Reden macht Leute
ändernden Steuergesetzgebung. Damit schaffen Sie eine gemeinsame Plattform, und das Publikum wird Ihnen nun vermutlich wohlwollender zuhören.
Es kann auch vorkommen, dass Sie als Rednerin oder Redner nicht den Erwartungen des Publikums entsprechen. Mag sein, dass Sie zu jung oder zu alt wirken, zu dick oder zu dünn. Oder würden Sie nicht auch spontan erwarten, dass ein Mann, der Fastenwanderungen durchführt, sehr schlank ist?
Falls das nicht so ist, sollte dieser Mann dies im Rahmen einer prolepsis klären, so zum Beispiel: „Sicher haben Sie jemand erwartet, der dünn ist. Nun, gerade weil ich Schwierigkeiten habe, mein Gewicht zu halten, beschäftige ich mich seit Jahren mit dem Fasten und werde deshalb auch bei der nächsten Fastenwanderung wieder mit den Teilnehmern fasten.“
So können Sie Vorurteile gegenüber Ihrer Person ausräumen. Denn nur dann haben Sie eine Chance zu überzeugen. Oder wenn ein katholischer Pfarrer über Kindererziehung spricht, dann könnte er sagen, dass er als Außenstehender einen Blick auf die heutige Kindererziehung werfen wird.
Beliebt ist als Ohrenöffner ein Verweis auf den Nutzen, den Hörer vom Vortrag haben können: „Wenn Sie mir zuhören, dann werden Sie am Ende des Vortrags wissen, wie Sie als Beamtin des gehobenen Dienstes mit nur 20 000 EUR Eigenkapital eine Eigentumswohnung finanzieren können.“
Oder das Aussprechen einer Hoffnung: „Ich will Ihnen mit meinem Vortrag Mut machen, als junge Beamte eine Eigentumswohnung zu kaufen.“
Achtung: Obwohl die meisten Anwesenden prinzipiell neugierig auf Ihren Vortrag sind, signalisieren sie das nicht immer so deutlich. Deshalb passen Sie auf, dass Sie nicht zu Beginn einen „ Ohrenschließer “ bringen.
„Ich muss leider auch nochmal darauf eingehen, dass …“
„Ich bin zwar keine Fachfrau für …, aber …“
„Ich spreche leider über ein trockenes Thema …“
„Wie Sie ja bereits wissen …“
„Wie schon mein Vorredner sagte …“
„Ich konnte mich leider nicht so gut auf das Thema vorbereiten, aber ich hoffe …“
Phase 2: Die Hörer zum Mitdenken und Mitfühlen animieren
Wenn Sie sich der Zuwendung sicher sind, müssen Sie versuchen, Ihr Publikum oder Ihre Gesprächspartner für Ihr Thema zu interessieren und zum Mitdenken und Mitfühlen zu animieren. Das ist das Ziel der zweiten Phase. In der antiken Rhetorik brachte der Redner an dieser Stelle seine „narratio“ (Erzählung). Sie bringen an dieser Stelle Ihre Sachdarstellung, schildern ein Problem, einen Fall oder bringen eine spannende Story. Das Mitdenken können Sie aktivieren, indem Sie rhetorische Fragen einfließen lassen, die die Hörer im Geiste dann in Ihrem Sinne beantworten. Fesseln können Sie Ihre Hörer durch eine Sprache, die beide Gehirnhälften aktiviert, eine Sprache, die zugleich Bilder und Gefühle weckt. Ob Sie mit Ihrer Schilderung Interesse geweckt haben, merken Sie häufig an körpersprachlichen Signalen Ihrer Hörer: Schauen sie interessiert oder gelangweilt, sitzen sie vornübergebeugt oder zurückgelehnt?
Blicken Sie Ihre Zuhörer aufgeschlossen an, können Sie in die „argumentatio“, die Argumentation einsteigen. Hier favorisieren Sie Vorteilsargumente und Argumente, die für Ihren Standpunkt sprechen (siehe auch Seite 102 ff.).
Phase 3: Verunsichern, falls notwendig
Diese Phase ist nur notwendig, wenn die Hörer zu dem Thema schon eine festgefügte Meinung haben, zum Beispiel, wenn Sie etwa bisherige BMW-Fahrer davon überzeugen wollen, zukünftig einen Mercedes zu fahren. Dies gelingt dann, wenn Sie Zweifel an ihrer bisherigen Entscheidung wecken und dann zeigen können, dass ein Mercedes die bessere Alternative ist. Wenn Ihre Hörer jedoch nicht so markentreu sind und einfach nur ein Auto kaufen wollen, das ihnen gefällt, so behandeln Sie nur Einwände, von denen Sie wissen, dass sie in den Köpfen ihrer Hörer herumspuken.
Angenommen, Sie wollen die Hörer in ihrer Meinung erschüttern. Wie gehen Sie vor? Als Erstes sollten Sie sich der Problematik dieser Phase bewusst sein. Die allermeisten Menschen bemühen sich nämlich, in Harmonie mit sich selbst und ihrer Umwelt zu leben.
Deshalb lässt man sich nicht gern verunsichern und nimmt ungern von lieb gewonnenen Ansichten Abschied. Manche reagieren in dieser Phase des Zweifels aggressiv, wenn sie sich dabei von Ihnen ertappt fühlen, nehmen es Ihnen persönlich übel, dass Sie sie in solche Unannehmlichkeiten stürzen.
Vermeiden Sie deshalb in
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