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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kerze an und drückte einen Klumpen heißes Wachs auf den Boden des Kartons. Anschließend blies er die Kerze wieder aus und steckte sie in den Sockel aus warmem Wachs.
     
    Nun folgte der gefährliche Teil. Truelove öffnete den Deckel des Kanisters mit dem Alkohol und goss etwas davon in die Milchtüte, sodass die Kerze kaum noch zwei Zentimeter aus der Flüssigkeit ragte. Anschließend goss er Alkohol auf das Doppelbett und noch mehr auf das Kinderbett. Der Rest landete auf dem Boden, besonders viel um den Milchkarton herum. Den leeren Kanister warf Truelove zu Bob Small hinüber.
    Okay, dachte Truelove. Er hatte über vier Liter reinen Äthylalkohols auf das Bettzeug gekippt und eine ganze Menge auf den billigen Teppich auf dem Boden. Als Experte für Zerstörung – wie die meisten Ingenieure beim Militär kannte er sich auf vielen technischen Spezialgebieten aus – wusste er, dass er nun besonders vorsichtig sein musste. Er bückte sich und zückte erneut sein Feuerzeug, um den Docht der Kerze anzuzünden, und ging dabei so behutsam vor wie ein Herzchirurg bei einer Herzklappenoperation.
Danach brauchte er keine einzige weitere Sekunde, um das Zimmer zu verlassen. Draußen überzeugte er sich davon, dass die Tür verschlossen und der Bitte-nicht-stören-Hinweis gut sichtbar an dem Knauf hing.
     
    »Zeit aufzubrechen, Robert«, sagte Rodney zu seinem Kollegen, und innerhalb von dreißig Sekunden waren sie durch die Seitentür auf die Straße hinausgeeilt.
    »Wann wird die Kerze runtergebrannt sein?«, fragte Small, als sie den Lieferwagen erreicht hatten.
    »In spätestens dreißig Minuten«, antwortete der Royal Engineer zurück.
    »Das arme kleine Mädchen… stell dir mal vor…« Small schluckte.
    »Jeden Tag sterben doch Leute bei irgendwelchen Hausbränden, Kumpel. Und die hier sind schließlich nicht extra für unsere Zwecke draufgegangen.«
    Small nickte. »Davon gehe ich aus.«
    In diesem Augenblick erschien Tom Trent in der Lobby. Die Kamera, die er oben in irgendeinem Zimmer verloren hatte, wurde nie gefunden, und den Mann an der Rezeption belohnte er für seine Mühe mit einem großzügigen Trinkgeld. Es hatte sich herausgestellt, dass er der einzige Angestellte des Hotels war, der in jener Nacht bis fünf Uhr morgens Dienst hatte.
    »Zurück zur Botschaft«, befahl Trent den Sicherheitsleuten, als er in den Lieferwagen stieg. »Da wartet eine gute Flasche Single Malt Scotch Whisky auf uns.«
    »Gut. Ich könnte tatsächlich ein Schlückchen vertragen«, stellte Small fest, der mit seinen Gedanken noch bei dem kleinen Mädchen war. »Oder auch zwei.«
    »Und dann erzählen Sie uns, Trent, worum es hier eigentlich geht?«, fragte Truelove.
    »Heute Abend nicht mehr. Vielleicht später«, entgegnete dieser.

28. Kapitel
BRITISH MIDLANDS
    Die Kerze brannte. Sie ahnte nicht, welche Rolle sie in den Abenteuern jener Nacht spielte. Langsam verkohlte der Docht, langsam schmolz das Wachs, und die Flamme näherte sich unaufhaltsam der unbewegten Oberfläche des Alkohols. Alles in allem dauerte es vierunddreißig Minuten, bis sich der Alkohol entzündete. Dann begann das, was Profis einen Brand der Klasse B nannten: ein Feuer, ausgelöst durch eine brennbare Flüssigkeit. Der Alkohol loderte mit kaum weniger Enthusiasmus als Benzin – aus diesem Grund hatten die Deutschen für ihre V-2-Raketen Alkohol und kein Kerosin verwendet – und verzehrte schnell die Pappe der Milchtüte, machte dem brennenden Viertelliter Alkohol darin den Weg zum Fußboden frei. Sogleich stand der durchtränkte Teppich in Flammen. Innerhalb von Sekunden raste eine bläuliche Feuerwalze wie ein Lebewesen über den Boden. Der blauen Spur folgte eine weiß glühende Wolke, denn die Flammen reckten sich in ihrer Gier nach Sauerstoff zur hohen Decke des Zimmers. Nur einen Lidschlag später loderten auch die Betten, Flammen und sengende Hitze hüllten die Leichen ein.
    Das Hotel Astoria war schon alt. Es gab weder Rauchmelder noch automatische Sprinkleranlagen, die vor der Gefahr gewarnt oder das Feuer eingedämmt hätten, ehe die Lage allzu gefährlich wurde. Stattdessen züngelten die Flammen innerhalb kürzester Zeit an den Stockflecken auf der weiß getünchten Decke, verbrannten den Anstrich, verkohlten den darunter liegenden Putz und nahmen auch auf das billige Mobiliar keine Rücksicht. Das Zimmer wurde für die bereits toten Menschen zu einem Krematorium. Das Fleisch
fressende Tier, für das die alten Ägypter das Feuer

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