Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Führung übernommen hatte, wie alle Mütter dies gewöhnlich tun.
    Die Váci Utca war offenbar alt, auch wenn die Gebäude erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut sein konnten, erinnerte sich Ryan, denn Anfang 1945 hatten hier erbitterte Kämpfe stattgefunden. Ryan besah sich die Schaufensterauslagen und entdeckte das übliche Warenangebot, das allerdings in puncto Qualität und Auswahl mit den Angeboten in Amerika oder London bei weitem nicht mithalten konnte. Aber für die Rabbits, deren Matriarchin begeistert auf alle möglichen Dinge in den Schaufenstern zeigte, war es mit Sicherheit beeindruckend.
    »Die Frau glaubt, sie sei in der Bond Street«, bemerkte Hudson. »Na ja, das kommt wohl nicht ganz hin.« Jack kicherte. Er wusste, wovon er sprach, hatte er doch einen beträchtlichen Teil seiner Einkünfte dort gelassen. Die Bond Street war die wohl schönste und exklusivste Einkaufsstraße der Welt – für den, der es sich leisten konnte, dort einzukaufen. Aber wie sah es in Moskau aus? Und wie mochte diese Geschäftsstraße hier auf Russen wirken?
    In einer Hinsicht, so schien es Jack, waren alle Frauen gleich: Sie liebten Schaufensterbummel. Doch irgendwann kam unweigerlich der Zeitpunkt, da ihnen das bloße Anschauen nicht mehr reichte und sie unbedingt etwas kaufen mussten. Und bei Mrs
Rabbit war es bereits nach wenigen hundert Metern so weit. Sie betrat ein Bekleidungsgeschäft und zerrte das kleine Häschen hinter sich her, während Mr Rabbit, sichtlich zögernd, als Letzter eintrat.
    »Wird wohl ein Weilchen dauern«, prophezeite Ryan. »Das kenne ich.«
    »Wie meinen Sie das, Jack?«
    »Sind Sie verheiratet, Andy?«
    »Ja.«
    »Kinder?«
    »Zwei Jungs.«
    »Sie Glücklicher. Mädchen haben größere Ansprüche.« Sie traten näher, um einen Blick in den Laden werfen zu können. Frauen- und Mädchenbekleidung. Ja, dachte Jack, das wird eine Weile dauern.
    »Nun gut, wir wissen jetzt, wie sie aussehen. Zeit für uns, zu gehen, Sir John.« Hudson deutete die Váci Utca hinauf und hinab, als würde er einem Touristen etwas über ihre Geschichte erzählen, und führte dann seinen Gast wieder in die Botschaft zurück, wobei er seine Blicke wie eine Radarantenne schweifen ließ. Immer wieder machte er beschreibende Gesten, die nicht zu seinen Worten passten. »Wir wissen also, wie sie aussehen. Ich habe nichts gesehen, was auf eine Beschattung hindeutet. Das ist gut. Wenn dies eine Falle wäre, hätten sie den Köder nie so nahe an uns herankommen lassen – wenigstens würde ich das nicht tun, und der KGB verhält sich ziemlich vorhersehbar.«
    »Meinen Sie?«
    »Oh ja. Der Iwan ist sehr gut, aber er ist leicht zu berechnen, genau wie beim Fußball- oder bei Schachspielen. Sie legen ein schnörkelloses, geradliniges Spiel hin, hervorragend in der Ausführung, aber wenig originell oder elegant. Alles, was sie tun, ist immer klar definiert. Die Russen ermutigen ihre Landsleute nicht gerade, sich von der Masse abzuheben, oder?«
    »Das stimmt, aber einige ihrer Anführer haben es trotzdem gemacht.«
    »Der, den Sie im Sinn haben, ist vor dreißig Jahren gestorben, Jack, und so einen wollen sie nicht noch einmal.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.« Darüber brauchte man nicht zu streiten. »Und wohin jetzt?«

    »Zur Staatsoper, ins Hotel oder irgendwelche Sehenswürdigkeiten ansehen. Ich denke, wir hatten für heute genug Überraschungen.«
     
    Kleine Jungen hassen es meist, einkaufen zu gehen, aber auf kleine Mädchen trifft das wohl nur selten zu. Und mit Sicherheit nicht auf Swetlana, die noch nie eine solche Vielfalt an bunten Kleidern gesehen hatte, nicht einmal in den Devisenläden, zu denen ihre Eltern seit kurzem Zugang hatten. Während ihre Mutter auswählte und begutachtete, probierte Swetlana nicht weniger als sechs Mäntel an, darunter einen in Tannengrün und einen leuchtend roten mit schwarzem Samtkragen. Und obwohl sie nach diesem noch zwei andere anzog, wurde doch der rote gekauft, und zaichik bestand darauf, ihn gleich anzubehalten. Als Nächstes war Oleg Iwan’tsch an der Reihe, der drei Videorekorder erstand, alle nicht lizenzierte ungarische Kopien von japanischen Sony-Betamax-Geräten. Man würde ihm die Geräte direkt ins Hotel liefern, hieß es, und mit diesem Kauf hatte er bereits die Hälfte der Aufträge seiner Kollegen erledigt. Er beschloss, noch ein paar Videokassetten zu kaufen – nicht jugendfreie selbstverständlich, die seine Freunde in der Zentrale zu schätzen wissen

Weitere Kostenlose Bücher