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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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würden. Und so verließ Zaitzew das Geschäft zwar um knapp zweitausend Transfer-Rubel ärmer, doch das machte ihm nichts aus, denn im Westen würde er sowieso keine Verwendung mehr für sie haben.
    Der Einkaufsbummel zog sich fast bis mittags hin. Da die Zaitzews mittlerweile so viel zu schleppen hatten, dass sie kaum noch gehen konnten, kehrten sie zu der antiken U-Bahn und mit ihr ins Hotel zurück, wo sie ihre Einkäufe abluden. Den weiteren Ablauf des Tages durfte ihre Tochter bestimmen.
     
    Den Heldenplatz hatten die Budapester den Habsburgern zu verdanken, die hier Ende des vorangegangenen Jahrhunderts zu Ehren ihrer – von Ungarns Seite aus nicht ganz freiwillig erfolgten – Zusammenlegung von Österreich und Ungarn die Statuen ungarischer Könige aufstellen ließen. Darunter befand sich auch die von König Stephan dem Heiligen – auf ungarisch »Istvan« –, dessen berühmte Krone mit dem schief stehenden Kreuz den Ungarn erst einige Jahre zuvor von Jimmy Carter zurückgegeben worden war.

    »Die Rückgabe der Krone war ein kluger Schachzug von Carter. Die Krone ist nämlich ein Symbol der ungarischen Reichseinheit und genießt besondere Verehrung, verstehen Sie?«, erklärte Hudson. »Das kommunistische Regime konnte diese Geste kaum zurückweisen, und indem es sie akzeptierte, musste es anerkennen, dass das Land auch schon lange vor dem Marxismus-Leninismus eine eigene Geschichte hatte. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Mr Carter, aber meiner Ansicht nach war dies wirklich klug. Die meisten Ungarn hassen den Kommunismus, Jack. In diesem Land spielt die Religion noch eine große Rolle.«
    »Stimmt, es gibt hier ziemlich viele Kirchen«, sagte Ryan. Auf dem Weg zum Park hatte er sechs oder sieben davon gezählt.
    »Das ist der zweite Aspekt, der ihnen das Gefühl gibt, eine eigene politische Identität zu haben. Der Regierung gefällt das zwar nicht, aber die Kirche ist zu mächtig, und es wäre zu gefährlich, gegen sie vorzugehen, also existiert eine Art erzwungener Waffenstillstand zwischen den beiden.«
    »Wenn ich wetten müsste, würde ich auf die Kirche setzen.«
    Hudson wandte sich ihm zu. »Ich auch, Sir John.«
    Ryan sah sich um. »Ein riesiger Platz …« Die gepflasterte Fläche war gut und gern zweieinhalb Quadratkilometer groß.
    »Er wurde 1956 angelegt«, erzählte Hudson. »Die Sowjets haben ihn in dieser Größe geplant, damit im Notfall Truppentransporter hier landen können, zum Beispiel eine AN-12, mit der man schnell Truppen einfliegen kann für den Fall, dass die Einheimischen jemals wieder einen Aufstand anzetteln sollten. Etwa, sagen wir mal, zehn oder zwölf solcher Transporter mit je hundertfünfzig Soldaten an Bord könnten hier durchaus landen, um das Stadtzentrum gegen die Aufständischen zu verteidigen, bis die Panzer aus dem Osten nachgerückt sind. Nicht gerade ein brillanter Plan, aber so denken sie eben.«
    »Aber man könnte doch locker ganz schnell zwei Busse hier abstellen und die Reifen platt schießen.«
    »Ich sagte ja, der Plan ist nicht perfekt, Jack«, erwiderte Hudson. »Noch besser wäre es, ein paar Landminen auszulegen. Die kann kein Pilot beim Landeanflug als Minen erkennen, und Transporterpiloten sind sowieso ein ziemlich blinder und dämlicher Haufen. Übrigens  – wissen Sie, wer hier 1965 sowjetischer Botschafter war?«

    »Nein – Moment, doch, warten Sie … war das nicht Andropow?«
    Hudson nickte. »Juri Wladimirowitsch höchstpersönlich. Das erklärt, warum er bei den Einheimischen hier so beliebt ist. Damals sind verdammt viele Menschen ums Leben gekommen.«
    Ryan erinnerte sich, dass er seinerzeit noch in der Grundschule und zu jung gewesen war, um zu wissen, worum es ging: In jenem Herbst hatte ein Präsidentschaftswahlkampf angestanden, und gleichzeitig hatten die Briten und Franzosen beschlossen, in Ägypten einzumarschieren, um ihren Anspruch auf den Suez-Kanal geltend zu machen. Eisenhower war also mit zwei Krisen gleichzeitig beschäftigt und dadurch nicht in der Lage gewesen, auch noch in Europa etwas zu unternehmen. Aber immerhin hatte dieser Aufstand Amerika eine nicht unbeträchtliche Zahl von Immigranten beschert. Wenigstens kein Totalverlust.
    »Und die hiesige Geheimpolizei?«
    »Die residiert in der Andrassy Utca Nummer sechzig, in einem ganz normal aussehenden Gebäude, dessen Wände buchstäblich blutdurchtränkt sind. Heute ist es nicht mehr so schlimm wie früher. Die, die anfangs dort saßen, waren dem Eisernen

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