Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
die Tyrannei!
Ein Hieb gegen den Spott von Hauptmann Schnee!
Ein Hieb für eine Welt voller Licht und Freiheit!
Ein Hieb folgte auf den anderen, bis seine Pfoten ihm wehtaten und ihm das Schwert entglitt.
Als Roy-Ahoi aus seiner Erstarrung erwachte, erblickte er seinen Freund, Matthias den Krieger.
Zitternd stand er da. Seine Brust hob und senkte sich vor Anstrengung. Seine Pfoten hingen schlaff herunter. Das große Schwert lehnte gegen die blutbefleckte Kutte des Kriegers, die lange tödliche Klinge im Sieg purpurrot gefärbt.
Und der Kopf von Asmodeus Giftzahn, dem gigantischen Natternmann, lag abgetrennt am Boden, die Augen waren im Tod trübe geworden und würden nie wieder ein Lebewesen in ihren Bann schlagen!
52
Am Nachmittag des darauf folgenden Tages marschierte Matthias an der Spitze der gesamten Guerilla-Union aller Spitzmäuse in Mossflower auf der Farm ein. Er ließ das ganze Regiment vor der Scheune anhalten und wandte sich an Roy-Ahoi.
»Warte hier, mein Freund. Es gibt da jemanden, den ich besuchen möchte.«
Der junge Mäuserich stand im Dunkel der Scheune und wusste, dass er beobachtet wurde. Ohne sich umzudrehen oder seinen Blick schweifen zu lassen, richtete er seine Worte an den Kater.
»Julian, ich bin es, Matthias. Ich bin zurückgekehrt.«
Der orangefarbene Kater schaute aus dem Halbdunkel. »Das sehe ich. Willkommen, kleiner Freund! Ist dies das Schwert, von dem du mir erzählt hast?«
Matthias reichte es ihm zur näheren Betrachtung. »Ja, richtig, das ist es. Asmodeus, der Schlangenmann, ist tot. Ich habe ihn mit ebendieser Waffe erschlagen. Es ist das große Schwert von Martin dem Krieger!«
Junker Julian von Gingivere ging sehr vorsichtig mit dem Schwert um. Er legte es auf einen Heuballen, blieb daneben sitzen, rollte seine Pfoten unter sich ein und hielt seine Augen halb geschlossen.
»Matthias, ich möchte dir einen guten Ratschlag erteilen. Ich bin viel älter als du und habe in meinem Leben wesentlich mehr erlebt. Mir bleiben nicht mehr viele Illusionen und ich möchte auch nicht deine Träume zerstören oder deinen Ehrgeiz zunichte machen, mein Freund; aber es gibt dennoch etwas, was ich dir sagen muss.
Wir Junker von Gingivere sind ein altes Geschlecht. In der Vergangenheit habe ich viele Waffen wie dieses Schwert gesehen. Meine Großväter nannten eine unermesslich große Waffenkammer voll prächtiger und wertvoller Kriegsausrüstungsstücke ihr Eigen. Zweifellos ist dein Schwert wunderschön anzusehen. Es ehrt denjenigen, der es in längst vergangener Zeit schmiedete. Es gibt nur noch wenige solcher Schwerter auf dieser Welt. Aber denke immer daran, Matthias, es ist nur ein Schwert!
Es verfügt nicht über geheime Magie und seine Klinge birgt auch keine Zauberkraft. Dieses Schwert wurde nur zu einem einzigen Zweck hergestellt: um zu töten. Es ist genauso gut oder böse wie derjenige, der es schwingt. Ich weiß, dass du beabsichtigst, es lediglich zum Schutze deiner Abtei einzusetzen, Matthias. Tu das, aber lasse dich niemals dazu verleiten, es in unvorsichtiger oder nutzloser Weise zu gebrauchen. Es würde dich unweigerlich das Leben oder das deiner Lieben kosten.
Martin der Krieger setzte das Schwert nur für Ziele ein, die richtig und gut waren. Darum ist es für Redwall zu einem Symbol der Macht geworden. Wissen erringt man durch Weisheit, mein Freund. Lasse Weisheit walten, wenn du das Schwert einsetzt.«
Matthias nahm seine Waffe an sich. Er war erstaunt über Julians Worte. Sie klangen wie ein Echo dessen, was sein alter Gefährte Methusalem einst zu ihm gesagt hatte.
»Ich danke Euch, Julian«, sagte er. »Ich werde Euren Rat immer beherzigen. Jetzt muss ich Euch um einen Gefallen bitten. Würdet Ihr so gut sein und mich begleiten? Ich möchte, dass Ihr dabei seid, wenn ich mit Hauptmann Schnee spreche.«
Der Kater schnaubte verächtlich. »Du verlangst ganz schön viel. Für jemand anderen würde ich das nicht tun, musst du wissen.«
Widerwillig stolzierte Julian mit Matthias hinaus ins Sonnenlicht. Das Regiment der Guerilla-Spitzmäuse brach bei seinem Anblick sofort in lautes, ängstliches Geplapper aus. Junker Julian von Gingivere nickte ihnen nur zu und sprach zu ihnen huldvoll, aber sehr von oben herab: »Guten Tag. Das Wetter ist doch recht milde für diese Jahreszeit, nicht wahr?«
Zum ersten Mal seit der Gründung ihrer Union standen die Spitzmäuse schweigend und mit offenem Mund da – ihnen fehlten einfach die Worte!
Während
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