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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sind Sie dann reich geworden?« Die Antwort auf Hardings Frage war ein Grinsen.

    »Ich bin auch gierig. Gertrude Stein hat diesen Sachverhalt sehr treffend ausgedrückt: ›Ich war reich, und ich war arm. Es ist besser, reich zu sein.‹ Wahrere Worte wurden nie gesprochen.«
    »Eines Tages muss ich das auch noch für mich entdecken«, bemerkte der britische Staatsdiener.
    Hoppla, dachte Ryan. Andererseits war das nicht seine Schuld, oder? Simon war durchaus clever genug, im richtigen Leben Geld zu verdienen, aber das schien ihn nicht besonders zu interessieren. Es war absolut vernünftig, hier im Analystenstab des Century House einen cleveren Burschen zu haben, auch wenn es bedeutete, dass er auf privaten Wohlstand verzichten musste. Aber das war nichts Schlechtes, und Ryan wurde bewusst, dass er im Grund genommen nichts anderes tat. Er hatte nur den Vorteil, dass er sein Geld schon vorher gemacht hatte und es sich deshalb leisten konnte, diesen Job hinzuschmeißen und wieder zu unterrichten, wenn ihm plötzlich danach war. Das bedeutete ein Maß an Unabhängigkeit, wie es die meisten Leute im Staatsdienst nie kennen lernen würden… Und wahrscheinlich litt ihre Arbeit darunter, dachte Jack.
     
    Zaitzew ging an den verschiedenen Sicherheitskontrollpunkten vorbei nach draußen. Um sicherzustellen, dass niemand etwas mit hinausschmuggelte, wurden manche Mitarbeiter vom Wachpersonal stichprobenartig gefilzt. Aber die Kontrollen, von denen er schon einige über sich hatte ergehen lassen müssen, waren zu oberflächlich, fand er. Gerade oft genug, um lästig zu sein, und nicht regelmäßig genug, um eine echte Bedrohung darzustellen. Und wenn man mal gefilzt worden war, konnte man darauf zählen, dass man mindestens die nächsten fünf Tage in Ruhe gelassen wurde, weil die Wachmänner die Gesichter der Leute kannten, die sie kontrollierten, und weil es selbst hier persönliche Kontakte und, besonders auf der unteren Ebene, ein kameradschaftliches Verhältnis unter den Angestellten gab – eine Art Werktätigensolidarität, die in mancher Hinsicht überraschend war. Jedenfalls durfte Zaitzew diesmal ohne Kontrolle passieren. Er trat auf den großen Platz hinaus und machte sich in Richtung Metro auf den Weg.
    Normalerweise trug er keine Uniform – die meisten KGB-Angehörigen verzichteten darauf, damit ihre Tätigkeit sie nicht vor
ihren Mitbürgern brandmarkte. Doch ebenso wenig verheimlichte er es. Wenn ihn jemand danach fragte, antwortete er wahrheitsgemäß. Gleich danach hörten die Fragen gewöhnlich auf, denn jeder wusste, dass man nicht fragte, was im Komitee für Staatssicherheit vor sich ging. Gelegentlich gab es Filme und Fernsehsendungen über den KGB. Einige davon waren sogar relativ wahrheitsgetreu, obwohl sie, etwa in puncto Methoden und Quellen, wenig preisgaben, was über das hinausging, was sich so mancher Romanautor zusammenreimte. Und das entsprach nicht immer den Tatsachen. In der Zentrale gab es eine kleine Dienststelle, die sich mit solchen Sendungen befasste, wobei sie in der Regel manche Details herausstrich und nur äußerst selten zutreffende Informationen einfügte. Es lag nämlich durchaus im Interesse des KGB, sowohl für Sowjetbürger als auch für Ausländer furchterregend und bedrohlich zu sein. Wie viele Normalbürger besserten wohl ihr Einkommen durch die Arbeit für Informantendienste auf? fragte sich Zaitzew. Darüber bekam er fast nie irgendwelche Nachrichten zu Gesicht – so etwas ging selten ins Ausland.
    Die Dinge, die außer Landes gemeldet wurden, waren beunruhigend genug. Oberst Bubowoi würde wahrscheinlich am nächsten Tag in Moskau eintreffen. Aeroflot unterhielt eine tägliche Flugverbindung zwischen Sofia und Moskau. Oberst Goderenko in Rom hatte Anweisung erhalten, stillzuhalten und die Zentrale bis auf Weiteres über die geplanten Auftritte des Papstes in der Öffentlichkeit zu informieren. Andropow hatte das Interesse an diesen Informationen noch nicht verloren.
    Und jetzt wurden auch die Bulgaren einbezogen. Zaitzew war deshalb ein wenig besorgt, aber andererseits wunderte es ihn nicht besonders. Er sah solche Nachrichten nicht zum ersten Mal. Der bulgarische Sicherheitsdienst war der treue Vasall des KGB. Das wusste gerade jemand wie er, der in der Fernmeldestelle arbeitete. Er hatte genügend Nachrichten nach Sofia gehen sehen, manchmal über Bubowoi, manchmal direkt und manchmal zu dem Zweck, jemandes Leben ein Ende zu setzen. Der KGB machte das kaum mehr,

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