Red Rabbit: Roman
unsere Leute Sorgen, dass die Amerikaner unsere Fernmeldungen entschlüsseln können, weshalb wir versuchen, bei wichtigen Nachrichten auf das Telefon zu verzichten.«
»Danke.« Ryan ging wieder an den abhörsicheren Apparat im Nebenzimmer. Die Nummer, die er nun wählte, hatte er ebenfalls im Gedächtnis gespeichert.
»Hier spricht James Greer.«
»Admiral, hier ist Jack.«
»Ich habe gehört, dass das Rabbit bereits in seinem neuen Bau ist«, sagte der DDI anstatt einer Begrüßung.
»Das stimmt, Sir, und die gute Nachricht ist die, dass er glaubt, dass unsere Leitungen sicher sind, auch diese hier. Unsere Befürchtungen scheinen übertrieben gewesen zu sein.«
»Gibt’s auch schlechte Nachrichten?«, fragte der DDI vorsichtig.
»Ja, Sir. Juri Andropow will den Papst ermorden.«
»Wie verlässlich ist diese Behauptung?«, fragte James Greer sofort.
»Sir, sie ist der Grund für den Seitenwechsel. Morgen, spätestens übermorgen haben Sie meinen ausführlichen Bericht. Aber die Sache läuft bereits. Es gibt eine höchst offizielle KGB-Operation, deren Ziel es ist, den Geistlichen aus dem Weg zu räumen. Wir kennen sogar den Mann, der mit der Ausführung beauftragt ist. Sie werden Judge darüber informieren wollen, und wahrscheinlich wird auch die NCA diese Informationen zu schätzen wissen.«
»Ich verstehe«, sagte Vizeadmiral Greer knapp fünftausendfünfhundert Kilometer weiter westlich. »Da haben wir ja ein Problem.«
»Allerdings.« Ryan holte Luft. »Was können wir tun?«
»Genau darum geht es«, entgegnete der DDI. »Erste Frage: Können wir etwas unternehmen? Zweite Frage: Wollen wir etwas unternehmen?«
»Admiral, warum sollten wir denn nichts unternehmen wollen ?«, fragte Ryan und versuchte, seine Stimme nicht allzu aufsässig klingen zu lassen. Er respektierte Greer als Vorgesetzten und als Mann.
»Immer langsam, mein Sohn. Denken Sie genau darüber nach. Unsere wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Vereinigten Staaten von Amerika, nicht der von anderen… außer unseren Verbündeten natürlich«, fügte Greer für die Aufzeichnungsgeräte hinzu, die mit Sicherheit an sein Telefon angeschlossen waren. »Aber unsere erste Pflicht gilt unserer Flagge, nicht einer religiösen Figur. Wir werden versuchen, ihm zu helfen, wenn wir können, aber wenn wir es nicht schaffen, dann ist es eben so.«
»Sehr gut«, antwortete Ryan mit zusammengebissenen Zähnen. Aber was war richtig, was war falsch? Er wollte danach fragen, aber das würde noch ein paar Minuten warten müssen.
»Normalerweise geben wir geheime Informationen nicht weiter, und Sie können sich sicher vorstellen, dass dies erst recht im Falle dieses Überläufers gilt«, fuhr Greer fort.
»Ja, Sir.« Auf den NOFORN-Vermerk, der eine Benachrichtigung des befreundeten Auslands ausschloss, würde also wohl verzichtet werden – zumal die Briten ja bereits alles über BEATRIX und Rabbit wussten. Sie selbst waren allerdings auch nicht gerade spendabel, was die Weitergabe von Informationen anging, außer manchmal an die Amerikaner, und grundsätzlich bestanden sie auf einem ansehnlichen quid quo pro . So lief die Sache eben. Ryan erinnerte sich an eine Geschichte, die er tunlichst nicht erwähnte: Codename TALENT KEYHOLE. CIA und Pentagon hatten sich während des Falkland-Krieges geradezu darum gerissen, ihre von Aufklärungssatelliten gewonnenen Erkenntnisse sowie die von der NSA abgefangenen Informationen aus Südamerika den befreundeten Briten auf die Nase zu binden. Blut war eben auch in diesem Fall dicker als
Wasser. »Admiral, welchen Eindruck wird es wohl machen, wenn publik wird, dass die CIA Informationen über ein Attentat auf den Papst hatte und trotzdem Däumchen drehte?«
»Das ist eine …«
»Drohung? Nein, Sir, jedenfalls nicht von meiner Seite. Ich halte mich stets an die Regeln, Sir, und das wissen Sie. Aber irgendwer wird die Information durchsickern lassen, weil es ihm scheißegal ist, das wissen Sie auch, und wenn es dazu kommt … es wird uns ordentlich was kosten.«
»Punkt für Sie«, stimmte Greer zu. »Haben Sie einen Vorschlag?«
»Das fällt nicht in mein Ressort, aber wir sollten angestrengt darüber nachdenken.«
»Was hat unser neuer Freund denn sonst für uns auf Lager?«
»Wir kennen jetzt die Codenamen von drei größeren Lecks. Eins heißt MINISTER, offenbar eine undichte Stelle in Whitehall. Zwei befinden sich auf unserer Seite des Ozeans: NEPTUN klingt nach See und ist die Quelle unserer
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