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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mit einem Pass, einer American-Express-Karte und nur mit Shorts angetan die ganze Welt bereisen könnte, aber dies galt nur für die kapitalistische Welt. Einer Welt, in der immer irgendjemand genügend Englisch sprach, um ihm den Weg zu einem Gebäude zu zeigen, auf dessen Dach die amerikanische Flagge wehte und in dessen Foyer sich Angehörige des USMC aufhielten. Doch in dieser fremden Stadt war alles anders. Das Gefühl der Hilflosigkeit drückte sich an den Grenzen seines Bewusstseins herum wie das sprichwörtliche Monster unterm Bett. Dabei war er doch ein erwachsener amerikanischer Staatsbürger männlichen Geschlechts, über dreißig Jahre alt und Offizier der Marines. So ohnmächtig fühlte er sich nur selten. Gedankenverloren beobachtete Jack, wie die rot leuchtenden Ziffern auf dem digitalen Radiowecker wechselten und ihn immer näher zu seiner ganz persönlichen Verabredung mit dem Schicksal brachten, was zur Hölle auch dabei herauskommen würde.
     
    Andy Hudson war schon auf den Beinen.
    Auch Istvan Kovacs bereitete sich schon auf eine seiner Schmugglertouren vor. Diesmal würde er von Jugoslawien aus Laufschuhe von Reebok nach Budapest bringen. Das Geld für
den Deal befand sich in einer Stahlkassette unter seinem Bett. Er trank gerade seinen Morgenkaffee und lauschte der Musik, die aus dem Radio plätscherte, als ein Klopfen an der Tür seine Aufmerksamkeit erregte. In Unterwäsche stand er auf, um nachzusehen.
    »Andy!«, sagte er überrascht.
    »Habe ich Sie etwa geweckt, Istvan?«
    Kovacs winkte Hudson herein. »Nein, ich bin schon seit einer halben Stunde auf. Was führt Sie her?«
    »Heute Nacht müssen wir unser Paket wegschaffen«, erklärte Hudson.
    »Wann genau?«
    »Ungefähr um zwei Uhr.«
    Hudson griff in seine Jackentasche und zog ein Bündel Banknoten hervor. »Das ist die Hälfte der vereinbarten Summe.« Er konnte den Ungar nicht besser bezahlen. Es hätte das ganze Budget durcheinander gebracht.
    »Sehr gut. Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee, Andy?«
    »Ja, gern, danke.«
    Kovacs bat Hudson zum Küchentisch und schenkte ihm eine Tasse ein. »Wie wollen Sie vorgehen?«
    »Ich werde unser Paket in die Nähe der Grenze bringen, und Sie befördern es auf die andere Seite. Ich gehe davon aus, dass Sie die Grenzposten am Übergang kennen.«
    »Ja, es ist Hauptmann Budai Laszlo. Vor Jahren hatte ich schon mal geschäftlich mit ihm zu tun. Außerdem hat Unteroffizier Kerekes Mihály Dienst, ein guter Junge, will zur Universität und Ingenieur werden. Sie schieben Zwölf-Stunden-Schichten, von Mitternacht bis Mittag. Bestimmt sind sie gründlich gelangweilt und offen für Verhandlungen.« Kovacs hob die Hand und rieb seinen Daumen am Zeigefinger.
    »Wie hoch ist denn so der übliche Preis?«
    »Für vier Leute?«
    »Müssen sie überhaupt erfahren, dass unser Paket aus Menschen besteht?«, fragte Hudson zurück.
    Kovacs zuckte mit den Achseln. »Nein, ich glaube nicht. Dann reichen einige Paar Schuhe. Reeboks sind sehr beliebt, dazu noch ein paar westliche Filme. Die Rekorder, die nötig sind, die Dinger
abzuspielen, haben sie schon in jeder erdenklichen Ausführung«, fügte er hinzu.
    »Seien Sie großzügig«, wies Hudson ihn an, »aber übertreiben Sie es nicht.« Nicht dass jemand misstrauisch wird. Aber das brauchte er nicht hinzuzufügen. »Wenn die Männer verheiratet sind, vielleicht noch etwas für ihre Frauen und Kinder …«
    »Budais Familie kenne ich gut. Da gibt es kein Problem.« Budai hatte eine Tochter, und eine Zugabe für die kleine Zsóka war für den Schmuggler kein Opfer.
    Hudson überschlug die Entfernung. Zweieinhalb Stunden bis zur jugoslawischen Grenze würden mitten in der Nacht genügen. Für den ersten Teil der Reise wollte er einen kleinen Lastwagen einsetzen. Istvan würde dann den Rest in seinem größeren Lastwagen übernehmen. Wenn irgendetwas schief ging, war Istvan zumindest darauf vorbereitet, von dem britischen Geheimdienstoffizier erschossen zu werden. Das gehörte zu den Vorteilen, die ihren Ursprung in den weltberühmten James-Bond-Filmen hatten. Noch wichtiger aber war, dass fünftausend Deutsche Mark in Ungarn einen weiten Weg zurücklegen würden.
    »Wohin soll ich denn fahren?«
    »Das sage ich Ihnen heute Abend«, entgegnete Hudson.
    »In Ordnung. Auf jeden Fall treffen wir uns morgen früh um zwei Uhr in Csurgo.«
    »Einverstanden, Istvan.« Hudson trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Es ist gut, einen so verlässlichen Freund zu

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