Red Shark: Thriller (German Edition)
auf 165 Meter Tiefe.«
Der Rudergast in der Kontrollstation des Boots reagierte sofort: Die Reno vibrierte leicht vom Wechsel ihres Winkels gegen den Wasserwiderstand, neigte sich nach oben und zog der Oberfläche entgegen.
8
D IE R ENO , P AZIFIKMITTE
Scott neigte sich leicht nach vorne, um den Aufstiegswinkel des U-Boots auszugleichen, als er in die Messe unterhalb von der Kommandozentrale kam. Sie war mit bequemen Stühlen und einem langen Tisch ausgestattet und diente den Offizieren der Reno als Speiseraum, um sich dort Filme anzusehen und Besprechungen abzuhalten. Im Augenblick zeigte der Flachbildschirm ein etwas unstetes Bild, das vor einem dunkelblauen Hintergrund die Mitteilung ZUGANGSBESCHRÄNKTES VIDEOMATERIAL zeigte.
Oberbootsmann Brodie, Zipolski und die anderen SEALs warteten bei einer Tasse Kaffee auf den Anfang der Vorführung.
»Wo ist Jefferson?«
»Der duscht noch«, sagte Brodie. »Er hat gesagt, er kommt gleich.«
Scott beschloss, Jefferson für seine Verspätung keine finsteren Absichten zu unterstellen. Er überprüfte die Anlage noch einmal daraufhin, dass die SEALs am Tisch alle von der Videokamera erfasst und damit für Radford zu sehen waren.
Als alles bereit war, sah Scott noch einmal auf die Uhr. Das Deck unter seinen Füßen ging wieder in die Waagerechte, als die Reno ihre geringere Tiefe eingenommen hatte. Der digitale Tiefenanzeiger meldete konstante 165 Meter. Im gleichen Augenblick meldete sich das tonaktivierte Telefon. Scott nahm den Hörer ab, und Deacons Stimme meldete sich. »Sir, wir haben jetzt 165 Meter erreicht. Kurs zwei-sieben-null, Geschwindigkeit vierzig Knoten. RDT angeschaltet und einsatzbereit.«
Scott legte den Hörer wieder auf und richtete sich an Brodie. »Haben Sie noch ein Thema, das wir bei Radford ansprechen müssen?«
»Nur eines, Sir.« Brodie blätterte mit seinen dicken Fingern, die offensichtlich eher dazu geeignet waren, einem Gegner die Luftröhre einzudrücken als Papierkram zu erledigen, durch die Seiten eines kleinen Notizbuchs. »Diese chinesischen Piraten.«
»Drogenschmuggler«, verbesserte ihn Scott.
»Ja, Sir, was auch immer. Über die wissen wir eigentlich wirklich nicht viel. Ich meine, wie viel davon sind auf Matsu Shan? Bisher haben wir keinerlei Zahlenangaben bekommen.«
»Da haben Sie Recht«, sagte Scott. »Nach Angaben des SRO sind es laut den Satellitenaufnahmen nicht mehr als zwanzig.«
»Ich bitte um Entschuldigung, aber das ist Unsinn.«
»Was ist Unsinn?«, fragte Jefferson, der in diesem Augenblick gewaschen und gestriegelt in frisch gebügelter schwarzer Hose und einem blütenweißen T-Shirt in die Messe kam.
Scott musterte Jefferson von oben bis unten, ohne seine Verärgerung über dessen Verspätung zu verbergen.
»Personenzählungen über Satelliten«, erläuterte Brodie. »Die stimmen fast nie.«
»Genauere Angaben kriegen wir nicht«, sagte Jefferson. »Wir können von Glück sagen, dass wir überhaupt etwas haben.«
»Oberbootsmann, ich würde mich eher auf Miss Kidas Zahlenangaben verlassen«, entgegnete Scott. »Der japanische Nachrichtendienst meint, es wären eher dreißig Mann auf Matsu Shan als zwanzig.«
»Und wenn ich Sie wäre, Scott«, sagte Jefferson und goss sich einen Kaffee ein, »dann würde ich mich auf die Angaben des SRO verlassen. Sie sind immer verdammt gut.«
»Colonel, Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass diese Sesselpupser immer die einen doppelt zählen und die anderen vergessen«, widersprach Brodie. »Ohne Scheiß, nach allem, was wir wissen, könnten auf dieser Insel auch vierzig oder fünfzig Chinesen sein.«
»Hey, Chef, was macht das schon?«, fragte Zipolski. »Wir stoßen doch hier nicht mit einem Stock in ein Hornissennest! Das wird doch nur eine reine Erkundungsmission.«
»Die sich aber schnell zu einem Hornissennest entwickeln könnte«, sagte Scott. »Gehen Sie mal davon aus, dass es so kommen wird.«
Die anderen SEALs verfolgten wortlos diese Diskussion. Sie alle wussten, dass Erfolg oder Misserfolg von guten Informationen abhing. Unzuverlässige Informationen waren der erste Schritt zum Scheitern.
Jefferson warf Scott einen wütenden Blick zu. »Wie viele Spezialaufträge haben Sie doch gleich wieder mitgemacht?«
»Genug, um zu wissen, dass wir es uns nicht leisten können, zu unterschätzen, was uns in Matsu Shan erwartet.«
»Mein Gott, wir brauchen hier keine Vorträge über Selbstverständlichkeiten!«, rief Jefferson. »Wir wissen hier alle, wie
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