Red Rabbit: Roman
unbehaglich zu. Alles Mögliche konnte geschehen. Gab es etwa ein Ablenkungsmanöver? Vielleicht warf jemand einen Feuerwerkskörper, um die allgemeine Aufmerksamkeit von dem eigentlichen Geschehen abzulenken? Auch das war immerhin eine sehr realistische Variante. Verdammt!
»Was soll diese Geschichte mit Ryan?«, fragte Ritter gleich, als er in Judge Moores Büro gestürmt kam.
»Charleston hielt es für eine gute Idee, einen unserer Männer nach Rom zu schicken, damit er die Dinge aus der Nähe betrachten kann. Schließlich war BEATRIX von Anfang an eine CIA-Operation. Und ich sehe nicht, dass das schaden könnte«, erklärte Moore seinem DDO.
»Was glaubt Ryan eigentlich, für wen er arbeitet?«
»Beruhigen Sie sich, Bob. Was soll er denn schon groß anstellen?«
»Verdammt, Arthur …«
»Beruhigen Sie sich, Robert«, wiederholte Moore, diesmal mit deutlicher Schärfe in der Stimme und ganz der Richter, der daran gewöhnt war, dass alles nach seiner Pfeife tanzte.
»Arthur, Ryan hat dort nichts zu suchen«, sagte Ritter etwas ruhiger.
»Und wieso nicht, Bob? Im Grunde glaubt doch sowieso keiner von uns, dass tatsächlich etwas passiert, oder?«
»Nein… nein, eigentlich nicht«, gab Ritter zu.
»Also erweitert er einfach nur seinen Horizont und wird dadurch ein umso besserer Analyst werden, nicht wahr?«
»Kann sein, aber es gefällt mir einfach nicht, dass so ein Papiertiger plötzlich zum Einsatz-Agenten wird. Er ist dafür doch gar nicht ausgebildet.«
»Bob, er war immerhin beim USMC«, erinnerte Moore. Das US Marine Corps verfügte über ein von der CIA vollkommen unabhängiges Prestige. »Er wird uns schon nicht zum Affen machen.«
»Das hoffe ich.«
»Seine einzige Aufgabe ist es, sich dort drüben umzuschauen, und durch die Zusammenkunft mit ein paar Agenten im Außeneinsatz wird seine berufliche Ausbildung sicher keinen Schaden nehmen, oder?«
»Das sind Briten, nicht unsere Jungs«, stellte Ritter fest.
»Immerhin dieselben, die Rabbit für uns rausgeholt haben.«
»Okay, Arthur, Punkt für Sie.«
»Bob, Sie sprühen geradezu vor Energie, wenn Sie sich so aufregen, aber warum nutzen Sie Ihre Kraft eigentlich nicht für wichtigere Dinge?«
»Schon gut, Judge, aber die Einsatzabteilung ist immerhin mein Laden, und ich bin dafür verantwortlich. Soll ich nicht wenigstens dafür sorgen, dass Rick Nolfi seine Finger im Spiel hat?«
»Glauben Sie, dass das notwendig ist?«
Ritter schüttelte den Kopf. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Dann werden wir diese Mini-Operation getrost den Briten überlassen und hier in Langley ganz cool bleiben, bis wir selbst mit Rabbit sprechen und die Bedrohung für den Papst richtig einschätzen können, einverstanden?«
»Ja, Arthur.« Damit begab sich der DDO der CIA wieder in sein eigenes Büro.
Das Dinner verlief in entspannter Atmosphäre. Die Briten waren unterhaltsame Zeitgenossen, vor allem, wenn sie über Dinge sprachen, die mit der Mission nichts zu tun hatten. Alle waren verheiratet, drei hatten Kinder, und einer erwartete in Kürze die Geburt des ersten.
»Also, von wem wissen wir eigentlich, dass die Bulgaren dem Papst ans Leder wollen?«, fragte Sparrow schließlich in die Runde.
»Der KGB steckt dahinter«, erklärte Jack. »Wir haben einen Überläufer rausgeholt. Er befindet sich an einem sicheren Ort und singt wie ein Vögelchen. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen.«
»Ist die Information verlässlich?«, hakte King nach.
»Davon gehen wir aus, ja. Sir Basil hat sich eingeschaltet. Deshalb seid ihr jetzt hier«, fügte Jack für den Fall hinzu, dass sie noch nicht selbst drauf gekommen waren. »Ich habe Rabbit kennen gelernt und bin davon überzeugt, dass uns ein großer Fang gelungen ist.«
»Eine CIA-Operation?« Die Frage kam von Sharp.
Jack nickte. »So ist es. Wir hatten ein kleines Problem, und ihr wart so nett, uns aus der Klemme zu helfen. Ich kann nicht mehr erzählen, es tut mir Leid.«
Das verstanden alle. Niemandem lag daran, durch unnötiges Geschwätz über eine verdeckte Operation den eigenen Hintern zu riskieren.
»Das Ganze geht wahrscheinlich auf Andropows Initiative zurück. Der Papst macht doch in Polen ordentlich Ärger, oder?«
»So sieht es aus. Vielleicht hat er doch mehr Divisionen unter seinem Kommando, als den Herren lieb ist.«
»Selbst wenn… das Ganze scheint doch reichlich überzogen. Was wird wohl die Welt dazu sagen, wenn Seine Heiligkeit ermordet wird?«, fragte King
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