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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wollen.«
    »Sagen Sie das mal einem Leo Trotzki«, flachste Ritter.
    »Der Mord an ihm war ein persönlicher Racheakt Stalins, also etwas ganz anderes«, entgegnete Greer. »Dahinter steckte Hass und kein politisches Kalkül.«
    »Ich glaube, das hat Onkel Josef anders gesehen. Er hatte vor Trotzki regelrecht Angst …«
    »Nein, das hatte er nicht. Zugegeben, er war ein paranoider Hund, aber selbst er kannte den Unterschied zwischen Verfolgungswahn und realer Furcht.« Kaum hatte Greer diese Behauptung ausgesprochen, wusste er auch schon, dass sie ein Irrtum war. Und er versuchte, davon abzulenken: »Auch wenn er vor ihm Angst gehabt haben sollte… die heutigen ZK-Bonzen sind von anderem Schrot und Korn. Sie sind weder paranoid wie Stalin noch so rigoros wie er.«
    »Ich muss Ihnen widersprechen, Jim. Der Warschauer Brief stellt für sie und ihren Apparat eine handfeste Bedrohung dar, die sie sehr ernst nehmen werden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie religiös sind, Robert«, frotzelte Moore.
    »Das bin ich auch nicht. Die Russen sind’s auch nicht, werden sich aber trotzdem große Sorgen machen. Fraglich bleibt nur, ob sie dem, was ihnen als Gefahr erscheinen muss, aktiv entgegentreten werden. Sie werden zumindest darüber nachdenken.«
    »Warten wir’s ab«, sagte Moore.
    »Das ist meine Sicht der Dinge«, entgegnete der DDO und schlug einen überraschend scharfen Ton an.
    »Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?«, fragte Judge Moore.
    »Je mehr ich darüber nachdenke und dabei den Standpunkt der anderen Seite einnehme, desto gefährlicher erscheint mir die Lage.«
    »Verfolgen Sie einen bestimmten Plan?«

    Ritter zeigte eine unbehagliche Miene. »Es ist vielleicht noch verfrüht, die Foleys mit einer größeren Aufgabe zu betrauen. Trotzdem möchte ich sie schon mal, sagen wir, ein bisschen anschieben.«
    In Fragen operativer Maßnahmen war Ritter der Experte und als solcher nicht zuletzt auch von Moore und Greer respektiert. Von Agenten Informationen einzuholen war letztlich sehr viel einfacher, als sie zu instruieren. Da man annehmen musste, dass jeder Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft in Moskau mehr oder weniger regelmäßig beschattet wurde, war es gefährlich, sie etwas tun zu lassen, was verdächtig nach geheimdienstlicher Tätigkeit aussehen mochte. Das betraf in besonderem Maße eben auch die Foleys, denn als Neuankömmlinge standen sie mit größter Wahrscheinlichkeit unter enger Beobachtung. Dass sie aufflogen, konnte wahrhaftig nicht in Ritters Interesse sein. Er selbst hatte das Ehepartner-Team für diesen Job vorgeschlagen und würde, wenn es scheiterte, unangenehme Konsequenzen zu erwarten haben. Wenn es um hohe Einsätze ging, war selbst ein so risikobereiter Pokerspieler wie Ritter merklich zurückhaltender. Er setzte große Hoffnungen in die Foleys und konnte nicht wollen, dass sie schon nach weniger als zwei Wochen im Einsatz verbrannt waren.
    Weil weder Moore noch Greer irgendwelche Zwischenfragen stellten, konnte Ritter in seinen Ausführungen zügig fortfahren und darlegen, was er für richtig hielt.
    »Es ist doch zum Verrücktwerden«, beklagte sich Moore, als Ritter seinen Vortrag beendet hatte. »Wir, die am besten informierten Mitglieder im Präsidialamt, sind in dieser Sache, die womöglich noch von größter Wichtigkeit sein wird, völlig ahnungslos.«
    »So ist es leider, Arthur«, bestätigte auch Greer und fügte schmunzelnd hinzu: »Aber immerhin sind wir ahnungslos auf höchstem Niveau. Wer könnte das schon von sich behaupten?«
    »Wie ungemein tröstlich, James.« Außenstehende mochten sich über dieses oder ähnliche Themen ganz ungezwungen auslassen. Doch das war diesen drei Männern verwehrt. Sie mussten jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn was sie schließlich äußerten, wurde für bare Münze genommen – was mitunter, wie man hier im siebten Stock gelernt hatte, eine krasse Fehleinschätzung sein konnte. Wenn sie in ihren Urteilen und Prognosen wirklich
immer so gut gelegen hätten, wären sie wahrscheinlich profitableren Geschäften nachgegangen, zum Beispiel dem, mit Aktien zu spekulieren.
     
    Mit einer Ausgabe der Financial Times in der Hand lehnte sich Ryan in seinem Sessel zurück. Die meisten Abonnenten lasen dieses Blatt morgens, Jack hingegen nicht. Für ihn war der Morgen allgemeinen Nachrichten vorbehalten, mit denen er sich auf den Arbeitsalltag im Century House vorbereitete. Zu Hause in Amerika informierte er sich am liebsten

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