Red Shark: Thriller (German Edition)

seiner Pranke zu Scott, der sagte: »General, wir brauchen genauere Informationen über die Anzahl von Fats Männern auf dieser Insel. Könnten Sie das für uns genauer überprüfen?«
    Radfords Bild begann sich aufzulösen. »Ich bleibe bei unseren Angaben – da sind nicht mehr als zwanzig Leute auf Matsu Shan.«
    Laufende schwarze diagonale Balken begannen, Radfords und Fumikos Bild zu verdrängen, als der RDT-Satellit die Verbindung zu verlieren begann. Scott hörte Radford gerade noch sehr schwach sagen: »Wie war das, ich kann Sie nicht hören …«
    Dann wurde der Monitor blau.

9
    T AIPEH , T AIWAN
    Die Motoren liefen aus, und die gelb-weiße Boeing 737 von ToriAir rollte vor der Geisteranlage der Frachtabfertigung im Außenbezirk von Taipehs internationalem Flughafen schiang Kai-schek aus. Nur ein paar Lichter brannten in den leeren Hangars und bei einem einzigen Air Bus A330 von UPS, der darauf wartete, beladen zu werden.
    Als Tokugawa ausstieg, schlug ihm die stickige Nachtluft entgegen, in der schwer der Geruch von verbranntem Kerosin und der Lärm der in der Nähe startenden und landenden Passagiermaschinen hing. Ein schwarzer Toyota Land Cruiser fuhr neben dem Flugsteig der 747 vor. Der Fahrer stieg aus, begrüßte Tokugawa in Taiwan und komplimentierte ihn unter Verbeugungen auf den Rücksitz. Tokugawa lehnte sich bequem zurück, während der große SUV aus dem Flughafen auf die Schnellstraße fuhr und sich zügig in Richtung Chi-lung auf den Weg machte.
    Es gab viel zu erledigen, überlegte Tokugawa. Wu Chow Fats vulgärer Versuch, Ojima die Kontrolle über die Heroin-Verteilung zu entreißen, musste angesprochen und gestoppt werden. Wahrscheinlich wusste Fat bereits, dass Naito ausgeschaltet worden war. Dutzende von Augen und Ohren beobachteten alles, was in Tokio und besonders in Kabukicho passierte, und alles wurde sofort weitergemeldet. Man sagte, dass man in Tokio nicht einer Katze auf den Schwanz treten konnte, ohne dass Fat davon erfuhr. Wenn das zutraf, wäre es nur eine Demonstration der Tatsache, dass Tokugawa solche Dinge sehr ernst nahm. Da die Chinesen bekanntlich immer höflich waren, könnte Fat so tun, als wüsste er nichts, und dann einfach nur Entrüstung über Naitos Schicksal heucheln, obwohl er genau wusste, dass jeder, der sich in dem Milliardengeschäft mit Sex und Drogen in Tokio selbstständig machen wollte, das gewöhnlich mit dem Leben bezahlte.
    Naito, Fat und Ojima hatten im Vergleich mit den Plänen Nordkoreas keine Bedeutung. Das Unternehmen, das Marschall Jin unbedingt durchziehen wollte, war von gänzlich anderer Größenordnung. Es würde ihm ungeheuren Reichtum bringen, überlegte Tokugawa voller Vorfreude, und dazu seine langersehnte Rache an Amerika.
    Er erinnerte sich noch so deutlich daran, als wäre es gestern gewesen: Eine einsame silberne B-29, die kurz durch eine Lücke in der Wolkendecke zu sehen war. Der Lichtblitz, heller als eine Million Sonnen. Die unvorstellbare Hitze und die pilzförmige Wolke, die alles schwarz werden ließ und das Ende seiner Welt bedeutete.
    Der Toyota holperte auf seinen breiten Reifen einen hölzernen Pier entlang, an dessen einer Seite Lagerhäuser standen. Er hielt neben einem Motorboot an, das sie bereits erwartete. Der Fahrer schaltete die Scheinwerfer aus, erst dann stieg Tokugawa aus. Er sah sich um und lauschte auf das Gluckern des Wassers unter dem Pier. Die Flut kam gerade. Er konnte die White Dragon nicht sehen, aber er wusste, das Wus Vier-Mast-Dschunke im Hainan-Stil draußen vor Anker lag.
    Zwei Chinesen in schwarzen Kampfanzügen traten mit Beretta-Maschinenpistolen bewaffnet aus den tiefen Schatten und kamen näher. Einer von ihnen leuchtete Tokugawa mit einem Handscheinwerfer mit blauem Glas an. Zufriedengestellt verbeugte er sich tief.
    Die Männer eskortierten Tokugawa auf das Motorboot, wo der Kapitän, ein Chinese mit einer Haut wie Leder, es ihm in einer Kabine unter Deck bequem machte. Sie legten ab, und eine Viertelstunde später wurde Tokugawa von Wu Chow Fat an Bord der White Dragon begrüßt.
    Die Gaffelsegel der Dschunke aus Fiberglasmatten waren eingerollt, und ihre Zwillingsdiesel schoben sie weit weg von den blinkenden Lichtern von Chi-lung hinaus in den Pazifik. Tokugawa und Fat saßen sich in schweren Brokatsesseln gegenüber, die speziell für dieses Gespräch an Deck gebracht worden waren.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Iseda- san , dass wir hier die Nachtluft genießen«, sagte Fat in