Red Shark: Thriller (German Edition)
gefunden, Deacon näherzukommen. Scott war nominell sein Vorgesetzter und leitete die Mission, aber Deacon war trotzdem letzten Endes verantwortlich für die Sicherheit seines Schiffs und seiner Mannschaft. Bisher hatten Scott und Deacon aber gut zusammengearbeitet und warteten ungeduldig auf die Chance, ihre Qualitäten unter Beweis zu stellen.
Stunden nach den letzten Anweisungen von Radford über Video-Schaltung aus Washington und nachdem das SEAL-Team an Bord gekommen war, ließ Deacon die Reno auslaufen. Scott sah Hawaiis Diamond Head hinter ihrem brodelnden Kielwasser am Horizont verschwinden. Als Minuten später der wellenumschäumte Bug des U-Boots nach Westen zeigte, hatte Deacon den Befehl gegeben: »Tauchen! Tauchen! Tauchoffizier, bringen Sie uns auf zweihundert Meter Tiefe.«
Der Reaktor schaltete auf volle Kraft, und die Reno zog tief unter dem Pazifik mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Taiwan davon.
Im Torpedoraum trat Scott auf eine Gummimatte, auf der Waffen in ihren Einzelteilen lagen:
M4 A1-Karabiner Kaliber 5,56 mm, zum Teil mit M-203-Granatwerfern ausgerüstet, schallgedämpfte
9-mm-Sig-Sauer-Pistolen und Remington 870 12er-Schrotgewehre.
Bootsmann Zipolski von den SEALs saß mit gekreuzten Beinen davor, reinigte und überprüfte die Waffen und füllte die zwanzigschüssigen Magazine der M4 mit Unterschall-Hohlspitz-Munition. Daneben lagen Nachtsichtgeräte, PRC-148-Funksprechgeräte und ein Miniatur-Satelliten-Receiver sowie Handys mit eingebauten Chiffrierungssystemen. Jedes dieser Geräte war von Zipolski sorgfältig kontrolliert worden. Ihre restliche Bewaffnung – die 20-Pfund-Sprengladungen und Handgranaten verschiedener Typen, darunter Phosphor-Granaten und Splitterhandgranaten, waren im auf dem Achterdeck über einer Ausstiegsluke der Reno angeschnallten ASDS verstaut.
»Morgen, Sir«, sagte Zipolski, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. Ein M4 A1-Verschluss klackte gegen das Patronenlager.
Oberbootsmann Tom Brodie brummte einen kurzen Gruß, während er Zipolski bei der Arbeit zusah. Der vierschrötige Brodie war der Missionskoordinator. Die anderen im Torpedoraum versammelten Mitglieder der Mission begrüßten Scott ebenso: Die Bootsmänner Caserta, Leclerc und Ramos, und dazu der SEAL-Sanitäter und Präzisionsschütze Van Kirk. Auch die Lieutenants Allen und Deitrich, Pilot und Kopilot des ASDS, waren hier versammelt.
Scott stand mit dem Rücken zum zentralen lokalen Torpedo-Kontrollpaneel und den vier Rohren, die vom Torpedoraum mittschiffs von der Mittellinie schräg nach außen führten. Er wandte sich an die SEALs: »Wir bekommen in fünfzehn Minuten noch einmal eine Aktualisierung unserer Befehle für die Mission. Wenn Sie noch irgendwelche letzten Fragen oder Bemerkungen zu der Mission haben, werde ich sie General Radford mitteilen. Es wird Ihre letzte Möglichkeit sein, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen.«
Van Kirk sagte: »Ja, irgendwelchen Mehrfachscheiß in der letzten Minute können wir nicht gebrauchen, stimmt’s, Colonel?«
Jefferson, der sich gerade abtrocknete, meinte: »Ganz besonders nicht von Ihnen, Zipolski.« Alle lachten.
Solche eingeübten Flapsigkeiten sollten über die Tatsache hinwegtäuschen, dass ihre Arbeit manchmal tödlich war, was sie aber locker nahmen, weil sie bereit waren und wussten, dass sie ihr Handwerk verstanden. Das hatte Scott ihnen an den Blicken angesehen: Zuversicht und eine gewisse Ungeduld sprachen daraus. Und das Bedürfnis, zu zeigen, dass sie mit dem Schlimmsten fertig werden könnten, worauf sie stoßen würden. Die Männer gehörten zu einer Bruderschaft, zu der Scott nicht gehörte und wahrscheinlich auch niemals gehören würde. Er konnte noch so gut sein, für die SEALs stellte er ein Risiko dar, und sie wussten, dass sie seine Sicherheit garantieren mussten, selbst wenn einer von ihnen sterben musste, weil sie ihm den Rücken zu decken hatten.
»Niemand ist entbehrlich, nicht einmal Sie, Zipolski«, erklärte Jefferson mit einem Seitenblick auf Scott.
Zipolski knallte mit einem Handballen ein gefülltes Magazin in eine Sig-Sauer. Dann schloss er sich den anderen SEALs an, die sich auf den Weg in die Messe machten.
»Ist das hier okay für Sie, Scott?«, fragte Jefferson, während sich Scott durch den schmalen Gang schob.
Scott blieb direkt vor Jefferson stehen. Er roch den Schweiß des Mannes, fühlte seine Körperwärme. Er spürte Jeffersons direkten Blick. Scott wusste, was hinter Jeffersons Frage
Weitere Kostenlose Bücher