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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gefängnis stecken oder umbringen.« Harding zuckte mit den Schultern. »Nach meiner persönlichen Meinung befragt, würde ich sie als Götzendiener bezeichnen. Das macht die Sache ein bisschen einfacher. Ich habe ihre politische Theologie studiert, was allerdings nur von begrenztem Nutzen ist, denn, wie schon gesagt: Viele hadern selbst an ihrem Glauben und fragen sich, ob der eingeschlagene Weg denn wirklich der einzige richtige ist. Manchmal verhalten sie sich wie alte russische Stammesfürsten, deren Weltanschauung nach unseren Standards immer schon ein bisschen verquer war. Die russische Geschichte ist ein solches Tohuwabohu, dass man ziemlich schnell den Überblick verliert. Es hat immer schon ein hohes Maß an Fremdenfeindlichkeit gegeben. Die Ursachen liegen auf der Hand: Russland war von allen Seiten bedroht. Die Mongolen konnten bis in den baltischen Raum vordringen, die Deutschen und die Franzosen bis nach Moskau. Und wie schon gesagt, die Russen sind wirklich ein seltsamer Haufen. Kein vernünftiger Mensch würde sich von ihnen majorisieren lassen wollen. Schade. Sie haben so großartige Dichter und Komponisten.«
    »Blumen auf dem Schrottplatz«, kommentierte Ryan.
    »Sie sagen es.« Harding langte nach seiner Pfeife und riss ein Streichholz an. »Wie schmeckt Ihnen eigentlich unser Bier?«
    »Ausgezeichnet. Viel besser als das, was man bei uns bekommt.«
    »Mir ist ja überhaupt rätselhaft, wie man solch ein Schlabberwasser trinken kann. Nun, dafür sind amerikanische Steaks um einiges besser.«
    »Unsere Rinder sind ja auch mit Getreide gefüttert. Das macht ihr Fleisch schmackhafter als das von Grasfressern.« Ryan seufzte. »Es wird wohl noch eine Weile dauern, ehe ich mich hier eingelebt habe.«
    »Sie sind doch noch keine Woche hier.«
    »Meine Kinder werden sich womöglich Ihre seltsame Aussprache aneignen.«

    »Unsere vornehme Aussprache«, korrigierte Harding lachend. »Ihr Yankee-Englisch ist doch eine Verballhornung unserer schönen Sprache.«
    »Geschenkt.« Viel schlimmer fand Ryan die britische Verballhornung von Baseball, genannt »Rounders«.
     
    Dass er in seiner Wohnung Wanzen vermuten musste, war Ed Foley auf Dauer unerträglich. Jedes Mal, wenn er mit seiner Frau schlief, mochte irgendein KGB-Schnösel mithören. Für die war’s ja vielleicht eine nette Abwechslung, doch er hatte dafür, bei Gott, überhaupt keinen Sinn. Sein Liebesleben war ihm heilig. Man hatte ihn und seine Frau kurz darauf hingewiesen, was zu erwarten war, und Mary Pat hatte auf dem Hinflug noch darüber gewitzelt – in einem Flieger belauscht zu werden, war zum Glück fast ausgeschlossen. Sie hatte gesagt, man könne diesen Barbaren doch zeigen, wie erwachsene Menschen miteinander umgehen, und er hatte gelacht. Jetzt aber fand er daran gar nichts mehr komisch. Er kam sich vor wie ein verdammtes Tier im Zoo, das von außen begafft und belächelt wurde. Ob der KGB womöglich Buch darüber führte, wie oft es die Foleys miteinander trieben? Vielleicht, dachte er, hofften sie sogar auf eine Ehekrise, um ihn oder Mary Pat rekrutieren zu können. Das war durchaus üblich. Also würde er mit seiner Frau möglichst häufig schlafen müssen, um ihnen zu zeigen, dass sie sich diese Möglichkeit aus dem Kopf schlagen konnten. Obwohl, eine falsche Flagge zu hissen könnte ja ganz interessante Optionen bieten … Nein, dachte er, das würde seinen Aufenthalt in Moskau nur unnötig verkomplizieren, und sein Job als COS war schließlich kompliziert genug.
    Nur der Botschafter, der Militärattaché und seine engsten Mitarbeiter wussten, wer er war. Nominell bekleidete Ron Fielding den Posten des COS, und seine Aufgabe bestand darin, wie ein Wurm am Haken fleißig zu zappeln. Wenn er seinen Wagen abstellte, ließ er manchmal die Sonnenblende nach unten oder um neunzig Grad zur Seite geklappt. Manchmal trug er eine Blume im Knopfloch, die er dann, auf der Straße unterwegs, irgendwann herausnahm, wie um anderen ein verstecktes Zeichen zu geben. Ein beliebtes Täuschungsmanöver bestand auch darin, einen x-beliebigen Passanten anzurempeln und einen konspirativen Kassiberaustausch zu
mimen. Solche Tricks brachten die Leute der Spionageabwehr vom Zweiten Direktorat zum Wahnsinn. Sie rannten hinter unschuldigen Moskowitern her, schleppten womöglich einige zum Verhör oder stellten zu ihrer unsinnigen Beschattung jede Menge Personal ab. Auf diese Weise ließ sich der KGB immerhin zwingen, personelle Ressourcen zu vergeuden und

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