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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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in der Optik
sozusagen. Den haben wahrscheinlich auch die Bonzen im Kreml. Wenn Sie die Dinge mit deren Augen zu betrachten lernen, werden Sie Ihren Job umso besser machen können. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Harding. Der versteht sich darauf, nachzuempfinden, was anderen durch den Kopf geht.«
    »Sie kennen Simon?«, fragte Jack.
    »Ich lese seit Jahren seine Analysen.«
    Das kann doch kein Zufall sein, dachte Jack, überrascht, obwohl er auch damit hätte rechnen können. Dies war nun schon die zweite Lektion an diesem Tag. »Verstehe, Sir.«
    »Tun Sie nicht so überrascht, mein Freund.«
    »Aye aye, Sir«, antwortete Ryan im Tonfall eines jungen Rekruten. Den Fehler mache ich nicht noch mal, Admiral. Und in diesem Moment wurde aus John Patrick Ryan ein echter Geheimdienstanalyst.
    »Ich werde bei der Botschaft veranlassen, dass man Ihnen ein Telefon installiert. Sie wissen doch, wie man es absichert, oder?«, fügte der DDI im Schulmeisterton hinzu.
    »Ja, Sir. Das geht schon klar.«
    »Gut. Bei uns ist jetzt Mittagszeit.«
    »Guten Appetit. Ich melde mich dann morgen wieder.« Ryan legte den Hörer auf, zog den Kunststoffschlüssel aus dem Apparat und steckte ihn in seine Tasche. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. Es war Zeit, den Laden abzuschließen. Die geheimen Akten waren schon zusammengeräumt. Gegen 16:30 Uhr würde eine Frau mit Rollwagen kommen, um sie ins zentrale Archiv zu bringen.
    Wie auf ein Stichwort kehrte Simon zurück. »Wann geht Ihr Zug?«
    »Zehn nach sechs.«
    »Dann wäre noch Zeit für ein Bier. Einverstanden?«
    »Gern.« Jack stand auf und folgte dem Kollegen nach draußen.
    Vier Minuten später waren sie im Fox and Cock , einem sehr traditionellen Pub unweit des Century House. Wie zu Shakespeares Zeiten, fand Jack und sah sich zwischen den mit Holzbrettern vertäfelten und grob verputzten Wänden um. Alles Pfusch, kein Haus würde über eine so lange Zeit Bestand haben, oder? In der Luft hingen Rauchschwaden aus Tabakspfeifen. Die meisten Gäste trugen
Jackett und Krawatte. Wahrscheinlich waren auch sie Angestellte im Century House. Seine Vermutung wurde von Harding bestätigt.
    »Das ist unser Wasserloch. Der Wirt war früher einer von uns, aber mit der Kneipe verdient er offenbar mehr.« Harding bestellte zwei Pints Tetley’s Bitter, die verblüffend schnell ausgeschenkt wurden. Dann führte er Jack zu einer freien Sitznische.
    »Na? Wie gefällt’s Ihnen bei uns, Sir John?«
    »Nicht schlecht.« Er nahm einen Schluck. »Admiral Greer ist voll des Lobes über Sie.«
    »Schön zu hören. Basil hält große Stücke auf ihn. Wie ist er als Ihr Chef?«, fragte Harding.
    »Ich kann nicht klagen. Er kann zuhören und hilft einem beim Nachdenken. Wird auch nicht gleich pampig, wenn einem ein Schnitzer passiert. Er ist belehrend, bringt aber niemanden in Verlegenheit. Das ist jedenfalls meine Erfahrung mit ihm. Allerdings soll es auch hin und wieder vorkommen, dass er selbst altgediente Analysten zur Sau macht. Vielleicht genieße ich noch Welpenschutz.« Ryan legte eine Pause ein. Dann fuhr er fort: »Sie sind hier mein Ausbilder, Simon. Ist das so?«
    Die Frage schien sein Gegenüber zu überraschen. »So würde ich das nicht sehen. Ich bin Spezialist für Sowjetrussland. Und Sie sind, wenn ich das richtig verstanden habe, eher Generalist. Hab ich Recht?«
    »Lehrjunge wäre wohl der treffendere Ausdruck«, entgegnete Ryan.
    »Wie Sie meinen. Was soll ich Ihnen beibringen?«
    »So zu denken wie ein Russe.«
    Harding lachte laut auf. »Das sind unsere täglichen Hausaufgaben. Im Wesentlichen kommt es darauf an, im Hinterkopf zu behalten, dass für sie immer alles Politik ist – und Politik ist, wie wir wissen, blauer Dunst und graue Theorie. Das gilt insbesondere für Russland. Sie bringen’s nicht fertig, den Bedarf an Gebrauchsgütern wie Autos oder Fernsehern zu decken, sind aber umso pfiffiger, wenn es darum geht, selbst die dämlichsten Defizite mit ihrer politischen Theorie und Zitaten von Marx oder Lenin schönzureden. Und natürlich haben Marx und Lenin schon alles gewusst, was man überhaupt wissen kann. Die da das Sagen haben, kommen mir
manchmal vor wie die Hohepriester einer seltsamen Religion, die sich vor allem als Eiferer gegen Abtrünnige hervortun. Nach deren Weltsicht sind diese politisch Andersgläubigen die wahren Schuldigen an allen Missständen und Fehlentwicklungen im eigenen Land. Der Mensch und seine Natur wird in ihrer politischen Theorie schlankweg

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