Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques

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war in seinem Zelt eingeschlafen. Er brauchte noch immer Ruhe, um endlich mit sich selbst ins Reine zu kommen. Aber es war nicht einfach, diese Ruhe zu finden, denn der Mäusekrieger hatte wieder begonnen, ihn in seinen Träumen heimzusuchen.
    Sosehr er es auch versuchte, Cluny konnte dem grimmigen Rächer mit dem Schwert nicht ausweichen. Die Schatten derer, die er im Laufe seines Lebens erschlagen hatte, kehrten zurück, um ihn zu verspotten. Sie versperrten ihm den Weg und stellten ihm ein Bein, sodass er stolperte und hinfiel. Jedes Mal, wenn er sich mühsam aufgerappelt hatte und wieder zu laufen begann, folgte ihm die Macht der Vergeltung auf den Fersen, ohne Hast und mit immer gleich bleibender Geschwindigkeit. Gleichzeitig schwebten die Geister seiner toten Hauptmänner Totenschädel, Gierschlund, Zottelohr und Käseklau im Raum und drängten ihn, sich umzudrehen und sich dem Mäusekrieger zu stellen. Aber er wagte es nicht. Er lief immer weiter.

    Die beiden Wiesel, die in der Enge des Tunnels mit den letzten Grabarbeiten beschäftigt waren, stießen nach oben. Sie sprangen zur Seite, als die Erde über ihnen herunterprasselte und das Tageslicht hereinströmte. Mit den wimmelnden, drängenden Soldaten hinter sich trat Schwarzkralle an die wartenden Erdarbeiter heran. Sie halfen ihm hinauf. Seinen Speer hatte er unter einer Klaue stecken, als er im Gras Halt suchte. Sein Körper steckte noch bis zur Hälfte im Loch, als er plötzlich innehielt.
    Als Erstes sah er zwei zusammengekauerte Gruppen kleiner Tiere. Sie standen hinter zwei Linien aus Nägeln und Seilen. Schwarzkralle grinste wie ein Wolf. Sie waren offensichtlich gerade dabei, irgendein albernes kleines Spielchen zu spielen. Er hatte sie in einem Moment überrascht, in dem sie unbewaffnet waren.
    Ein Geräusch hinter ihm lenkte den Rattenmann ab. Er wirbelte herum.
    Direkt über ihm befanden sich zwei riesige Kessel, die über zwei Feuerstellen unheilvoll brodelten und kochten. Dahinter standen die große Dachsfrau und eine weitere, merkwürdig aussehende Gestalt von nicht minder kräftiger Statur.
    Schwarzkralle stützte seine Klauen auf den Rand des Loches, um sich herauszustemmen. Noch bevor er irgendetwas tun konnte, um sie daran zu hindern, kippten das Dachsweib und ihr Kumpan die wuchtigen Kessel um.
    Schwarzkralle konnte nicht einmal mehr einen Todesschrei ausstoßen. Kochend heißes Wasser stürzte in einer zischenden, dampfenden Flut über seinen Kopf. Unter der Gewalt des rauschenden Wassers wurde sein Körper in das Loch zurückgeschleudert. Nicht enden wollende Massen brühend heißen Wassers stürzten wie eine Flutwelle der Hölle auf die Ratten im Tunnel herab. Die dicht gedrängt stehenden Nagetiere waren auf der Stelle tot.

    Oben rief Konstanze zu den Wartenden hinüber: »Springt zwischen die Seile. Jetzt!«
    Das vereinte Gewicht der Verteidiger erschütterte den Boden zwischen den Seilen.
    Konstanze fing einen rhythmischen Singsang an: »Eins – zwei – Sprung! Eins – zwei – Sprung! Eins – zwei – Sprung!«
    Unter dem unaufhörlichen Stampfen zahlloser Füße sackte die gesamte, von den Maulwürfen abgezäunte Fläche plötzlich ab. Der Tunnel war eingestürzt und bildete nun einen Graben.
    Die Verteidiger standen in der Vertiefung, unter der noch vor kurzem Zapfentöters Tunnel gelegen hatte, und jubelten. Die Dächsin gebot Einhalt. Der Vormaulwurf und seine Mannschaft traten vor und begannen, das Loch mit Steinen und Schutt wieder zuzuschaufeln. Pater Hugo ließ die Kessel in seine Küche zurücktragen. Die Tiere in der Abtei verstummten und entfernten sich von dem Steinhaufen, der das Loch versperrte. Er war ein angemessenes Denkmal für das Massengrab des Feindes.

    Am Tunneleingang draußen im Graben wurden Reißzahn und Zapfentöter heftig zur Seite gestoßen, als Ratten, Wiesel, Frettchen und Hermeline wie wild um sich schlugen, um aus dem Tunnel hinauszugelangen.
    »He, was ist passiert?«, rief Reißzahn. »Kommt sofort hierher zurück! Wie könnt ihr es wagen, einfach so abzuhauen?«
    Die besiegten Krieger übersahen ihn geflissentlich. Sie waren mit einer Kruste aus schmutzigem Lehm bedeckt und zogen zerbrochene Speere hinter sich her, als sie durch den Graben davonhasteten.
    Zapfentöter spähte in den Tunnel. Er sah nur den geschundenen Körper eines Hermelins, der auf ihn zugetrieben kam. Es sah aus, als schwebte er auf einer kochenden Schlickwelle. Das Frettchen machte einen Satz nach hinten, als