Red Rabbit: Roman
John«, sagte Hudson. »Sie können von meinem Büro aus telefonieren.«
»Sie glaubt, ich sei wegen einer NATO-Angelegenheit in Bonn.«
»Wirklich?«
»Cathy weiß zwar, dass ich für die Agency arbeite, aber sie weiß nicht viel über meine eigentliche Arbeit – und abgesehen davon, weiß ich selbst nicht wirklich, was ich hier soll. Ich bin Analyst«, erklärte Ryan, »kein Einsatzagent.«
»Das stand auch in der Mitteilung. Reiner Blödsinn«, lautete der knappe Kommentar des Agenten. »Betrachten Sie es einfach als eine neue Erfahrung.«
»Vielen Dank, Andy.« Ryan sah mit einem gequälten Lächeln auf. »Daran mangelt’s mir wahrhaftig nicht.«
»Nun, dann können Sie zumindest besser beurteilen, wie die Lage wirklich ist, wenn Sie das nächste Mal ein Memo schreiben.«
»Nichts dagegen. Vorausgesetzt, ich komme heil aus dieser Sache hier raus.«
»Dafür zu sorgen ist meine Aufgabe.«
Ryan trank bedächtig einen Schluck Kaffee. Mit Cathys konnte er zwar nicht mithalten, aber für Kantinenkaffee war er nicht schlecht. »Was steht heute auf dem Plan?«
»Erst einmal in Ruhe zu Ende frühstücken. Dann werde ich für Sie den Reiseleiter spielen, damit Sie ein Gefühl für dieses Land bekommen, und anschließend überlegen wir, wie wir Operation BEATRIX erfolgreich zum Abschluss bringen können.«
Familie Zaitzew war von der Qualität des Essens überrascht. Oleg hatte zwar schon viel Gutes über die ungarische Küche gehört, aber beurteilen ließ sich so etwas letzten Endes immer nur aus eigener Erfahrung. Darauf bedacht, die fremde Stadt kennen zu lernen, hielten sie sich nicht lange mit dem Frühstück auf, kehrten noch einmal kurz in ihr Zimmer zurück und suchten dann an der Rezeption Orientierungshilfe. Da Irina sich am meisten dafür interessierte, was es hier zu kaufen gab, fragte sie, wo man am besten einkaufen könne. Am besten, erklärte der Empfangschef, in der Váci Utca, der elegantesten Einkaufsstraße in Budapest, zu der sie mit der U-Bahn fahren konnten. Sie war, wie er ihnen verriet, die zweitälteste in Europa. Also marschierten die Zaitzews zur Haltestelle Andrassy Utca und gingen die Treppe hinab. Erstaunt stellten sie fest, dass die Budapester U-Bahn in Wirklichkeit eine Straßenbahn war, die lediglich unterirdisch fuhr. Selbst der Triebwagen war aus Holz und hatte die gleiche Oberleitung wie eine Straßenbahn.
Sie erreichten in knapp zehn Minuten den Vörösmarty-Platz, der nur wenige Gehminuten von der Váci Utca entfernt lag. Sie bemerkten nicht, dass ihnen in diskretem Abstand ein Mann – Tom Trent – folgte, der höchst verblüfft feststellte, dass sie geradewegs auf die britische Botschaft in der Harm Utca zuliefen.
Ryan ging noch einmal in sein Zimmer, um seinen Regenmantel zu holen – Hudson hatte ihm dies für den morgendlichen Ausflug empfohlen –, eilte dann ins Foyer hinunter und von dort ins Freie. Der Himmel war bedeckt und verhieß Regen. Hudson nickte dem Wachmann an der Tür zu und hielt Ryan zu dessen Überraschung höflich das Tor auf. Hudson schaute zuerst nach links zum Polizeihauptquartier hinüber und entdeckte dort tatsächlich, keine siebzig Meter entfernt, Tom Trent …
… der doch dem Rabbit folgen sollte?
»Hm – Jack?«
»Ja, Andy?«
»Das da drüben ist unser Rabbit, mit seiner Frau und dem kleinen Häschen.«
Ryan wandte sich um und war völlig verblüfft, als er die drei Leute, die er von den Fotos kannte, geradewegs auf sich zukommen sah. »Was zum Teufel … ?«
»Wahrscheinlich wollen sie im nächsten Block einkaufen gehen. Das ist eine Touristengegend mit vielen Geschäften und so. Aber schon ein verdammt merkwürdiger Zufall«, sagte Hudson, während er fieberhaft überlegte, was das zu bedeuten hatte.
»Sollen wir ihnen folgen?«, fragte Jack.
»Warum nicht?«, sagte Hudson. Er zündete sich ein Zigarillo an – er liebte Zigarillos – und wartete, bis sein Begleiter sich eine Zigarette angezündet hatte und die Rabbits vorbeigegangen waren. Sie warteten noch, bis auch Trent an ihnen vorbei war, bevor sie die gleiche Richtung einschlugen.
»Hat das etwas zu bedeuten?«, fragte Ryan.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hudson. Auch wenn man seiner Miene nichts anmerken konnte, so verriet doch sein Tonfall, dass er besorgt war. Sie setzten ihren Weg fort.
Doch schon bald löste sich ihre Spannung, denn nach wenigen Minuten stand außer Zweifel, dass die Rabbits auf Einkaufstour waren, wobei Mrs Rabbit die
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