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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Augen. Herrje, er hatte Schlaf auch bitter nötig.
     
    »Nun, was hat er gesagt?«, fragte Bob Ritter.
    »Er ist nicht gerade glücklich«, antwortete Judge Moore, was keinen seiner Gesprächspartner überraschte. »Aber er versteht, dass wir nicht viel machen können. Er wird nächste Woche eine Rede halten, über die hohe Gesinnung der arbeitenden Bevölkerung, besonders derjenigen Teile, die gewerkschaftlich organisiert sind.«
    »Gut«, grummelte Ritter. »Hoffentlich hören auch die Fluglotsen zu.« Der DDO war ein Meister der billigen Pointe, hatte aber zum Glück auch einen Sinn dafür, wann und in welchen Kreisen er mit seinen Witzen ankommen konnte und wann nicht.
    »Wo wird das sein?«, fragte der DDI.
    »In Chicago. Es werden viele Zuhörer polnischer Herkunft da sein«, erklärte Moore. »Natürlich wird er über die Situation in den Werften reden müssen und es auch nicht versäumen, an seine Zeit als Gewerkschaftsführer zu erinnern. Ich habe den Text der Rede noch nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass es der übliche Quark sein wird, garniert mit ein paar Schokoflocken.«
    »Und in den Zeitungen wird stehen, dass er nur auf deren Wählerstimmen scharf ist«, stellte Jim Greer fest. Die Presse gab sich zwar schrecklich weltklug, musste aber auf Wesentliches meist mit der Nase gestoßen werden. Im Debattieren war sie umso besser, hatte aber keinen blassen Schimmer von dem, was tatsächlich gespielt wurde, es sei denn, man machte sie in möglichst schlichten Sätzen eigens darauf aufmerksam. »Werden unsere russischen Freunde den Wink verstehen?«
    »Anzunehmen. Sie haben ein paar hellwache Leute im U.S.-Kanada-Institut sitzen. Vielleicht wird sie jemand diskret darauf hinweisen, dass unser Außenministerium die Situation in Polen aufmerksam verfolgt und einigermaßen besorgt ist, zumal viele amerikanische Staatsbürger polnischer Herkunft sind. Deutlicher brauchen wir wohl nicht zu werden«, erläuterte Moore.
    »Das heißt, wir machen uns zurzeit um Polen Sorgen, nicht um den Papst«, präzisierte Ritter.

    »Von dessen Brief können wir ja offiziell noch nichts wissen«, entgegnete der DCI.
    »Wird man auf russischer Seite denn nicht annehmen, dass uns der Papst Mitteilung von seiner Drohung gemacht hat?«
    »Nicht unbedingt. Der Formulierung des Briefes ist zu entnehmen, dass der Heilige Vater ausschließlich seinen Adressaten, nämlich die Regierung in Warschau, im Sinn und gar nicht die Absicht hatte, andere davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Und trotzdem hatte Warschau nichts Eiligeres zu tun, als den Brief nach Moskau zu schicken«, gab Ritter zu bedenken.
    »Das steht gewissermaßen auf einem anderen Blatt, wie meine Frau jetzt sagen würde«, entgegnete Moore.
    »Dass hier so unüberschaubar viele Rädchen ineinander greifen, macht mich ganz rappelig«, beschwerte sich Greer.
    »Das Spiel hat Regeln, James.«
    »Das trifft auch für den Boxkampf zu, aber da sind die Regeln wenigstens klar.«
    »Hier wie da lautet das oberste Gebot: Nie die Deckung vernachlässigen«, sagte Ritter. »Nun, wir sind noch nicht ausdrücklich gewarnt worden, oder?« Allgemeines Kopfschütteln. »Was hat er sonst noch gesagt, Arthur?«
    »Er will, dass wir feststellen, ob Seine Heiligkeit tatsächlich in Gefahr ist. Falls ihm etwas geschehen sollte, wird unser Präsident ernstlich sauer sein.«
    »Und mit ihm eine Milliarde Katholiken«, ergänzte Greer.
    »Können Sie sich vorstellen, dass die Russen mit den Protestanten in Irland konspirieren würden, um einen Anschlag gegen ihn zu führen?«, fragte Ritter mit verschlagenem Grinsen. »Die können ihn auch nicht leiden. Vielleicht sollte sich Basil einmal verstärkt Gedanken darüber machen.«
    »Das wäre dann wohl doch ein bisschen zu abwegig, Robert. Meinen Sie nicht auch?«, sagte Greer. »Schließlich verabscheuen sie den Kommunismus mindestens ebenso wie den Katholizismus.«
    »Ich glaube auch nicht, dass Andropow auf einen solchen Einfall kommen könnte«, befand Moore. »Das läge viel zu weit neben seiner Spur. Falls er beschließen sollte, den Papst aus dem Weg zu räumen, wird er eigene Mittel dafür einsetzen und versuchen, möglichst
geschickt vorzugehen. Von einem solchen Schritt sollten wir ihm beizeiten energisch und mit Nachdruck abraten.«
    »So weit wird er ohnehin nicht gehen«, behauptete der DDI. »Das Politbüro spielt nie Vabanque. Das passt einfach nicht zu Leuten, die sich wie sie für gute Schachspieler halten und als solche gelten

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