aber die Frau.
Dann war psychologische Unterstützung für diese Menschen nötig, die alles, was sie kannten und besaßen, zurückgelassen hatten und nun in einem neuen und völlig anderen Land Fuß fassen mussten. Für solche Fälle hatte die Agency einen Psychologie-Professor von der Columbia University an der Hand. Und schließlich gab es auch noch eine paar frühere Überläufer, die in der Übergangsphase Händchen halten konnten. Anfangs war es nie einfach für die Neubürger. Für Russen war Amerika vergleichbar mit einem riesigen Spielzeugladen für ein Kind, das bisher noch nicht einmal gewusst hatte, dass es so etwas wie Spielzeugläden überhaupt gab. Es war für sie in jeder Hinsicht überwältigend, da sie nahezu keinerlei Vergleichsmöglichkeiten hatten. Also musste man es Überläufern so angenehm wie möglich machen. Erstens, um die gewünschten Informationen zu bekommen, zweitens, um sicherzustellen, dass sie nicht zurückwollten – das würde zwar beinahe mit Sicherheit den Tod bedeuten, zumindest für den Ehemann, aber es war trotzdem schon vorgekommen, so stark war die Bindung an die Heimat.
»Wenn er ein kälteres Klima vorzieht, schicken wir ihn nach Minneapolis-Saint Paul«, schlug Greer vor. »Aber, Gentleman, ich fürchte, wir greifen ein wenig vor.«
»Unser James … wie immer die Stimme der Vernunft«, sagte der DCI lächelnd.
»Jemand muss ja vernünftig sein. Man kann das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man es in den Händen hält.«
Und wenn er nun gar nichts Wichtiges weiß? dachte Moore. Was, wenn er einfach nur ein Ticket in den Westen bekommen wollte? Zum Teufel mit dieser Branche! dachte der DCI.
»Also, Basil hält uns auf dem Laufenden, und Ryan vertritt dort unsere Interessen.«
»Ryan vertritt unsere Interessen? Da wird Basil sicher was zu lachen haben.«
»Er ist gut, Mike. Unterschätzen Sie ihn nicht. Es gab schon mal welche, die ihn unterschätzt haben – die sitzen jetzt im Staatsgefängnis von Maryland und warten auf ihren Berufungsprozess«, verteidigte Greer seinen Schützling.
»Okay, er war mal bei den Marines«, gab Bostock widerwillig zu. »Was soll ich Bob sagen, wenn er anruft?«
»Nichts«, antwortete der DCI sofort. »Bis wir von unserem Rabbit erfahren haben, welcher Teil unseres Nachrichtennetzes nicht sicher ist, müssen wir am Telefon vorsichtig sein. Klar?«
Bostock nickte brav wie ein Erstklässler. »Ja, Sir.«
»Ich habe S und T unsere Telefone überprüfen lassen. Sie sagen, sie seien sauber. Aber Chip Bennett in Fort Meade tobt immer noch und springt im Dreieck.« Moore musste nicht hinzufügen, dass seit Pearl Harbor keine Nachricht Washington so sehr in Alarmbereitschaft versetzt hatte wie die Warnung des Rabbit. Aber vielleicht konnten sie das ja zu ihrem Vorteil nutzen und den Spieß umdrehen. Hoffnung machte man sich immer, in Langley genauso wie überall sonst auf der Welt. Es schien unwahrscheinlich, dass die Russen etwas wussten, was seiner Abteilung für Wissenschaft und Technologie nicht bekannt war, aber es gestaltete sich
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