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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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das, unter logischen Gesichtspunkten betrachtet … eine Fiktion war …
    Das war ein Gedanke, der es in sich hatte. Andere Länder wurden von Diktatoren regiert, häufig von Faschisten aus dem äußersten rechten Lager. Einige wenige Länder wurden von Leuten aus dem linken Lager regiert. Hitler stand für den mächtigsten und gefährlichsten Typ Diktator der ersten Kategorie, aber er war von der Sowjetunion und Stalin auf der einen und den westlichen Staaten auf der anderen Seite gestürzt worden. Die zwei gegensätzlichsten Mächte hatten sich verbündet, um die deutsche Bedrohung auszuschalten. Und wer waren die anderen Mächte? Sie behaupteten,
Demokratien zu sein, und obwohl diese Behauptung von seinem eigenen Land ständig verunglimpft wurde, war es eine Tatsache, dass in jenen Ländern Wahlen abgehalten wurden – das musste so sein, weil sein Land und seine Behörde, der KGB, sehr viel Zeit und Geld darauf verwendeten, diese Wahlen zu beeinflussen –, und folglich musste etwas dran sein am Willen des Volkes, denn warum sollte der KGB sonst versuchen, darauf Einfluss zu nehmen? In welchem Ausmaß, wusste Zaitzew nicht. Anhand der in seinem Land erhältlichen Informationen ließ sich das nicht feststellen, und er hielt nichts davon, die Voice of America oder andere offensichtliche Propagandasender der westlichen Nationen zu hören.
    Demnach war es nicht das Volk, das den Geistlichen töten wollte. Es waren sicher Andropow und wahrscheinlich das Politbüro, die das wollten. Selbst seine Arbeitskollegen in der Zentrale hatten kein Hühnchen mit dem Priester Karol zu rupfen. Es gab keine Hinweise darauf, dass er der Sowjetunion gegenüber eine feindliche Haltung einnahm. Das staatliche Fernsehen und der Rundfunk hatten nicht zum Klassenhass gegen ihn aufgerufen, wie sie das im Fall anderer ausländischer Feinde taten. Zaitzew hatte in letzter Zeit in der Prawda keine abwertenden Artikel über ihn gelesen. Nur etwas Gemurre über die Unruhen in Polen, und auch das nicht übermäßig laut.
    Trotzdem musste es letztlich um dieses Thema gehen. Karol war Pole, und die Bevölkerung des Landes war stolz auf ihn, und Polen war infolge der politischen Unruhen instabil. Karol wollte seine politische oder geistliche Macht dazu benutzen, sein Volk zu schützen. Das war doch verständlich, oder nicht?
    Aber war es verständlich, ihn umzubringen?
    Wer würde aufstehen und sagen: »Nein, ihr könnt diesen Mann nicht umbringen, bloß weil euch seine politische Einstellung nicht passt.«? Das Politbüro? Nein, seine Mitglieder würden mit Andropow an einem Strang ziehen. Er war der rechtmäßige Erbe. Wenn Leonid Iljitsch starb, würde er seinen Platz am Kopfende des Tisches einnehmen. Ein weiteres Parteimitglied. Wer auch sonst? Die Partei war die Seele des Volkes, hieß es. Das war so ziemlich der einzige Fall, in dem die Partei die Erwähnung des Wortes »Seele« zuließ.
    Lebte ein Teil des Menschen nach seinem Tod weiter? Das war es, was die Seele angeblich ausmachte, aber hier war die Partei die
Seele, und die Partei wiederum ein Gebilde aus Menschen und wenig mehr. Und noch dazu aus korrupten Menschen.
    Und sie wollten einen Geistlichen töten.
    Er hatte die Nachrichten gesehen. In sehr, sehr geringem Umfang wirkte er, Oleg Iwanowitsch Zaitzew, bei der Sache mit. Und das nagte in seinem Innern. Das Gewissen? Hatte er so etwas überhaupt? Andererseits wägte ein Gewissen lediglich eine Reihe von Fakten oder Ideen gegen eine andere ab und war danach entweder zufrieden oder nicht. Wenn das Gewissen an einer Handlung etwas auszusetzen fand, begann es zu protestieren. Es flüsterte. Es zwang den Menschen, hinzusehen, und zwar so lange, bis die Angelegenheit geklärt war, bis die falsche Handlung korrigiert oder gesühnt war…
    Aber wie hielt man die Partei oder den KGB davon ab, etwas zu tun?
    Man müsste zumindest nachweisen, dass das vorgeschlagene Vorgehen im Widerspruch zur politischen Theorie stand oder nachteilige politische Konsequenzen hatte, weil die Politik das ausschlaggebende Kriterium für »richtig« und »falsch« war. Aber war die Politik dafür nicht zu vergänglich? Sollten die Werte »richtig« und »falsch« nicht von etwas Beständigerem abhängen als von bloßer Politik? Gab es denn kein höheres Wertesystem? Letztlich war Politik doch nur Taktik, oder etwa nicht? Und auch wenn Taktik wichtig war, so war Strategie noch wesentlich wichtiger, weil die Strategie das Kriterium dafür darstellte, wofür

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