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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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irgendeiner geheimen Angelegenheit unterwegs. Es hatte wohl keinen Sinn, sich zu fragen, worum es dabei ging, dachte der Taxifahrer, während er sich der kleinen Bahnstation von Chatham näherte.
    »Einen schönen Tag«, sagte er, als Cathy ausstieg.
    »Danke, Eddie.«

    Das übliche Trinkgeld. Es war prima, regelmäßig einen so großzügigen Fahrgast zu befördern.
    Für Cathy war es eine Zugfahrt nach London wie jeden Tag. Eine medizinische Fachzeitschrift würde ihr zwar die Zeit nicht lang werden lassen, doch diesmal musste sie auf den Trost verzichten, den die Nähe ihres Mannes ihr sonst oft spendete. Er würde nicht neben ihr den Daily Telegraph lesen oder einfach dösen. Es war merkwürdig, wie sehr man selbst einen schlafenden Mann neben sich vermissen konnte.
     
    »Das ist die Konzerthalle.«
    Die Budapester Konzerthalle war bis ins letzte Detail sorgfältig konstruiert, aber klein. Ihre Architektur erinnerte an den Imperialstil, der sich gut dreihundert Kilometer entfernt in Wien dem Auge des Betrachters sehr viel vollendeter und imposanter darbot. Andy und Ryan gingen hinein, um die Eintrittskarten abzuholen, die die Botschaft über das ungarische Außenministerium reserviert hatte. Hudson bat um die Erlaubnis, die Loge in Augenschein nehmen zu dürfen, und wegen seines Diplomatenstatus’ begleitete ein Platzanweiser die beiden ausländischen Gäste die Treppe hinauf und durch einen seitlichen Korridor dorthin.
    Drinnen bemerkte Ryan sofort eine Ähnlichkeit zu den Theatern am Broadway. Die Loge war nicht groß, aber elegant. Die Sitze waren mit rotem Samt bezogen, der Stuck vergoldet, und der Ort durchaus eines Königs würdig, der sich dazu herabließ, seinen Herrscherpalast weiter oben am Fluss in Wien zu verlassen, um die untertänige Stadt zu besuchen. Es war ein Ort, an dem die örtlichen Honoratioren ihrem König huldigten und vorgaben, ihm sehr verbunden zu sein, obwohl sie selbst und auch der Souverän es besser wussten.
    Die Akustik in diesem Raum war vermutlich hervorragend, und das war schließlich das Wichtigste. Ryan war noch nie in der Carnegie Hall in New York gewesen, doch dieser Saal war das lokale Gegenstück, nur kleiner eben und bescheidener.
    Ryan blickte sich um. Die Loge war für ihre Zwecke wie geschaffen. Kein Sitz im ganzen Theater entzog sich dem Auge des Betrachters.

    »Die Plätze von unseren Freunden … wo sind sie?«, fragte er leise.
    »Ich bin nicht sicher. Tom wird hinter ihnen bleiben und sehen, wo sie sich hinsetzen, ehe er sich zu uns gesellt.«
    »Und dann?«
    Doch Hudson brachte ihn mit einem Wort zum Schweigen. »Später.«
     
    Zurück in der Botschaft machte sich Tom Trent sofort an die Arbeit. Gut neun Liter reinen, 95-prozentigen Äthylalkohols warteten bereits auf ihn. Theoretisch war der Alkohol trinkbar, jedoch nur für jemanden, der es darauf anlegte, sehr schnell und gründlich die Besinnung zu verlieren. Trent kostete ein wenig. Er musste sich davon überzeugen, dass der Inhalt hielt, was das Etikett versprach. In Zeiten wie diesen durfte man das Schicksal nicht herausfordern. Ein Tropfen genügte. Die Flüssigkeit war so rein, wie Alkohol überhaupt nur sein konnte, ohne jeden wahrnehmbaren Geruch und mit gerade so viel Eigengeschmack, dass der Verkoster davon überzeugt wurde, dass er es nicht mit destilliertem Wasser zu tun hatte. Trent hatte gehört, dass es Leute gab, die mit dem Zeug einen Hochzeitspunsch oder die Getränke bei anderen feierlichen Anlässen verlängerten, um … nun, um die Festlichkeiten etwas lebhafter zu gestalten. Dieser Tropfen war jedenfalls an Reinheit nicht zu überbieten.
    Trents nächste Aufgabe war wesentlich unangenehmer. Es war an der Zeit, die Kisten zu inspizieren. Zum Kellergeschoss des Botschaftsgebäudes hatte nun niemand mehr Zutritt. Trent entfernte Klebeband und Pappdeckel …
    Die Leichen befanden sich in transparenten Plastiksäcken mit Griffen. Solche Säcke wurden auch von Leichenbestattern zu Transportzwecken verwendet. Trent sah, dass sie sogar unterschiedliche Größen hatten. Die erste Leiche, die Trent aufdeckte, war die eines kleinen Mädchens. Glücklicherweise bedeckte der Kunststoff das Gesicht oder das, was einst ein Gesicht gewesen war. So erkannte er nur einen dunklen Fleck. Das genügte für den Augenblick. Er brauchte den Sack nicht zu öffnen, und das erleichterte ihn.
    Die nächsten Kisten wogen schwerer. Darin lagen Erwachsene. Trent wuchtete die Körper auf den Betonboden des

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