Red Rabbit: Roman
Vorträge. Ich treffe ihn am Donnerstagnachmittag gegen vier Uhr.« Moore hätte zwar um ein Treffen in einer dringenden Angelegenheit bitten können – er war befugt, sich in den Terminkalender des Präsidenten hineinzudrängen, wenn es um lebenswichtige Dinge ging. Doch bis sie die Möglichkeit gehabt hatten, selbst mit Rabbit zu sprechen, kam so etwas überhaupt nicht in Frage. Womöglich kam der Präsident dann sogar auf die Idee, sich persönlich mit dem Russen zu unterhalten. Das würde jedenfalls zu ihm passen.
»Wie ist denn unsere Außenstelle Rom ausgerüstet?«, fragte Greer Ritter.
»Rick Nolfi ist der Leiter. Feiner Kerl, aber in drei Monaten geht er in Pension. Rom ist sein letzter Posten. Er hatte darum gebeten. Seine Frau Anne hat eine Vorliebe für Italien. Außerdem sind sechs Offiziere dort, die vor allem mit NATO-Angelegenheiten beschäftigt sind. Zwei verfügen über ansehnliche Erfahrung, vier sind blutige Anfänger«, berichtete Ritter. »Ehe wir sie alarmieren, sollten wir noch einmal alles genau überdenken, und ein wenig Anleitung aus der Ecke des Präsidenten würde nicht schaden. Es wird ohnehin schwierig sein, die Information weiterzugeben, ohne unsere Quelle zu gefährden. Hören Sie, wir haben es geschafft, diese Fahnenflucht
im Verborgenen zu organisieren, da macht es wenig Sinn, wenn wir die Informationen, die der Mann an uns weitergibt, über alle vier Winde verbreiten.«
»Genau das ist das Problem«, stimmte Moore widerwillig zu.
»Der Papst verfügt bestimmt über einen eigenen Sicherheitsdienst«, fuhr Ritter fort. »Aber der hat wohl kaum denselben Spielraum wie ein Geheimdienst, oder? Außerdem wissen wir nicht, wie zuverlässig diese Leute sind.«
»Es ist immer dieselbe Geschichte«, sagte Ryan zur selben Zeit in Manchester. »Wenn wir mit den Informationen allzu großzügig umgehen, gefährden wir die Quelle, und dann könnte es sein, dass sie uns gar nichts mehr nutzt. Wenn wir aber des Risikos wegen schweigen, hätten wir uns das Anzapfen dieser Quelle auch gleich schenken können.« Jack trank seinen Wein aus und schenkte sich ein weiteres Glas ein. »Über dieses Dilemma ist sogar ein Buch geschrieben worden, wissen Sie?«
»Tatsächlich?«
»Double-Edged Secrets , zweischneidige Geheimnisse. Der Autor ist Jasper Holmes. Er hat im Zweiten Weltkrieg als Dechiffrierer bei der US Navy gearbeitet und war gemeinsam mit Joe Rochefort und seiner Truppe für die Funkverkehrsverschlüsselung bei FRUPAC zuständig. Es ist ein verdammt gutes Buch und handelt davon, wie ein Nachrichtendienst funktioniert, und zwar da, wo’s wirklich eng wird.«
Kingshot nahm sich vor, einen Blick in dieses Buch zu werfen. Zaitzew befand sich im Augenblick draußen auf dem Rasen – es war ein ausgesprochen üppiger Rasen – in Gesellschaft von Frau und Tochter. Mrs Thompson wollte die ganze Familie zum Einkaufen mitnehmen. Die Gäste brauchten schließlich auch etwas Zeit für sich. Das Schlafzimmer war selbstverständlich vollkommen verwanzt, und im Bad war ein White-Noise-Filter installiert worden, damit auch dort nichts anbrennen konnte. Für die gesamte Operation war es jedoch von besonderer Bedeutung, Zaitzews Frau und seine Tochter bei Laune zu halten.
»Also, Jack, was auch immer unsere Gegner geplant haben, es wird Zeit kosten, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Die Bürokratie dort drüben ist noch schwerfälliger als unsere.«
»Der KGB auch, Al?«, fragte Ryan erstaunt. »Das ist doch das einzige Rad im ganzen System, das sich dreht, und Juri Andropow ist nicht gerade für seine Geduld bekannt, oder? Er war immerhin 1956 russischer Botschafter in Budapest. Die Russen handelten damals sehr entschlossen, nicht wahr?«
»Damals ging es immerhin um eine ernsthafte Bedrohung für das ganze politische System«, betonte Kingshot.
»Und das ist beim Papst anders?«, warf Ryan ein.
»Erwischt«, gab der Agent zu und nickte.
»Jeden Mittwoch zeigt sich der Papst in der Öffentlichkeit. Das weiß ich von Dan. Es könnte natürlich auch passieren, wenn er auf dem Balkon erscheint, von dem er hin und wieder seinen Segen spricht. Ein halbwegs guter Mann wäre dann in der Lage, ihm mit einem Gewehr eine Kugel zu verpassen. Aber einen Mann mit einem Gewehr loszuschicken ist zu riskant, es wäre unter Umständen zu auffällig. Die päpstlichen Ansprachen finden außerdem nur in unregelmäßigen Abständen statt. Aber an jedem verdammten Mittwoch schwingt sich der Papst in seinen
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