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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Fey
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Professor würde während der ganzen 90-minütigen Vorlesung nur zu mir sprechen. Deshalb setzte ich mich bei der nächsten Veranstaltung auf die andere Seite des Saales in der Hoffnung, vom Professor nicht entdeckt zu werden. Er würdigte mich auch tatsächlich keines Blickes. Das gefiel mir jedoch noch weniger. Deshalb nahm ich beim nächsten Mal wieder auf der rechten Seite Platz. Doch bei genauerer Betrachtung stellte ich zu meiner Enttäuschung fest, dass gar nicht ich das „Blick-Opfer“ war, sondern eine sympathische und tüchtige Studentin in der Reihe hinter mir – heute übrigens eine bekannte und anerkannte Theaterautorin.
    Sie können natürlich auch einen lieben Menschen als „Blickfang“ mitbringen. Falls dies nicht möglich ist, dann können Sie die Hörer, die als Erste kommen, dazu „ernennen“. Verwickeln Sie die Ersten, die den Saal betreten, jeweils in ein Gespräch. Knüpfen Sie ein Gespräch an über Gemeinsamkeiten, etwa über das Wetter, Parkplatzprobleme, Verkehrssituation … Der Inhalt ist in diesem Fall unwichtig, entscheidend ist der mitmenschliche Kontakt. Wenn Sie dann mit Ihrer Rede anfangen, haben Sie bei einigen bereits einen Vertrauensvorsprung. Sie werden Ihnen freundlichere Blicke zuwerfen als jene, denen Sie noch völlig fremd sind.
    Wichtig: Der Blickkontakt geht immer hin zu einzelnen Hörerinnen oder Hörern, wie bei einem Gespräch. Wechseln Sie ihn öfter, denn alle, die Sie während Ihrer Rede nicht anschauen, fühlen sich auch nicht angesprochen. Wie lange Sie eine einzelne Person anschauen sollen? Bis Sie ein Echo bekommen, zwischen zwei und zehn Sekunden.
    „Beißen“ Sie sich nicht an Einzelheiten fest wie dem Krawattenknoten oder Pickel. Sonst fühlt sich der oder die Angeschaute unbehaglich und greift sich an die Krawatte oder an die Nase, um zu prüfen, ob irgendetwas nicht in Ordnung ist. Schauen Sie besser das ganze Gesicht an. Konzentrieren Sie sich dabei nicht auf einen imaginären Punkt zwischen den Augen, sonst glaubt sich diese Person von Ihnen fixiert. Als Frau können Sie solch eine Situation sicher gut nachempfinden oder wissen, wie verunsichert Sie sich bei einem solchen, oft von Männern praktizierten Blickverhalten fühlen. Senken Sie den Blick nicht, auch wenn Sie bisher unbewusst so reagiert hätten, sondern schauen Sie auf gleicher Höhe woanders hin.
    Sprechen Sie vor einem größeren Hörerkreis, vielleicht hundert oder mehr Personen, dann empfehle ich Ihnen, den Raum im Geist in vier Quadranten aufzuteilen. Jetzt suchen Sie sich in jedem Quadranten eine Person aus, die Ihnen als Blickfang dient. Das Erstaunliche ist dann, dass alle, die vor, hinter oder neben dieser Person sitzen, den Eindruck haben, Sie würden sie auch anschauen.
    Praxis-Tipp:
    Der Blickkontakt ist die erste und wichtigste Möglichkeit, Kontakt zu den Hörern herzustellen, und deshalb gilt auch weiterhin die Norm: „Schau die Leute an, wenn du mit ihnen redest.“
    Lassen Sie sich nicht von abweisenden Gesichtern irritieren
    Frauen beklagen sich häufig darüber, dass Männer ihnen nicht so gut zuhören. Stimmt das? Es kann daran liegen, dass sich Männer als Zuhörer dem Redner oder der Rednerin gegenüber generell ganz anders als Frauen verhalten. Frauen geben der Person, die etwas sagen will, „Vorschusslorbeeren“. Sie begegnen ihr eher mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit. Sie gucken freundlich, lächeln die Person an, die eine Rede halten will, oder signalisieren ihr Zuhören durch ein leichtes zustimmendes Kopfnicken .
    Männer hingegen verhalten sich einer Rednerin ebenso wie einem Redner gegenüber erst einmal abwartend bis kritisch. Sie tauen nur allmählich auf, wobei sie das „Auftauen“ leider nicht immer von der Körpersprache her signalisieren. So entsteht der Eindruck, sie würden nicht richtig zuhören oder dem Gehörten nicht zustimmen.
    Beispiel:
    Ich erinnere mich an einen Staatsanwalt, der mich durch seine skeptische Körperhaltung und seinen missbilligenden Gesichtsausdruck ziemlich verunsicherte. Bei der Schlussbesprechung dachte ich, jetzt rechnet er mit mir als Dozentin ab und lässt kein gutes Haar an dem Seminar. Zu meiner Überraschung lobte er mich und das Seminar in den höchsten Tönen.
    Männer wie Frauen als Zuhörer geben somit nicht immer ihren tatsächlichen Eindruck wieder.
    Achtung: Es stimmt nicht, was viele „Körpersprachler“ behaupten, dass man mit dem Körper nicht lügen könnte. Gerade beim Zuhören nimmt man oft eine

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