Reden macht Leute
Möglichkeiten. So ist ein bis zur Mitte gefülltes Glas entweder „halb voll“ oder „halb leer“, je nachdem, ob Sie den Sachverhalt positiv oder negativ darstellen wollen.
Wichtig: Ein klares Anliegen hat für Sie selbst eine ganz entscheidende Auswirkung: Das Anliegen besiegt die Angst, denn Sie können nicht zwei Gefühle zur gleichen Zeit empfinden. Entweder haben Sie während Ihres Vortrags Angst und Lampenfieber oder Sie sind voller Begeisterung, voller Wut oder so von der Wichtigkeit Ihres Anliegens überzeugt, dass diese Überzeugung das Lampenfieber in eine positive Spannung verwandelt und Ihnen eine sieghafte Ausstrahlung verleiht (siehe auch Seite 33).
Praxis-Tipp:
Damit Sie Ihr Anliegen nicht nur irgendwo tief in Ihrem Innern spüren, müssen Sie es in einem Satz, dem so genannten Zwecksatz, möglichst konkret formulieren: „Ich will die Hörer davon überzeugen, dass …“ Schreiben Sie ihn auf einen Zettel und legen Sie ihn sichtbar auf Ihren Schreibtisch, bevor Sie mit der Stoffsammlung weitermachen, damit Sie Ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Ihr Zwecksatz muss konkret und einfach gefasst sein. Nehmen Sie sich für ein zweiminütiges Statement bei einer politischen Versammlung zum Thema „Verkehrsberuhigung“ bitte nicht vor, die Menschheit zu höheren Idealen wie „Schutz der Schwächeren“ zu bekehren, sondern plädieren Sie schlicht und einfach für die Einhaltung von Tempo 30 in Wohngebieten.
Leider ist der Stoff in Ihrem Kopf nicht so fein säuberlich geordnet, um ihn einfach abrufen zu können, wie Sie es für Ihren Vortrag brauchen. Im Gegenteil, das Ganze ist ziemlich unstrukturiert in Ihrem Kopf gespeichert. Deshalb brauchen Sie eine kreativitätsweckende Methode, die das, was Sie bereits über das Thema wissen, aktiviert und neu verknüpft.
Stoffsammlung – nutzen Sie mehrere Quellen
Brainstorming mit sich selbst: Dazu brauchen Sie eine große Pinwand (lässt sich leicht selbst herstellen aus möglichst dickem Karton, oder besorgen Sie sich eine aus Kork im Supermarkt). Mit Stecknadeln heften Sie Ihre auf Zettelchen notierten Gedankensplitter, Fragen, Zitate und Anmerkungen – all das, was Ihnen spontan und nach einiger Überlegung oder bei Gesprächen und Diskussionen mit anderen zu Ihrem Thema einfällt.
Ich bevorzuge hierbei DIN-A7-große Karteikärtchen. Sie lassen sich gut in Hosen-, Jacken- oder Handtasche unterbringen und sind immer griffbereit für plötzliche Gedankenblitze.
Seien Sie in dieser Phase des Brainstormings unkritisch. Schreiben Sie alles auf, auch wenn es Ihnen im Moment nicht so wichtig oder genial erscheint, denn Quantität bringt Qualität. Wenn Sie viel sammeln, wird auch viel Verwertbares dabei sein. Verfahren Sie anders und prüfen erst alles genau, bevor Sie es als Zettel an die Wand pinnen, bleibt Ihr Pinboard halb leer und Sie sind frustriert, weil Ihnen so wenig einfällt.
Kontakt zu Hörern: Besonders ergiebig wird Ihre Vorbereitung, wenn Sie Kontakt zu möglichen oder vergleichbaren Hörern aufnehmen und diese dann die Fragen beantworten lassen. Machen Sie hier, wie am Anfang Ihrer Vorbereitung, als Sie sich für das Thema motivierten, eifrig Notizen. Seien Sie in dieser Phase dankbar für kritische Zuhörer. Vielleicht stellen die Ihnen Fragen, die Sie erheblich ins Schleudern bringen. Doch wenn Sie sich dann mit diesen Menschen gemeinsam eine gute Antwort überlegen, müssen Sie diese Frage bei Ihrem eigentlichen Vortrag nicht mehr fürchten. Diese Art des Vorgehens erspart Ihnen mit Sicherheit die gefürchtete Blamage.
Praxis-Tipp:
Sprechen Sie vorher mit anderen, Ihnen wohlgesinnten Menschen über Ihr Thema. Sie können so auf Inhalte und Formulierungen, die Anstoß erregen könnten, aufmerksam gemacht werden.
Fachliteratur wälzen: Natürlich können Sie Fachliteratur wälzen und ausschlachten – etwa bei einem fachlichen Thema, um Neues zu erfahren oder bestätigt zu bekommen, was Sie vertreten. Seien Sie aber bitte so redlich und geben Sie die Quelle an! Vielleicht finden Sie beim Bücherschmökern auch Ansichten, die Sie als „Buhmann“ benutzen können, um sich in Ihrer Rede von unmöglichen und abseitigen Meinungen zu distanzieren. Auf diese Weise haben Sie zugleich ein Anliegen, das Sie voller Überzeugung vertreten können.
Lassen Sie andere für sich arbeiten, scherzhaft auch Methode „Vampir“ genannt. Rufen Sie einen lieben Menschen an und klagen Sie ihm Ihr Leid. Vielleicht liefert Ihnen Ihr
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