Red Shark: Thriller (German Edition)
Also, zunächst einmal wissen die Jungs in Nordkorea wahrscheinlich nicht, wer noch auf den eigenen Füßen steht – wir oder die Kilo. Außerdem werden sie sich auf jeden Fall von der chinesischen Marine fern halten. Ihr Auftrag ist es, aus dem Gelben Meer herauszukommen, und das schaffen sie nur, wenn sie möglichst schnell in tiefere Gewässer kommen und sich nicht bei Zhongxin Gang und Taowang Gang aufhalten lassen. Mann, diese Buchten sind zwar gute Verstecke, aber sie sind auch so flach wie ein Kinderplanschbecken.«
Scott fuhr mit einer Fingerspitze an der chinesischen Küstenlinie entlang. Bei Schanghai und dessen versandetem Hung-pu’-Delta stoppte er. »Das denke ich auch, Rus, sie müssen sich von der Küste fern halten, oder sie riskieren, in seichten Gewässern auf Grund zu laufen.«
»Captain«, meldete sich Rodriguez, »da gibt es aber noch einen Faktor, den man in Betracht ziehen sollte.«
»Reden Sie.«
»Die Nord-Süd-Schifffahrtswege nach Schanghai sind wie eine Schnellstraße zur Rushhour, immer voll. Ich kann mir denken, dass der Kapitän der Red Shark nicht in einer dieser Straßen stecken bleiben will, weil er es sonst eventuell nicht schaffen würde, bei all dem Schiffsverkehr abzuschwenken und um das Delta bei Schanghai herumzukommen. Er müsste seinen Bogen irgendwo in der Gegend von Dongtai anfangen, nicht später, und sich dann tiefere Gewässer suchen.«
»Vielleicht hat er das schon«, erwiderte Scott.
Kramer tippe sich mit dem Radiergummi seines Bleistifts an die Zähne und sagte: »Was würde er tun, wenn er an Schanghai vorbei ist? Nach Südwesten abdrehen, und dann schnell die Küste herunter, bis er das Gefühl hat, er kann sicher durchbrechen?«
»Nein, Sir«, antwortete Rodriguez. »Wenn er das tun würde, wäre er nur wieder auf den inneren Verkehrswegen gefangen, und, na ja …«
Scott sah den jungen Offizier an.
»Sir, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt, aber wenn ich er wäre und außerhalb der Schifffahrtswege, dann würde ich mich hinten an ein Handelsschiff hängen und versuchen, mit ihm rauszukommen, vielleicht an eines auf Südkurs.«
»Brücke, hier Sonar.«
Scott zog sich das Mikro heran, das über dem Tisch hing. »Hier Brücke, was gibt es?«
»Captain, wir haben weitere aktive Pinger im Südwesten«, sagte der Sonar-Bootsmann. »Ich zähle mindestens sechs Zerstörer der Luda-Klasse. Sie arbeiten sich in einem gestaffelten Winkel von fünfundvierzig Grad mit gut dreitausendsechshundert Metern Zwischenraum die Küste hinunter.«
Scott bestätigte die Meldung und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kartentisch. »Ich glaube, Mr. Rodriguez, was wir da gerade gehört haben, stützt Ihre Theorie, dass sich der Kapitän der Red Shark nicht in Küstengewässern von chinesischen Zerstörern festnageln lassen will. Also schauen wir uns doch dieses Handelsschiff einmal an, das da nach Süden fährt. Wollen doch mal sehen, was wir dort finden können.«
49
O STCHINESISCHES M EER
Park hatte die Red Shark zweihundertfünfundsiebzig Meter hinter dem Sechzigtausendtonner Pacific Conveyor vorsichtig unter Wasser in Stellung gebracht. Durch das Periskop, das er in ihrem brodelnden Kielwasser ausgefahren hatte, konnte Park nicht feststellen, was der Frachter geladen hatte – Fahrzeuge, hatte er angesichts der riesigen Heckklappe angenommen. Für ihn zählte allein, dass der Frachter, der unter der Flagge Panamas fuhr, ihm ausreichend Deckung bot. Es würde eine holprige Fahrt werden, aber Park war entschlossen, sich so lange hinter ihn zu hängen, wie er konnte.
Er fuhr das Periskop wieder ein und übergab die Brücke seinem Ersten Offizier. »Die Turbulenzen im Kielwasser werden den Sonarempfang beeinträchtigen, aber nicht so sehr, dass wir es nicht mehr hören würden, wenn sich ein feindliches Schiff nähert. Lassen Sie das Kontrollteam alle zwei Stunden ablösen. Ich möchte jederzeit ausgeruhte Leute an den Schirmen haben. Rufen Sie mich sofort, wenn Sie irgendwelche Sonarkontakte bekommen oder sich etwas ändert«, befahl Park und ging in die Messe.
Der Matrose, der dort Dienst tat, hatte für Park bereits eine Flasche Soju und eine Porzellanschale auf dem Tisch bereitgestellt. Er füllte die Schale, zog sich in seine enge Kombüse zurück und schloss die Doppeltür, damit Park ungestört nachdenken konnte.
Park schätzte ihre Chancen, die Philippinen rechtzeitig zu erreichen, angesichts ihrer derzeitigen Lage inzwischen auf
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