Red Rabbit: Roman
gesagt, dass seine Frau und sein Kind keine Ahnung haben, wohin die Reise tatsächlich geht?«
Hudsons Kopf fuhr herum. »Sie machen Witze!«
»Leider nein. Das hat er unseren Leuten in Moskau erzählt. Macht das die Sache komplizierter?«
Hudsons Hände packten das Lenkrad fester. »Nur, wenn sie Ärger macht. Aber damit dürften wir schon fertig werden, denke ich.« Sein Gesichtsausdruck verriet jedoch, dass er sich durchaus Sorgen machte.
»Europäische Frauen, sagte man mir, seien weniger selbstbewusst als amerikanische.«
»Das stimmt«, erwiderte Hudson. »Und das trifft wohl vor allem auf die russischen zu. Nun, wir werden ja sehen.«
Er bog ein letztes Mal ab, in eine Straße mit dem Namen Harm Utca, dann hatten sie die britische Botschaft erreicht. Hudson parkte den Wagen und stieg aus.
»Das Gebäude dort ist das Budapesti Rendõrfõkápitanság, das Polizeihauptquartier. Gut für uns, an einem so sicheren Ort zu sein, und sie stellen kaum eine Bedrohung für uns dar. Die örtliche Polizei steht hier nicht in besonders hohem Ansehen. Die ungarische Sprache ist übrigens einfach unmöglich. Hat ihren Ursprung angeblich in der Mongolei, so unglaublich das auch klingt. Sie ist jedenfalls mit keiner europäischen Sprache verwandt. Englisch verstehen hier nur wenige Leute, allerdings sprechen viele Deutsch, immerhin ist Österreich ihr nächster Nachbar im Westen. Aber keine Sorge, es wird Sie immer jemand von uns begleiten. Ich werde Sie morgen Vormittag selbst ein bisschen herumführen. Und jetzt – ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, doch mich macht Reisen immer müde.«
»Mich auch«, stimmte Ryan ihm zu. »Ich nenne das den Reiseschock.«
»Dann werde ich Sie jetzt nach oben in Ihr Quartier bringen. Die Botschaftskantine ist nicht schlecht, und Ihr Zimmer ist ganz ordentlich, um nicht zu sagen komfortabel. Ich hole nur noch schnell Ihre Tasche.«
In puncto Gastfreundschaft sind sie wirklich kaum zu überbieten, dachte Jack zehn Minuten später in seinem Zimmer. Ein Bett, ein eigenes Bad, ein Fernseher und ein Videorekorder mit etwa einem Dutzend Kassetten. Er entschied sich für Der große Atlantik mit Jack Hawkins und hielt bis zum Ende durch, bevor er einnickte.
26. Kapitel
TOURISTEN
Sie wachten alle drei etwa zur selben Zeit auf. Die kleine Swetlana zuerst, kurz darauf ihre Mutter und schließlich ihr Vater. Das Hotel Astoria verfügte sogar über einen Zimmerservice – ein völlig unbekannter Luxus für Sowjetbürger. Im Zimmer gab es ein Telefon, und nachdem Irina die Wünsche der beiden anderen notiert hatte, wählte sie die Servicenummer. Man sagte ihr, das Frühstück würde in etwa dreißig Minuten hochgebracht.
»Bei mir ginge das schneller«, bemerkte Irina etwas säuerlich. Aber selbst sie musste zugeben, dass es auch etwas für sich hatte, sich ausnahmsweise einmal nicht um die Zubereitung des Frühstücks kümmern zu müssen. Und so gingen sie zunächst nacheinander ins Bad, um sich fertig zu machen.
Nachdem Ryan aufgestanden war, duschte er und machte sich dann gegen Viertel vor acht auf den Weg in die Botschaftskantine. Es war offensichtlich, dass die Briten ihre kleinen Annehmlichkeiten hier ebenso liebten wie die amerikanischen Beamten im Auslandsdienst. Ryan holte sich einen großen Teller voll Rührei mit Speck – er liebte englischen Speck, hegte jedoch eine tiefe Abneigung gegen die englischen Würstchen, die die Briten offenbar mit Sägemehl zu füllen pflegten – und vier Scheiben Weizentoast, da er das Gefühl hatte, diesen Tag nur mit einem kräftigen Frühstück überstehen zu können. Der Kaffee war nicht übel. Auf seine Nachfrage hin wurde ihm mitgeteilt, dass er aus Österreich komme, was die gute Qualität erklärte.
»Der Botschafter hat darauf bestanden«, sagte Hudson, als er sich seinem amerikanischen Gast gegenüber an den Tisch setzte. »Dickie liebt seinen Kaffee.«
»Wer?«, fragte Jack.
»Richard Dover, der Botschafter. Momentan ist er gerade wieder in London. Er ist vorgestern geflogen. Wirklich schade. Hätte Sie bestimmt gern kennen gelernt. Er ist ein guter Chef. Und, wie haben Sie geschlafen?«
»Ich kann mich nicht beklagen. Schließlich ist es hier nur eine Stunde Zeitunterschied zu London. Sagen Sie, könnte ich vielleicht bei mir zu Hause anrufen? Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mit meiner Frau zu sprechen, bevor ich gestern abgereist bin. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht«, erklärte Jack.
»Kein Problem, Sir
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