Red Shark: Thriller (German Edition)
ihm hier etwas entgleiten, und das empfand er als den Hohn einer Niederlage.
Seine Gedanken kehrten wieder zu den Stunden zurück, die er in Tokio mit Tracy verbracht hatte. Es war immer das Gleiche: brutal, intensiv, ein nagender Hunger, der gestillt wurde, und dann die Spirale nach unten. Sogar in Tokio war er sich wie ihr Gefangener vorgekommen. Nun hatte sie es als vorsätzliche Zurückweisung aufgenommen, dass er sie nicht in der Botschaft angerufen hatte. Fast hätte er laut gelacht. Eifersucht, das war Tracys ultimative Waffe. Das und ihre unheimliche Fähigkeit, sein Verlangen nach ihr zu wecken.
»Brücke, hier Sonar …«
Die Geräuschlinie war dicker geworden und nicht mehr in die Maschinengeräusche des Handelsschiffs eingebettet.
»Kurs konstant, Sir, und es ist nicht das Handelsschiff.«
»Master Eins?«
»Ich glaube, ja.«
»Sind wir mit der Feuerleitstelle verbunden?«
»Ja, Sir«, antwortete der Sonaroffizier, der genauso erschöpft aussah wie Scott.
»Wir nennen ihn Sierra Drei. Er ist jetzt fast über dem Detonationspunkt, ist aber nicht langsamer geworden.«
»Vielleicht fährt er weiter«, murmelte Scott in sich hinein. »Wenn er nichts findet.«
Scott bemerkte eine Bewegung in der Tür zur Kommandozentrale. Der Kommunikationsoffizier meldete sich: »Captain, wir haben einen eingehenden Funkkontakt. Nur persönlicher Empfang.«
»Ignorieren Sie das. Dafür habe ich jetzt keine Zeit.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber er hat oberste Priorität.«
Scott fühlte sich wie ein Ballon, der plötzlich ein Loch hatte. »Na schön. Stellen Sie ihn mir in meine Kajüte durch.«
Scott blickte in Fumikos dunkle, ausdrucksvolle Augen. Nur zu gerne hätte er sie berührt, musste sich aber damit zufriedengeben, ihr Bild klar, deutlich und lebhaft über Satellit in die Reno auf Unterwasserfahrt übermittelt zu bekommen.
»Jake, bist du in Ordnung?«
»Wir sind am Leben. Wir tun unser Bestes, dass es so bleibt.«
Nach einer Pause sagte sie: »Ich habe mich noch nicht für das bedankt, was du in Noda getan hast. Du hast mir das Leben gerettet, und ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken soll.«
»Wir sind alle rausgekommen, nur darauf kommt es an.«
Wieder zögerte sie kurz. »Colonel Jefferson hat gesagt, deine Frau hätte bei meiner Rettung eine bedeutende Rolle gespielt«, sagte sie schließlich.
»Meine Exfrau, meinst du. Sie weiß nichts über die Operation, falls dir das Sorgen machen sollte.«
»Es macht mir keine Sorgen. Ich wusste nur nicht, dass sie in Tokio war und du sie getroffen hast.«
»Fumiko, wir sprechen hier auf Kosten der Regierung. Es ist mir klar, dass du mich nicht gerufen hast, um dich mit mir darüber zu unterhalten, wie meine häuslichen Verhältnisse früher einmal waren. Wo ist Radford? Ich sehe nichts von seinem glücklichen Gesicht.«
»Er informiert den Präsidenten und hat mich gebeten, dich zu informieren. Im Verlauf der letzten Stunde hat China einen Protest bei der UNO eingelegt. Sie behaupten, wir hätten ein U-Boot geschickt, um ihre Marinebasis in Dingdao auszuspionieren. Angeblich soll diese Spionagetätigkeit mit unserem Konflikt mit Nordkorea zu tun haben, außerdem würden wir die Chinesen beschuldigen, dass sie das Regime von Jin unterstützen, und deshalb würden wir versuchen, ihre Marine zu provozieren.«
»Wer provoziert denn hier wen? Haben sie euch auch erzählt, dass wir die Red Shark in chinesische Hoheitsgewässer verfolgt haben und eines ihrer U-Boote zweimal auf uns geschossen hat?«
Das schreckte sie deutlich auf. »O mein Gott, Jake! Nein, von all dem wussten wir nichts.«
»Was hatten die Chinesen denn über die Unterwasser-Explosionen in der Gegend von Haizhou Wan zu sagen? Dass sie von chinesischen Wissenschaftlern verursacht worden sind, die seismologische Untersuchungen für Ölbohrungen anstellen? Oder doch von chinesischen Torpedos? Schaut euch doch die Satellitenbilder an, dann werdet ihr sie sehen.«
»Darüber haben sie nichts gesagt, zumindest noch nicht.«
»Aufgrund des Angriffs dieser Kilo auf uns haben wir die Red Shark verloren. Wir versuchen zurzeit, die Kilo abzuschütteln, aber ich bin nicht sicher, ob wir das schaffen. Wie auch immer, auf jeden Fall wird uns die Zeit knapp, die Red Shark abzufangen, bevor sie ins Ostchinesische Meer verschwinden kann. Es hat mich zwar niemand um meinen Rat gebeten, aber Radford kann unserem UN-Botschafter sagen, er soll doch die Chinesen daran erinnern,
Weitere Kostenlose Bücher