Red Rabbit: Roman
funktionierte.
»Simon, ich habe mein Geld an der Börse gemacht. Erfolg hat man in diesem Geschäft nur dann, wenn man ein bisschen schneller
schaltet als der Typ neben einem, und das heißt, man wartet nicht, bis man auch die letzte kleine Detailinformation hat. Ich kann sehen, worauf diese Informationen hindeuten. Im Osten stehen die Dinge schlecht, und es geht weiter bergab. Am russischen Militär lässt sich sehr schön ablesen, was gut und was schlecht ist in ihrer Gesellschaft. Sehen Sie nur mal, wie schwer sich die Russen in Afghanistan tun. Ich habe zwar Ihre Daten nicht gesehen, aber ich habe gesehen, was man in Langley zusammengetragen hat, und das sieht nicht gut aus. Das russische Militär blamiert sich ganz gewaltig in dieser Steinwüste.«
»Letztlich werden sie sich aber durchsetzen, glaube ich.«
»Das will ich nicht ausschließen«, räumte Ryan ein, »aber wenn es dazu kommt, wird es ein hässlicher Sieg sein. Wir haben uns in Vietnam erheblich besser geschlagen.« Er hielt inne. »Ihr Engländer habt Afghanistan in ziemlich unangenehmer Erinnerung, nicht?«
»Mein Großonkel war 1919 dort. Er hat gesagt, es war schlimmer als die Schlacht an der Somme. Kipling hat ein Gedicht geschrieben, das mit dem Rat an einen Soldaten endet, sich lieber eine Kugel in den Kopf zu jagen, als sich dort gefangen nehmen zu lassen. Ich fürchte, diese Erfahrungen haben auch einige Russen machen müssen.«
»Ja, die Afghanen sind tapfer, aber nicht sehr zivilisiert«, gab Ryan ihm Recht. »Aber ich glaube, sie werden gewinnen. Bei uns zu Hause zieht man in Erwägung, ihnen Stinger-Luftabwehrraketen zu geben. Damit könnten sie die Hubschrauber der Russen neutralisieren, und ohne die stünde der Iwan ganz schön dumm da.«
»Ist die Stinger so gut?«
»Ich selbst habe sie zwar nie eingesetzt, aber ich habe einige sehr erfreuliche Dinge über sie gehört.«
»Und die SAM-sieben der Russen?«
»Im Prinzip stammt ja die Idee einer tragbaren Luftabwehrrakete von ihnen, aber als wir 73 durch die Israelis an einige dieser Raketen gekommen sind, waren unsere Fachleute nicht sonderlich beeindruckt. Wieder einmal hatten die Russen eine klasse Idee gehabt, die sie dann aber nicht richtig in die Tat umsetzen konnten. Das ist ihr Fluch, Simon.«
»Dann erklären Sie mir doch mal ihren KGB«, forderte Harding ihn auf.
»Es ist das Gleiche wie mit dem Bolschoi-Ballett und den russischen Eishockey mannschaften. Sie füttern diesen Dienst mit jeder Menge Talenten und Geld, und entsprechend ist das Ergebnis – aber sie haben auch eine Menge Spione, die sich absetzen, oder nicht?«
»In der Tat«, gab Harding zu.
»Und warum wohl, Simon?«, fragte Ryan. »Weil man ihnen ständig erzählt, wie korrupt und verkommen wir sind, und wenn diese Leute dann hierher kommen und sich umsehen, ist alles gar nicht so schlimm. Ich meine, wir haben in ganz Amerika konspirative Wohnungen voller KGB-Typen, die dort vor dem Fernseher sitzen. Nicht viele von ihnen entschließen sich dazu, nach Hause zurückzukehren. Ich habe noch keinen Überläufer kennen gelernt, aber ich habe eine Menge Gesprächsaufzeichnungen gelesen, und die besagen eigentlich alle so ziemlich das Gleiche. Unser System ist besser als ihres, und sie sind klug genug, den Unterschied zu erkennen.«
»Auch bei uns leben einige dieser Leute«, sagte Harding. Er wollte nicht zugeben, dass die Russen auch ein paar Briten vereinnahmt hatten – zwar nicht annähernd so viele, aber genügend, um das Century House in Verlegenheit zu bringen. »Sie argumentieren wirklich gut, Jack.«
»Ich sage nur die Wahrheit, Simon. Dafür sind wir schließlich hier, oder?«
»Theoretisch, ja«, antwortete Harding. Dieser Ryan würde nie ein Bürokrat werden, stellte der Engländer fest und fragte sich, ob das gut oder schlecht war. Die Amerikaner gingen etwas anders an die Dinge heran, und die Unterschiede zu seiner Organisation kennen zu lernen war auf jeden Fall recht unterhaltsam. Ryan musste noch viel lernen… aber er konnte ihnen auch einiges beibringen, merkte Harding. »Wie kommen Sie mit Ihrem Buch voran?«
Ryans Miene veränderte sich. »In letzter Zeit bin ich nicht dazu gekommen, viel daran zu arbeiten. Meinen Computer habe ich zwar schon aufgebaut. Aber nach einem vollen Arbeitstag hier fällt es mir schwer, mich darauf zu konzentrieren. Wenn ich mir allerdings die Zeit dafür nicht bald nehme, wird nie etwas daraus. Eigentlich bin ich nämlich faul«, gestand Ryan.
»Wie
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