Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Beine gekommen war, verfolgte ihn schnaufend und laut zeternd.
»Bleib stehen, Dieb! Komm sofort hierher, du Schurke!«
Methusalem legte gerade mit viel Liebe und Mühe letzte Hand an den Wandteppich. Nur ein sehr aufmerksamer Betrachter mit gutem Sehvermögen würde erkennen können, dass er einst zerrissen gewesen war. Die warnenden Rufe ließen ihn in seiner Tätigkeit innehalten. Er drehte sich um und sah, wie der Fuchs auf die Tür zuraste, während Pater Hugo weit hinter ihm zurücklag und rief, so laut er nur konnte.
Methusalem brauchte nur ein paar Schritte nach vorn zu gehen, um die Tür zu versperren. Mutig stellte er sich dem heranlaufenden Fuchs mit einer erhobenen, gebrechlichen Pfote entgegen.
»Du junger Heuchler! Das ist also dein Dank für unsere Güte. Du bist noch viel schlimmer als deine boshafte Mutter!«
Hühnerhund hielt den schweren Beutel in beiden Pfoten und schleuderte ihn dem alten Pförtner an den Kopf.
»Aus dem Weg, du tatteriger alter Esel«, keuchte er.
Der schwer bepackte Beutel traf Methusalem mit ungeheurer Wucht. Er brach sofort zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
Hühnerhund erstarrte für einen Moment zu Eis. Der Beutel mit dem Diebesgut rutschte ihm mit lautem Geklapper aus den hektischen Pfoten. Pater Hugo blieb wie angewurzelt stehen. Der Fuchs starrte auf die erbärmliche, zusammengekauerte Gestalt, er hatte ihn nicht mit solcher Wucht treffen wollen.
»Mörder! Oh, du grauenhafter Barbar! Du hast Bruder Methusalem getötet!«
Der Aufschrei von Pater Hugo löste den Fuchs aus seiner Starre. Er griff nach dem Beutel und floh aus dem Gebäude.
Der dicke kleine Pater fiel auf die Knie; Tränen rannen ihm ungehindert über sein rundliches Gesicht. Er nahm das traurige kleine Häuflein auf und wiegte es in seinen Armen; es war einmal der weiseste und älteste Mäuserich von Redwall gewesen.
Hühnerhund schlich, dicht an das Gebäude gedrückt, weiter. Dann stahl er sich eilig über das Gelände bis hin zu einer der kleinen Türen in der massiven Außenmauer. Der Mörder musste den Wald erreichen, bevor Hugo sich so weit von seinem Schock erholt hatte, dass er Alarm schlug. Er mühte sich hektisch mit dem mächtigen Riegel und Schloss ab, bis es ihm schließlich gelang, die kleine Eisentür zu öffnen. Ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken, raste der Fuchs in den Wald von Mossflower. Nach während er lief, schlug die Josefsglocke Alarm.
Hühnerhund wurde immer selbstsicherer, während er durch den Wald hetzte. Er kicherte. Blöder alter Esel! Geschah ihm ganz recht, er hätte aus dem Weg gehen sollen. War er sich denn nicht darüber im Klaren gewesen, dass es kein Geringerer war als Hühnerhund, der Herr und Meister aller Verbrecher, dem er sich entgegenstellte?
Er hastete tiefer und tiefer in den Wald von Mossflower hinein, hielt aber immer wieder inne und lauschte, ob ihm irgendwelche Verfolger auf den Fersen waren. Er vernahm ganz schwache Geräusche. Da schien jemand mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch Busch- und Blattwerk auf ihn zuzurasen. Das Knacken der Zweige und Getrampel im Unterholz schien immer näher zu kommen. Sein ausgeprägter Geruchssinn verriet dem Fuchs, dass er von zwei Tieren verfolgt wurde. Das eine war ein Igel, aber das andere? Hühnerhund begannen die Knie zu zittern. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Es gab nur ein Lebewesen im ganzen Wald mit einem derartig intensiven, unverkennbaren Geruch … Konstanze, die Dächsin!
Instinktiv blickte sich der verängstigte Fuchs hektisch nach einem Versteck um. Ihm saß der Schreck so in den Gliedern, dass er nicht weiterlaufen konnte. Es war, als hätte eine dunkle Macht seinen stummen Hilfeschrei vernommen. Nicht einmal zehn Meter von ihm entfernt, befand sich ein idealer Zufluchtsort: der hohle Stamm einer abgestorbenen Eiche. Zwischen zwei dicken Wurzeln fand er eine Lücke, die zum Teil von Farnkraut verdeckt war. Hühnerhund schleuderte den Beutel in den Hohlraum und sprang, so schnell er konnte, hinterher.
Überrascht stellte er fest, dass die Höhle recht groß war und von einem dichten Teppich aus trockenem Gras und Blättern bedeckt wurde. Es war zwar furchtbar dunkel dort, aber er hätte keinen besseren Platz finden können. Er war so gut wie unsichtbar und würde hier ganz bestimmt nicht entdeckt werden. Sollten sie doch zusehen, wie sie ihn fanden!
Mit Ambrosius Stachel im Schlepptau krachte Konstanze durch das Unterholz. Die Dächsin war so von Zorn und
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